Sina auf heißer Spur
endete der Weg vor der groÃen Wiese, die sich über eine Anhöhe bis zum Wald erstreckte. Dort lieÃen sie den Pferden immer freien Lauf und das konnten die Tiere jetzt kaum erwarten.
âHat jemand Lust auf ein kleines Rennen?â, rief Sina. Janko wieherte begeistert, als habe er sie verstanden.
âKlar doch!â, schrie Tori über die Schulter zurück. âAber mach dir keine Hoffnungen! Heute ist unser Tag, was, Tibor?â
Auf der Wiese lieÃen sie die Zügel locker und gaben den Pferden das Zeichen zum Galopp. Sina und Tori setzten sich im Nu an die Spitze. Janko und Tibor waren Westernpferde, die viel kräftiger und schneller waren als Julianas kleine Haflingerstute und Aylas schwerfälliger Freiberger-Wallach.
Sina jubelte. Der Wald flog förmlich auf sie zu. Unter ihr donnerten Jankos Hufe.
Tibor lag ein ganzes Stück vor Janko. Seine Hufe schlugen die Erde auf. Erdbrocken und Gras wirbelten durch die Luft. Tori lag weit nach vorn gebeugt auf seinem Rücken, ihr silberblonder Pferdeschwanz wippte unter dem Reiterhelm auf und ab. âLauf, Tibor, gib alles!â, hörte Sina sie rufen.
Sina versuchte gar nicht erst, sie einzuholen. Sollte sie gewinnen, was kümmerte es Sina. Der Tag war so herrlich, die Sonne schien und David liebte sie. Wie zart er sie auf die Wange geküsst hatte! Ich finde dich nämlich total nett, Sina. Es war wie ein Traum, aus dem sie niemals, niemals mehr aufwachen wollte.
Zu allem Ãberfluss war auch Sue heute wieder viel ausgeglichener und fröhlicher als in den letzten Tagen. Wahrscheinlich hatte sie eingesehen, dass sie völlig überreagiert hatte.
Die Welt war perfekt.
âWas ist mit dir, du lahme Schnecke?â Tori lieà sich ein Stück zurückfallen. âWillst du nicht kämpfen?â
âNa warte!â Auch Sina legte sich jetzt nach vorn. Hm, wie gut Janko roch. Eine Sekunde lang schloss sie glücklich die Augen. Dann riss sie sich zusammen, schlug leicht mit den Zügeln gegen Jankos Hals und drückte die Absätze in seine Seiten. âAlso komm, Alter. Zeig dem ollen Tibor, was in dir steckt! Den müden Ackergaul schaffst du doch mit links.â
Janko reagierte sofort. Er schoss nach vorn, die Nüstern weit aufgerissen. Aber der Vorsprung, den Tori sich erkämpft hatte, war zu groÃ. Janko erreichte das Ende der Wiese erst kurz nach Tibor.
Die beiden Mädchen sprangen von ihren Pferden.
âUnd die Siegerin des heutigen Tages heiÃt wieder einmal: Tori Marquardt auf Tiborâ, trompetete Tori durch ihre zu einem Trichter geformten Hände über die Wiese.
âGlückwunschâ, meinte Sina trocken. âDu bist die GröÃte!â
âIch weiÃ.â Tori grinste. âAber jetzt mal raus mit der Sprache: Was ist los mit dir?â
âHä?â
âNa, irgendwas stimmt doch nicht. Seit ich dich heute Morgen abgeholt habe, strahlst du, als hättest du eine Drei in Mathe bekommen.â
Verdammt! Tori konnte man wirklich nichts vormachen.
âIch hab eben gute Laune. Weil die Sonne so schön scheint.â
âKlar. Und mit David hat das Ganze nichts zu tun?â
âDavid? Wie kommst du denn jetzt auf den?â Ach, war das schön, seinen Namen auszusprechen. Am liebsten hätte sie ihn gleich noch mal gesagt. David. David. David. David.
Einen Moment lang war sie versucht, Tori alles zu erzählen. Früher hatte es keine Geheimnisse zwischen ihnen gegeben â wenn Sina sich über etwas freute, dann freute Tori sich mit ihr, und wenn Tori sauer war, dann kochte auch Sina vor Wut. Die Unzertrennlichen, hatten die anderen sie in der Grundschule immer genannt. Weil sie ein Herz und eine Seele waren. Aber das war jetzt vorbei.
Nein. Irgendetwas hinderte Sina daran, von ihren Gefühlen für David zu sprechen. Alles war so neu und zart und zerbrechlich. Sina hatte Angst, dass es kaputtgehen könnte, bevor es richtig angefangen hatte.
âMeine Güte, ihr hattetâs aber eiligâ, erklärte Juliana, als sie und Ayla endlich den Waldrand erreicht hatten. Sie lieà sich von Nikes Rücken gleiten und reckte ihr Gesicht zur Sonne. âWer hat denn gewonnen?â, fragte sie, ohne dabei die Augen zu öffnen.
âIch natürlichâ, meinte Tori. âSina hat sich nicht mal richtig angestrengt. Sie ist viel zu verknallt dazu.â
âVerknallt?â, fragten Juliana und
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