Sina auf heißer Spur
begann.
âQuatschâ, murmelte sie.
Sie und David mussten einander nur besser kennenlernen, dann würde sich das Problem von ganz allein lösen. Im Moment wusste David einfach nicht, woran er mit ihr war. Aber wenn er sich sicher wäre, dass er ihr vertrauen konnte, würde sich seine Eifersucht wieder legen.
âHallo?â
Vor dem Stall hörte sie eine laute, aufgeregte Stimme.
âSue? Wo steckst du denn? Sue!â
In der Box am Stallausgang begann Dakota zu schnauben und zu trippeln. Lärm und laute Stimmen ertrug er gar nicht.
â SUE !â Die Stimme überschlug sich jetzt fast vor Aufregung. Dakota wieherte hell und schlug mit den Hufen gegen die Abtrennung seines Verschlags. Janko lieà sich von seiner Nervosität anstecken und begann ebenfalls unruhig zu schnauben. Gut, dass wenigstens die anderen Pferde auf der Weide waren.
â SUUUE !â
Zum Teufel! Wer brüllte denn da so?
Sina lieà die Bürste in den Korb fallen, klopfte Janko beruhigend den Hals und rannte nach drauÃen. Am Ausgang des Stalls stieà sie mit Hannah zusammen.
âHannah! Was ist denn los?â
Hannahs rundes Gesicht war rot vor Aufregung. Sie starrte Sina aus weit aufgerissenen Augen an, als wäre sie ein Gespenst. âIch suche Sue.â Als ob Sina das nicht gehört hätte. âWeiÃt du, wo sie steckt?â
âKeine Ahnung. Im Stall ist sie nicht. Vielleicht im Büro?â
âNee, da war ich schon.â
Jetzt erst bemerkte Sina, dass Hannah weinte.
âUnd Mike? Wo ist Mike?â
âDas weià ich auch nicht. Ich hab heute noch keinen der beiden gesehen. Ist was passiert?â
âDie Hühnerâ, flüsterte Hannah. âIrgendwas stimmt nicht mit ihnen. Ich glaube â¦â Sie presste ihre Hand vor den Mund und verstummte.
âWas?â, fragte Sina. âWas glaubst du?â
âIch glaube, jemand hat sie vergiftet.â
Hannahs Fahrrad lag mitten im Hof. Und um das Fahrrad herum torkelten Sues Hühner, als wären sie von bösen Geistern besessen. Dabei gurrten und gackerten sie mitleiderregend.
Vor den Stufen, die hoch zum Haus führten, lag die Gans Agathe, den Hals nach vorn gestreckt, die Flügel regungslos ausgebreitet.
âWock, wock, wockâ, machte Paula, das kleine Zwerg-Seidenhuhn, das Sue im letzten Sommer einem Streichelzoo abgekauft hatte. Hilflos pickte sie mehrmals ins Leere, ein Zittern durchlief ihren kleinen Hühnerleib, dann fiel sie um.
Der groÃe Puter, die Truthenne Erika und die vier schwanzlosen Kaulhühner, sie alle drehten sich um die eigene Achse, wankten und schwankten hin und her und sanken schlieÃlich zu Boden. Ein paar Mal zuckten sie noch, dann blieben sie regungslos liegen.
âDas gibtâs doch gar nicht!â, rief Sina. âWas ist denn mit den Vögeln los?â
âErnie und Bert waren die Ersten, die es erwischt hat.â Hannah zeigte weinend auf die beiden Erpel, die mit ausgestreckten Flügeln im Hof lagen, ein paar Meter von Hannahs Fahrrad entfernt. âUnd dann kam Agathe â¦â
âHast du den Tierarzt angerufen?â, unterbrach Sina sie.
âNee. Ich hab die Nummer gar nicht.â
Sina riss ihr Handy aus der Tasche. Als Janko im letzten Sommer an einer Kolik gelitten hatte, hatte Sue ihr die Nummer von Dr. Knopfler gegeben, damit Sina ihn sofort anrufen konnte, wenn es schlimmer wurde. Damals hatte sie sie nicht gebraucht. Hoffentlich war sie trotzdem noch in ihrem Handy eingespeichert.
Sie klickte sich durch das Telefonbuch. Kanther, Kiesling, Klopp â Knopfler! Da war er!
Sie wählte die Nummer. Hoffentlich machte er nicht gerade Mittagspause.
âKnopfler.â Er ging direkt dran. Gott sei Dank!
Hastig erzählte sie ihm, was geschehen war.
âIch komme sofort vorbeiâ, sagte der Tierarzt. âUnd du schaust nach, ob das Gift noch irgendwo herumliegt. Nicht dass noch mehr Tiere davon fressen.â
Darauf hätte sie auch selbst kommen können. âKomm, Hannah!â Sina zog die Freundin am Ãrmel und rannte zum Hühnerstall.
Vor dem kleinen Holzhäuschen stand Washington. Den Kopf zur Seite geneigt, betrachtete er ratlos die taumelnden, schwankenden Hühnervögel. So etwas hatte er noch nie gesehen.
Sina beugte sich über die hölzerne Leiter und warf einen Blick ins Hühnerhaus. Ãberall lagen Körner, aber sie sahen ganz normal
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