Sind Sie hochsensibel?
behandeln. Ich weiÃ, dass Sie sich nicht wirklich so weit zurück erinnern können, aber versuchen Sie es einmal aufgrund der Tatsachen, die Sie kennen: Was meinen Sie, wie Ihr erstes Lebensjahr wohl ausgesehen haben mag? Wie wirkt sich Ihr Denken und Ihre Selbstkontrolle heute auf Ihre Sensibilität aus? Gibt es Zeiten, in denen Sie Ihre Erregung unter Kontrolle haben? Wer hat Ihnen das beigebracht? Wer waren Ihre Rollenvorbilder? Glauben Sie, dass man Ihnen vermittelt hat, Ihre Vorsicht so sehr unter Kontrolle zu bringen, dass Sie sich mehr zutrauen könnten, als Ihr Körper verkraften kann? Oder bestand Ihre Lektion darin zu lernen, dass diese Welt mit Vorsicht zugenieÃen ist und sich die Ãberreizung der Nerven nicht kontrollieren lässt?
Wie aus Vertrauen Misstrauen wird und das Unbekannte zur Gefahr
Die meisten Forscher, die sich mit Fragen der menschlichen Temperamente beschäftigen, haben Studien zur kurzzeitigen Erregung durchgeführt. Diese lässt sich leicht feststellen, da sie durch eine hohe Frequenz des Herzschlags, die Ein- beziehungsweise Ausatmungsfolge, geweitete Pupillen und einen erhöhten Adrenalinspiegel offensichtlich ist.
Es gibt jedoch ein weiteres Erregungssystem, das vor allem durch Hormone gesteuert wird. Es wird genauso schnell aktiviert, aber die Auswirkungen, die vor allem auf das Hormon Cortisol zurückzuführen sind, spürt man am stärksten nach zehn bis zwanzig Minuten. Wichtig ist zu wissen, dass eine Reaktion auf kurzzeitige Erregung umso eher ausgelöst wird, je mehr Cortisol vorhanden ist. Das bedeutet, dass nervliche Erregung, der wir über einen längeren Zeitraum hin ausgesetzt sind, uns noch sensibler und angespannter werden lässt.
Die Ausschüttung von Cortisol kann sich noch nach Stunden, ja sogar Tagen bemerkbar machen. Man kann das Hormon im Blut, Speichel und Urin nachweisen, deshalb ist die Untersuchung einer Langzeiterregung auch weniger sinnvoll. Die Psychologin Megan Gunnar an der Universität in Minnesota vermutet sogar, dass das Achtsamkeitssystem nur dazu da ist, um das Individuum vor der ungesunden und unliebsamen Langzeiterregung zu schützen.
Wenn man zum ersten Mal auf etwas Neues und potenziell Bedrohliches trifft, findet die kurzzeitige Erregung immer zuerst statt â das beweisen Studien.
Lassen Sie uns überlegen, wie Sie sich dagegen schützen können. Worin bestehen unsere Fähigkeiten? Was haben wir über solche Situationen aufgrund vergangener Erfahrungen gelernt?Wer in unserer Nähe könnte uns dabei helfen? Wenn wir bedenken, dass wir allein oder mithilfe anderer mit der Lage fertig werden könnten, werden wir aufhören, sie als Bedrohung anzusehen. Die kurzzeitige Erregung können wir so mit der Zeit bezwingen und eine langandauernde Alarmbereitschaft (verbunden mit der Ausschüttung von Cortisol) wird dann erst gar nicht ausgelöst.
Gunnar hat diesen Prozess in einem interessanten Versuch verdeutlicht. 41 Sie schuf eine bedrohliche Situation, ähnlich wie Kagan, um âgehemmteâ Kinder zu identifizieren. Zunächst wurden die neun Monate alten Kinder für eine halbe Stunde von ihren Müttern getrennt. Die Hälfte von ihnen bekam einen ihnen sehr zugewandten Babysitter, der auf all ihre Launen einging. Die andere Hälfte erhielt einen Babysitter, der unaufmerksam war und sich weniger kümmerte, es sei denn, das Kind schrie tatsächlich oder machte Theater. Als nächstes wurde jedes der Kinder, während es mit dem Babysitter allein war, mit etwas bedrohlich Neuem konfrontiert.
Es ist hier wichtig zu beachten, dass sich nur bei den hochsensiblen Babys, die von einem unaufmerksamen Babysitter betreut wurden, mehr Cortisol im Speichel nachweisen lieÃ. Es scheint, als wenn diejenigen mit dem aufmerksamen Babysitter sich so geborgen fühlten, dass keine Langzeitstressreaktion ausgelöst wurde.
Nehmen wir an, dass die Bezugsperson die eigene Mutter ist. 42 Psychologen, die Säuglinge mit ihren Müttern beobachten, haben bestimmte Signale entdeckt, die den Müttern vermitteln, ob ihr Kind eine sichere Bindung zu ihnen verspürt. Ein sorgloses Kind fühlt sich bei seinen Erkundungen sicher und sieht neue Erfahrungen normalerweise nicht als Bedrohung an. Bei einer instabilen Bindung wird ein anderer Eindruck vermittelt. Hier beschützen Mütter ihre Kinder entweder zu stark oder vernachlässigen sie zu sehr (oder sind
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