Sina auf heißer Spur
angsterfüllt.
Aber Dr. Knopfler kniete bereits vor dem nächsten Tier.
âHaben Sie eine Ahnung, was für ein Gift das war?â, fragte Hannah.
Der Tierarzt schüttelte unwillig den Kopf. âPsst!â
Washington trat neben Sina, den Schwanz zwischen die Beine geklemmt, und winselte. âIst ja gut, SüÃerâ, flüsterte sie. âDr. Knopfler macht sie alle wieder gesund.â
Washington winselte noch lauter. Offensichtlich war er genauso wenig überzeugt von ihren Worten wie sie selbst.
Irgendwann nahm der Tierarzt die Bügel des Stethoskops wieder aus den Ohren. âTjaâ, sagte er.
Sina und Hannah wechselten einen alarmierten Blick. Tja klang nicht gut.
âWir haben das Futter gefunden, mit dem die Tiere vergiftet worden sindâ, sagte Sina.
âWarum sagst du das erst jetzt?â, fragte Dr. Knopfler. âWo ist es?â
Sie rannte los und brachte ihm den Blumentopf. Er nahm ein Maiskorn heraus, betrachtete es lange, schnupperte daran, dann begann er mit seinem Zeigefinger im Topf zu wühlen. âDaâ, meinte er nach einer Weile. âDa haben wirâs.â Er streckte den Mädchen seinen Finger hin. Oben auf der Fingerspitze lag ein winziges hellblaues Körnchen.
âIch vermute, dass jemand Schlaftabletten zerkleinert und unter das Futter gemischt hatâ, erklärte er. âDie Dosis war wahrscheinlich nicht sehr hoch, sonst wären die Vögel inzwischen alle tot.â
âUnd jetzt? Können Sie sie retten?â, fragte Hannah atemlos.
Zu Sinas Entsetzen schüttelte Dr. Knopfler nur den Kopf. âIch kann gar nichts tunâ, sagte er. âMan kann den kleinen Dingern ja schlecht den Magen auspumpen. Uns bleibt nichts übrig, als abzuwarten. Vielleicht wachen sie nach einer Weile wieder auf.â
Oder sie sterben alle, dachte Sina. Und wir sitzen daneben und können ihnen nicht helfen.
âWo steckt eigentlich Sue?â Der Tierarzt blickte sich suchend um. âIst sie ausgeritten?â
âNee, Dakota ist im Stallâ, meinte Sina. âAber ihr Auto ist nicht da. Vielleicht ist sie mit Mike in die Stadt gefahren.â
âKönnen wir denn gar nichts tun?â, fragte Hannah.
âWärme wäre gutâ, sagte der Tierarzt. âAber unter der Wärmelampe in der Praxis ist nicht genug Platz für so viele Tiere. Und wir sollten sie auch möglichst wenig bewegen.â Er runzelte die Stirn. âSchaut doch mal, ob ihr irgendwo ein paar Decken findet.â
Hannah und Sina rannten sofort los. Aus der Sattelkammer holten sie einen Stapel Pferdedecken.
âZwei davon breiten wir hier aus.â Dr. Knopfler wies auf die windgeschützte Stelle vor dem Büro. âDa legen wir die Tiere drauf und decken sie zu.â
Es dauerte eine ganze Weile, bis sie die Vögel zusammengetragen hatten. Drei Gänse, vier Kaulhühner, zwei Stockenten, vier Perlhühner, zwei Seidenhühner, eine Wachtel, drei Puter und sechs Haubenenten. Fünfundzwanzig Vögel hatte es erwischt.
Dr. Knopfler und Hannah breiteten zwei weitere Decken über ihnen aus. Die kleineren Vögel verschwanden ganz unter dem dunkelgrauen Wollstoff, von den gröÃeren ragten oben die Hälse heraus. Sina musste plötzlich daran denken, wie sie und Tori früher mit ihren Plüschtieren Krankenhaus gespielt hatten. âBei Dr. Tori und Schwester Sina werden auch die hoffnungslosesten Fälle wieder gesundâ, hörte sie Tori wieder sagen. Auf einmal empfand Sina eine solche Sehnsucht nach ihrer Freundin, dass sie sie um ein Haar angerufen hätte. Aber es hatte ja keinen Sinn, Tori hätte auch nichts machen können, sie wäre nur genauso traurig und verzweifelt gewesen wie sie selbst.
Washington jaulte. Sina hätte am liebsten mit eingestimmt.
Sie hockten auf den Stufen vor dem Haus und warteten. Warteten und warteten.
Hin und wieder stand Dr. Knopfler auf, zog die Decke ein Stück zur Seite und kontrollierte den Herzschlag einiger Vögel. Danach kam er kopfschüttelnd wieder zurück zur Treppe.
âIch frage mich, wo Sue bleibtâ, murmelte Hannah. âSie sagt sonst immer Bescheid, wenn sie längere Zeit weg ist.â
âWir müssen die Polizei rufenâ, fiel Sina plötzlich ein. âSchlieÃlich wollte jemand die Hühner ermorden!â
âErmordenâ, wiederholte Dr. Knopfler und lachte
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