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Sind Sie hochsensibel?

Sind Sie hochsensibel?

Titel: Sind Sie hochsensibel? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: mvg verlag
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deutlich werden.
    Damit klar wird, was die nachdrückliche Wiedergabe von Gefühlen meint, erläutere ich ein simples Beispiel:
    Ihr Gegenüber sagt vielleicht: „Ich mag die Jacke nicht, die du trägst.“ In dieser Übung, die dazu dient die Gefühle des anderen zu betonen, würden Sie antworten: „Du kannst diese Jacke wirklich nicht leiden .“ Sie sollten nicht sagen: „Du kannst diese Jacke wirklich nicht leiden“, denn die Jacke steht ja nicht im Vordergrund. Und Sie sollten auch nicht sagen: „Du kannst es wirklich nicht leiden, dass ich diese Jacke trage“, denn das rückt Ihre Person in den Mittelpunkt und klingt nach Verteidigung.
    Ihr Gegenüber reagiert dann auf die Wiedergabe seiner Gefühle beispielsweise mit der Antwort: „Ja, diese Jacke erinnert mich immer an den letzten Winter.“ Das sagt noch nicht sehr viel über seine Gefühle aus, also warten Sie.
    Ihr Gegenüber sagt: „Ich habe es gehasst in dem Haus zu wohnen.“ Sie betonen diese Gefühle wieder: „Das war ganz schön schlimm für dich.“ Fragen Sie nicht nach dem „Warum?“ und verteidigen Sie sich auch nicht: „Ich habe versucht uns da so schnell wie möglich herauszuholen.“ Schon bald werden Sie Sachen über den letzten Winter erfahren, die Ihnen nicht bewusst waren. Vielleicht bekommen Sie zu hören: „Ja, mir wird jetzt klar, dass ich nie zuvor so einsam gewesen bin. Ich empfand diese Einsamkeit selbst dann, wenn du im selben Zimmer mit mir warst.“ Das sind Dinge, die besprochen werden müssen. Die Gefühle des anderen zu reflektieren kann uns dabei helfen, diese Dinge besser zu erkennen, als wenn wir uns nur auf die Tatsachen oder unsere eigenen Empfindungen konzentrieren würden.
    Das sollten Sie vermeiden:
    1. Stellen Sie keine Fragen.
    2. Geben Sie keine Ratschläge.
    3. Erwähnen Sie keine eigenen ähnlichen Erfahrungen.
    4. Analysieren und interpretieren Sie nicht.
    5. Tun Sie nichts, was ablenkt oder die Gefühle der anderen Person nicht widerspiegelt.
    6. Verfallen Sie nicht in eine langes Schweigen und lassen Sie den anderen keinen Monolog führen. Denken Sie aber daran, dass Geduld ein wichtiger Part des aktiven Zuhörens ist. Wenn der Zeitpunkt richtig gewählt wurde, ermöglichen Sie dem anderen durch Ihr ruhiges Zuhören noch tiefer zu den Dingen vorzudringen. Reflektieren Sie aber immer auch das Gesagte mit Ihren eigenen Worten. Setzen Sie Ihre Intuition ein, um beide Teile möglichst im Gleichgewicht zu halten.
    7. Egal, was Ihr Gegenüber auch sagt, verteidigen Sie sich nicht und geben Sie nicht Ihre Ansichten wieder. Wenn Sie finden, dass diese wichtig sind, können Sie später deutlich machen, dass die Tatsache, zugehört zu haben nicht bedeutet, mit allem einverstanden zu sein. Während die Interpretation der Gefühle falsch sein kann, sind Gefühle an sich weder richtig noch falsch und verursachen normalerweise weniger und nicht mehr Ärger, wenn sie respektvoll angehört werden.
    Selbstentfaltung in engen Beziehungen
    Wir Menschen sind so veranlagt, dass wir uns ständig weiterentwickeln und entfalten können müssen – nicht nur, um mehr Raum, Besitz oder Macht zu erlangen, sondern auch um unser Wissen, unser Bewusstsein und unsere Identität zu erweitern. Eine Art, wie wir das bewerkstelligen, ist andere in unsere Person einzuverleiben. Man sagt nicht länger „ich“, sondern dehnt sich aus und spricht von „wir“. 105
    Wenn wir uns zum ersten Mal verlieben, erweitern wir uns selbst, indem wir den anderen blitzschnell in unser Leben mit hineinnehmen. Untersuchungen von Ehen zeigen allerdings, dass die Beziehungen nach ein paar Jahren weit weniger erfüllendsind 106 , eine gute und lebendige Kommunikation kann die Partnerschaft aber am Leben erhalten 107 und mithilfe des gerade beschriebenen Individuationsprozesses kann der Verfall minimiert oder eingedämmt werden. Mein Mann und ich haben bei unseren Forschungen andere Möglichkeiten aufgedeckt, wie man die Zufriedenheit steigern kann. In diversen Studien über verheiratete beziehungsweise liierte Paare haben wir festgestellt, dass die Partner zufriedener mit ihren Beziehungen waren, wenn sie gemeinsam etwas unternahmen, das sie selbst als aufregend (nicht nur angenehm) 108 empfanden. Das erscheint logisch, denn wenn man den eigenen Horizont nicht mehr erweitern

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