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Sind Sie hochsensibel?

Sind Sie hochsensibel?

Titel: Sind Sie hochsensibel? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: mvg verlag
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genannten reaktiven Babys aus dieser Studie als „gehemmt“ bezeichnet und zeigten in ungewohnten Situationen ein hohes Maß an Angst. Nur zehn Prozent verhielten sich wenig ängstlich. 36 Sensibilität lässt sich also meist schon von Geburt an beobachten – wie im Fall von Rob.
    All dies lässt vermuten, dass sensible Kinder von vornherein heftigere Reaktionen auf äußere Reize zeigen. Aber Kagan und andere entdeckten auch die Details, die dafür verantwortlich sind. Kagan hat beispielsweise herausgefunden, dass hochsensible Säuglinge eine kältere Stirnpartie auf der rechten Kopfseite haben – was auf eine höhere Hirnaktivität der rechten Gehirnhälfte hindeutet. Das Blut wird von der Körperoberfläche nach innen zur aktiven Stelle gelenkt. Auch andere Studien haben belegt, dass viele HSM eine aktivere Hirnaktivität der rechten Gehirnhälfte aufweisen, besonders jene, die bereits sensibel zur Welt kamen. 37
    Kagans Schlussfolgerung lautet, dass Personen mit einem empfindsamen oder „gehemmten“ Wesen eine besondere Spezies sind. Sie sind genetisch irgendwie anders, obwohl sie natürlich nach wie vor der menschlichen Spezies angehören – so wie sich etwa Kampfhunde und Golden Retriever vollkommen voneinander unterscheiden, obwohl beide Hunde sind.
    Meine eigene Untersuchung bestätigte die Vorstellung von einer genetisch verschiedenen Art sensibler Menschen. In einer Telefonstudie mit dreihundert zufällig ausgewählten Personenfand ich sowohl fließende Übergänge zwischen den unterschiedlichen Typen als auch ganz klar voneinander zu differenzierende Gruppen heraus. Auf einer Skala von eins bis fünf schätzten sich 20 Prozent als „extrem“ oder zumindest „ziemlich“ sensibel ein. Weitere 27 Prozent hielten sich für „mäßig“ empfindsam. Zusammengenommen, schienen diese drei Kategorien eine große Gruppe mit ähnlichen Merkmalen zu bilden, doch dann gab es einen radikalen Bruch. Nur 8 Prozent sagten, sie seien „nicht“ sensibel und immense 42 Prozent behaupteten „überhaupt nicht“ empfindsam zu sein.
    Mein Eindruck von HSM, den ich bei gemeinsamen Treffen gewonnen habe, ist, dass sie tatsächlich eine ganz eigene Gruppe darstellen und von den Nichtsensiblen vollkommen zu unterscheiden sind. Dennoch stellt sich Sensibilität äußerst vielfältig dar. Das kommt vielleicht daher, dass es so viele verschiedene Gründe für die Ausprägung dieses Wesenszuges gibt und es führt dazu, dass unterschiedliche Arten oder Geschmacksrichtungen von Sensibilität auftreten, von denen einige stärker ausgeprägt sind als andere. Manche werden mit zwei, andere mit drei oder mehr sensiblen Wesenszügen geboren. Und dann gibt es noch so viele Möglichkeiten, wie man seine Sensibilität durch Erfahrungen oder bewusste Entscheidungen abschwächen oder verstärken kann. Die Grenzen sind fließend und dennoch sind und bleiben die Hochsensiblen eine Sondergruppe.
    Es lässt sich einfach nicht leugnen, dass Rob und Rebecca zwei verschiedene Arten von Mensch sind. Auch Sie sind anders und Ihre Andersartigkeit ist äußerst real.
    Die zwei Systeme des Gehirns
    Eine Reihe von Wissenschaftlern glaubt, dass es im Gehirn zwei Systeme gibt und dass das das Verhältnis beider zueinander eng mit Sensibilität verknüpft ist. 38 Das eine System, das Verhaltensaktivierungssystem, ist mit jenen Teilen des Gehirns verbunden, welche Sinneswahrnehmungen aufnehmen und sie in Befehle zurBewegung der Gliedmaßen umwandeln. Dieses System ist so ausgerichtet, dass wir uns auf Dinge zubewegen, besonders auf neue. Wahrscheinlich ist es dazu da, dass wir weiterhin eifrig nach den guten Dingen des Lebens wie frischen Lebensmitteln und der Gesellschaft anderer suchen, also Dinge, die wir zum Überleben brauchen. Solange dieses Verhaltensaktivierungssystem tätig ist, sind wir wissbegierig, unerschrocken und impulsiv.
    Das andere wird Verhaltenshemmsystem genannt. (Allein anhand der Namensgebung lässt sich erkennen, welches gemäß unserer Kultur das
bessere
System ist.) Dieses System veranlasst uns dazu, uns von Dingen wegzubewegen und lässt uns bei Gefahren aufmerken. Es lässt uns wachsam, vorsichtig und aufmerksam gegenüber Signalen sein. Es ist nicht verwunderlich, dass dieses System mit all jenen Gehirnregionen verbunden ist, die bei

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