Sind Sie hochsensibel?
zum Thema persönliche Erfahrung. Wir können ihr nicht vertrauen â so scheint es jedenfalls. Wir können nur den Naturwissenschaften vertrauen, oder?
Die Wissenschaft triumphiert und sieht sich selbst als einzig richtige Methode, Wissen zu erlangen. Aber sie kann einfach keine Antworten auf die wichtigen geistlichen, philosophischen und moralischen Fragen geben. Deshalb verhalten wir uns beinahe so, als wären diese gar nicht wichtig â aber sie sind es. Sie werden immer stillschweigend durch die Werte und das Verhalten der Gesellschaft beantwortet. Dieser gesellschaftliche Konsensbestimmt wer respektiert, geliebt und gefürchtet wird oder wen man ohne Nahrung und Dach über dem Kopf links liegen lässt. Werden solche Fragen ausdrücklich gestellt, so meistens von HSM.
Aber heutzutage sind sich noch nicht einmal mehr HSM sicher, wie sie etwas erfahren oder glauben können, das man nicht sehen kann, insbesondere all solche Dinge, die man früher geglaubt hat und die sich als wissenschaftlich falsch erwiesen haben. Wir trauen unseren Sinnen kaum und noch weniger unserer Intuition, wenn schon die tägliche Erfahrung eines Sonnenaufgangs zu Irritationen führt. Schauen Sie sich all die Dogmen an, auf denen die Priester einmal bestanden haben. Wie viel von dem ist heute erwiesenermaÃen falsch oder noch schlimmer, hat sich lediglich als zweckdienlich herausgestellt?
Nicht alle Rückschläge erfährt der Glauben aufgrund neuer Erkenntnisse der Wissenschaft. Auch neue Kommunikationsformen und das Reisen haben unser Weltbild verändert. Wenn ich an ein himmlisches Paradies glaube und ein paar Milliarden Menschen auf der anderen Seite der Erde glauben an die Reinkarnation, wie können dann beide Recht haben? Und wenn ein Teil meiner Religion nicht stimmt, ist dann nicht auch der Rest falsch? Zeigt das Studium der vergleichenden Religionen nicht, dass alles nur ein Versuch ist, Antworten auf natürliche Phänomene zu finden und die Suche nach Trost im Angesicht des Todes zu beenden? Warum leben wir also nicht ohne diese abergläubischen und emotionalen Krücken? Und überhaupt, wenn es einen Gott gibt, wie kann man dann all das Leid in der Welt erklären? Und da wir gerade beim Thema sind, erklären Sie einmal, warum gerade so viel dieses Leides durch Religionen verursacht wird? So fragen die skeptischen Stimmen.
Es gibt viele Reaktionen auf die schwindende Bedeutung der Religion in unserer Gesellschaft. Einige von uns stimmen vollkommen mit den Skeptikern überein. Andere glauben an eine abstrakte Macht oder Güte. Andere wiederum halten mehr dennje an ihren Traditionen fest und werden zu Fundamentalisten. Und wieder andere lehnen Dogmen als Quelle groÃen Leids in der Welt ab, erfreuen sich aber an Ritualen und bestimmten Lehrsätzen ihrer religiösen Tradition. Und schlieÃlich gibt es eine neue Generation religiöser Menschen, welche die direkte Erfahrung machen und nicht einfach dogmatischen Lehrsätzen von Autoritäten folgen will. Gleichzeitig wissen sie, dass aus gewissen Gründen andere unterschiedliche Erfahrungen gemacht haben und deshalb versuchen sie, nicht allein ihren Glauben zum einzig wahren zu erklären. Vielleicht sind sie die ersten Menschen, die bewusst mit einem spirituellen Wissen leben, das sie als grundsätzlich ungewiss erkannt haben.
HSM gibt es in jeder Kategorie, aber in meinen Interviews und Kursen habe ich festgestellt, dass die meisten HSM der letzten Gruppe angehören. Ãhnlich wie Forscher oder Wissenschaftler unterziehen viele HSM das unbekannte Gebiet einer gründlichen Untersuchung und kehren anschlieÃend zur Berichterstattung zurück â viele von uns zögern aber auch mit ihren Berichten. Das Geschäft der Religionen, Bekehrung, New Age, Kulte und Gurus kann so schmutzig sein. Wie oft hat uns der Auftritt eines Mitmenschen peinlich berührt, wenn er ein Traktat mit fanatischem Blick präsentierte. Wir fürchten uns davor, genauso auf unsere Mitmenschen zu wirken. HSM sind schon so oft an den Rand gedrängt worden, wie es nur in einer Kultur üblich ist, die den Körper über Geist und Seele stellt.
Aber wir werden in diesen Zeiten gebraucht. Das Ungleichgewicht zwischen den priesterlichen Ratgebern und den kriegerischen Königen in einer Gesellschaft ist immer gefährlich, besonders jedoch, wenn die Wissenschaft jegliche Intuition verneint und die
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