Sind Sie hochsensibel?

verleugnet haben. Diese „Schatten“, wie C. G. Jung sie nannte,sollen uns helfen, uns zu einer starken und vollständigen Persönlichkeit zu entwickeln, obwohl wir uns unser halbes Leben lang so verhalten, als ob es uns umbringen würde, wenn wir auf sie hörten.
    Zum Beispiel kann jemand so überzeugt von seiner immerwährenden Stärke sein, dass er sich selbst keine Schwächen eingestehen kann. Sowohl in der Menschheitsgeschichte als auch in Romanen und Filmen wimmelt es nur so von tragischen Helden, die aufgrund solch eines blinden Flecks scheitern. Das Gegenteil haben wir alle auch schon erlebt: Personen, die sich für schwach halten und sich ständig in eine Opferrolle begeben. Sie glauben sich jedoch oft auch dazu berufen, das Gute in sich und das Böse in anderen zu entdecken. Manche Leute verleugnen den Teil Ihres Selbst, der liebt und andere den, der hasst, usw.
    Die beste Möglichkeit mit den eigenen Schatten fertig zu werden ist, sie zu kennen und sich mit ihnen zu verbünden. Bis jetzt habe ich über HSM nette Dinge gesagt, indem ich ihre Gewissenhaftigkeit, Treue, Intuition und Einsicht positiv erwähnt habe. Ich würde ihnen aber keinen Dienst erweisen, wenn ich nicht auch darauf hinweisen würde, dass HSM mehr oder weniger häufig Gründe dafür anführen können, warum sie gewisse Seiten an ihrer Persönlichkeit ablehnen oder leugnen. Manche HSM weisen ihre Stärke, Kraft und ihre Fähigkeit, beizeiten mutig und pragmatisch zu sein, brutal zurück. Manche lehnen ihre verantwortungslose und lieblose Art ab. Manche leugnen ihre Wut oder ihr Bedürfnis nach Nähe oder nach Einsamkeit oder alles zusammen.
    Sich dieser zurückgewiesenen Charakterzüge bewusst zu werden ist schwierig, weil wir sie wahrscheinlich aus guten Gründen von uns gewiesen haben. Bekannte von uns wissen wahrscheinlich einiges über unsere Schatten, werden aber sicher zögern mit uns darüber zu sprechen. In einer sehr engen Beziehung, besonders wenn man zusammenlebt, können Sie es sich nicht leisten Ihre Schattenseiten gegenseitig zu ignorieren oder nicht über diesezu reden – manchmal kann solch ein Gespräch auch sehr hitzig geraten. Man kann tatsächlich sagen, dass eine enge Beziehung erst dann beginnt, wenn wir auch die dunklen Wesenszüge des anderen kennen und uns entscheiden, wie wir damit leben oder ob wir sie verändern möchten.
    Es ist schmerzhaft und beschämend, wenn man mit seinen schlimmsten Eigenschaften konfrontiert wird. Deswegen funktioniert das auch nur, wenn diese Aufgabe derjenige übernimmt, der uns am nächsten steht, und wenn wir wissen, dass wir nicht verlassen werden, trotz dieser schäbigen, tief verborgenen Eigenschaften. Eine enge Beziehung ist insofern die beste Möglichkeit diesen Teil Ihrer Persönlichkeit zu integrieren und die positive Energie zurückzugewinnen, die mit der negativen Einschätzung verloren gegangen ist. So können Sie auf dem Weg zu Weisheit und Vollständigkeit sich selbst als Individuum entwickeln.
    AKTIVES ZUHÖREN
    Wenn Sie das aktive Zuhören üben wollen, setzen Sie ein Zeitlimit (mindestens zehn, maximal fünfundvierzig Minuten). Warten Sie dann eine Stunde oder sogar einen Tag und wiederholen Sie dann die Übung mit vertauschten Rollen, wobei Sie dem anderen die gleiche Zeit geben. Falls ein Streit oder ein Konflikt zwischen Ihnen schwelt, warten Sie ebenso bevor Sie das Gesagte diskutieren. Wenn Sie möchten, können Sie sich einige Notizen zu dem machen, was Sie sagen wollen. Aber der beste Weg besteht in diesem Fall darin, dass Sie einfach Ihre Gefühle und Reaktionen ausdrücken, während Sie mit dem aktiven Zuhören an der Reihe sind.
    Das sollten Sie beachten:
    1. Nehmen Sie auch körperlich die Haltung eines Menschen ein, der wirklich zuhört. Sitzen Sie gerade, nicht mit verschränkten Armen und Beinen. Beugen Sie sich beispielsweise nach vorne. Schauen Sie Ihren Gesprächspartner an und nicht auf Ihre Armbanduhr oder eine Uhr an der Wand.
    2. Geben Sie die Gefühle in Worten und Tonfall wieder, die Ihr Gegenüber gerade geäußert hat. Die sachlichen Inhalte sind zweitrangig und kommen im Laufe des Gesprächs zur Sprache – seien Sie geduldig. Wenn Sie vermuten, dass einige Gefühle noch ungesagt sind, dann warten Sie, bis sie zur Sprache gebracht oder durch den Tonfall in der Stimme des anderen