sind immer dagegen
verdecken. Aber sie hatten sich nur über sie lustig gemacht. Hoffentlich würden die anderen jetzt netter zu ihr sein und nicht mehr auf sie herunterschauen, wenn sie sich jetzt anders verhielte.
Suse war kein tapferes und auch kein sehr verständiges Mädchen, aber an diesem Abend war sie tapfer und verständig genug, um zu begreifen, dass Geld und Autos nicht den Wert eines Menschen ausmachen. Es kam allein auf den Menschen selber an. Und jetzt werde ich so handeln, wie Winifred vorgeschlagen hat, ich werde zeigen, was in mir steckt, dachte Suse. Warum sollte ich weniger wert sein als die anderen!
Und so legte Suse ihre Hochnäsigkeit und Protzerei ab. Die Klassenkameradinnen bemühten sich freundlich zu sein und über vieles hinwegzusehen. Und Suse nützte die Chance. Nach und nach wurde sie ein sehr nettes, fröhliches Mädchen, das man gern zur Freundin hatte, wie Hanni sich ausdrückte.
„Ich werde jetzt immer den Leuten eine Chance geben“, sagte Hanni zu Nanni. „Schau Katrin an: Was ist sie doch für ein lieber Kerl geworden! Und Suse ist schon jetzt so ganz anders.“
„Nun“, meinte Jenny, die das Gespräch mit angehört hatte. „Wisst ihr eigentlich, dass wir euch auch eine Chance gaben? Ihr wart unmöglich, als ihr herkamt. Das kann ich euch versichern. Aber ihr habt euch gewaltig gebessert. Eigentlich seid ihr jetzt ganz annehmbar.“
Hanni und Nanni packten zwei Kissen und rannten auf die spottlustige Jenny zu. Kreischend versuchte sie sich vor den unbarmherzigen Zwillingen zu retten. Aber ohne Mitleid wurde sie gepufft und gekniffen.
„Dir geben wir keine Chance, du Scheusal“, kicherte Nanni. „Du verdienst keine. Hör sofort auf zu beißen!“
„Dann lasst mich auch los“, japste Jenny. „Wartet nur, bis ich ein Kissen in die Hand bekomme.“
Aber die beiden warteten nicht. Gefolgt von Jenny stürmten sie zur Turnhalle hinunter, wobei sie mehrere Mädchen umrannten.
„Diese Kinder“, sagte Tessi, die eine Klasse über ihnen war. „Man könnte meinen, man sei in einer Irrenanstalt.“
Suse bewährt sich
Nur noch vier Wochen waren es bis Weihnachten. Die Mädchen übten fleißig für die Theateraufführung, die am letzten Schultag stattfinden sollte. Die zweite Klasse studierte ein historisches Stück ein, das Frau Kennedy selber geschrieben hatte. Die Proben machten den Mädchen einen Riesenspaß.
„Die alte Kenny ist doch ein dufter Kerl“, sagte Hanni, die eifrig ihre Rolle lernte. „Komisch, jetzt denke ich gar nicht mehr daran, sie zu ärgern. Das kommt wohl daher, dass wir an unserem Spiel so viel Freude haben.“
„Wenn ich doch an unserem französischen Stück genauso viel Freude hätte!“, stöhnte Doris, deren schreckliche Aussprache Mamsell zur Verzweiflung brachte. „Ich kann einfach nicht das ‚r’ in der Kehle rollen. Rrrrrrr!“
Alle lachten über Doris, als sie sich wieder einmal vergebens bemühte, den Buchstaben ‚r’ richtig auszusprechen. Doris hatte kein Gehör für Sprachen. Dafür war sie eine begabte Tänzerin und mit ihrem Humor brachte sie die Klasse oft genug zum Lachen.
Jede Klasse trug zum Programm bei. Gelegentlich gab es auch Streit, weil alle Mädchen die Turnhalle gleichzeitig benutzen wollten.
Der Unterricht verlief natürlich ohne Störungen. Frau Roberts duldete nicht, dass die Schularbeiten in irgendeiner Form unter den Theatervorbereitungen litten. Sie war sehr böse, als sie Hanni dabei ertappte, wie sie im Unterricht eine Theaterrolle auswendig lernte.
Hanni hatte sich die Worte auf einen Zettel geschrieben und ihn säuberlich in ihr Grammatikbuch geheftet. Sie spielte im Stück eine wichtige Rolle und wollte bis zur Nachmittagsprobe ihren Text sicher beherrschen.
„Ich glaube, du hast in deinem Buch eine falsche Seite aufgeschlagen“, sagte Frau Roberts plötzlich. „Bring es mir mal her!“
Hanni wurde rot. Sie stand auf und ließ dabei das Buch absichtlich auf den Boden fallen, damit es sich schloss. Dann hob sie es auf und brachte es Frau Roberts. Sie hoffte, dass die Lehrerin das eingeheftete Blatt Papier nicht bemerkte. Aber Frau Roberts entdeckte es natürlich. Ihre scharfen Augen sahen alles.
„Das dachte ich mir“, sagte sie und nahm den Zettel aus dem Buch. „Wann ist denn die Probe?“
„Heute Nachmittag, Frau Roberts“, erwiderte Hanni.
„Nun, dann wirst du dich heute Nachmittag mit deiner Grammatik beschäftigen. Das scheint mir gerecht – und dir wohl auch. Wenn du nämlich deine
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