Sind Sie hochsensibel?
hört sich etwa so an: âObwohl ich das jetzt mit dir durchspreche, hoffe ich bloÃ, dass dir klar ist, dass ich sowieso das mache, was ich will.â Oder: âHast du schon mal gemerkt, dass du immer unlogische Argumente anführst, wenn wir uns streiten?â Solche Aussagen bewirken lediglich eine Eskalation des Streits. Vermeiden Sie diese Waffen, so mächtig sie auch sind.
Positive Metakommunikation bewirkt genau das Gegenteil, sie versieht die Beziehung mit einer Schutzschicht â egal wie heftig gestritten wird. Das hört sich ungefähr so an: âIch weiÃ, dass wir uns im Augenblick ganz schön schlimm und heftig streiten, aber ich möchte, dass du weiÃt, dass ich nur nach einer Lösung für uns suche. Mir liegt an dir und ich bin dir dankbar, dass du das jetzt mit mir durchmachst.â
Positive Metakommunikation ist in allen zwischenmenschlichen, spannungsgeladenen Auseinandersetzungen wichtig. Sie setzt die nervliche Anspannung und Beklemmung herab, indem sie die Beteiligten daran erinnert, dass sie sich umeinander kümmern (sollten) und dass sich wahrscheinlich alles zum Guten wenden wird. Paare, bei denen entweder einer oder beide HSM sind, sollten besonderen Wert auf diese Art der Umgangsform legen.
AuÃerdem schlage ich Ihnen vor, die Technik des aktiven Zuhörens anzuwenden. Diese wertvolle Methode hat man in den 1960er Jahren entwickelt und wahrscheinlich kennen Sie sie gut. Ich erinnere an dieser Stelle daran, weil sie meine Ehe zweimal gerettet hat und das ist keine Ãbertreibung. Wie könnte ich sie auslassen? Sie ist das A und O der Liebe und der Freundschaft.
Aktives Zuhören meint, der anderen Person richtig zuzuhören und speziell auf ihre Gefühle zu achten. Um sicher zu gehen, dass das, was man wahrnimmt, auch der Tatsache entspricht, wiederholt und äuÃert man die Gefühle des anderen â mehr nicht. Es ist aber schwieriger, als es sich anhört. Sie werden vielleicht sagen, dass es gestelzt klingt und Sie sich wie ein Therapeut anhören. Das tun Sie auch, wenn Sie ausschlieÃlich diese Technik anwenden. Ihre Reaktion kann aber auch auf Ihr eigenes Unbehagen im Umgang mit Gefühlen zurückzuführen sein â eine Reaktion die in der gesellschaftlichen Bewertung von Gefühlen begründet liegt. Glauben Sie mir, für die Person, mit der sie streiten, hört sich das Ganze viel weniger unecht an. Genauso wie gute Basketballspieler manchmal trainieren müssen zu dribbeln und Körbe zuwerfen, müssen Sie diese Art des Zuhörens ab und zu üben, damit sie dann sinnvoll eingesetzt werden kann, wenn es nötig ist. Deswegen probieren Sie das ausschlieÃliche, reine aktive Zuhören wenigstens einmal aus, vorzugsweise mit jemandem, der Ihnen nahe steht.
Fühlen Sie sich noch immer unsicher? Ein anderer Grund dafür, dass Sie sich so sehr in Ihren Gefühlen verfangen haben, liegt wahrscheinlich darin, dass diese drauÃen in der Welt selten angehört werden. Sie möchten aber, dass sie gewürdigt werden â zumindest in Ihren engen Beziehungen. Gefühle gehen tiefer als Vorstellungen und Tatsachen, oft werden diese aber von den Gefühlen beeinflusst und kontrolliert und sind deshalb auch leicht miteinander zu verwechseln. Wenn wir unsere Gefühle erst verstanden haben, dann erscheinen uns auch die Ideen und Fakten dahinter klarer.
Wenn Sie das aktive Zuhören in Ihrer Beziehung bei Auseinandersetzungen anwenden, werden Sie sich auch anhören müssen, wann Sie ungerecht sind und wann es Zeit ist bestimmte Gewohnheiten und Bedürfnisse aufzugeben. Sie müssen ertragen, dass man Ihnen sagt, welche negativen Auswirkungen Ihr Verhalten hat, ohne sich zu verteidigen oder sich davor zu verschlieÃen. Sie müssen versuchen, sich nicht aufzuregen oder zusammenzubrechen, damit sich der andere wieder um Sie kümmern muss. Erst so bringen Sie Licht in die ganze Angelegenheit und lernen den tieferen Grund für Ihren Streit kennen.
Individuation, Selbstfindung und Beziehungen
Im 6. Kapitel habe ich beschrieben, was die Jungâsche Psychologie unter dem Prozess der Individuation versteht. Es ist der Prozess den eigenen Lebensweg zu gehen, indem man lernt auf die inneren Stimmen zu hören. Dieser Prozess besteht aber auch darin, insbesondere jenen Stimmen oder Schwingungen in uns Gehör zu schenken, die wir bis jetzt gemieden, verachtet, ignoriert oder
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