Sind Sie hochsensibel?
Sie sind aber auch gesünder, wenn sie keinen Stress haben. Da Stress gröÃtenteils durch das im Kindesalter erworbene Bindungsverhalten und das Familienleben beeinflusst wird, kann man fast mit Sicherheit behaupten, dass sensible Kinder mit einer sicherenBindungserfahrung sich einer auÃergewöhnlich guten Gesundheit erfreuen. Ist das nicht ein interessanter Gesichtspunkt?
Selbst wenn Ihre Eltern einen gut gemeinten Laissez-faire-Erziehungsstil pflegten, haben Sie wahrscheinlich genügend Liebe und Freiraum erfahren. Sie sind sich selbst überlassen, aber wachsen auf gesunde Weise auf. Vielleicht haben Ihnen Fantasiewesen, Figuren aus Büchern oder die Natur selbst ausreichend Beruhigung und Unterstützung vermittelt. Ihre Empfindsamkeit mag Sie glücklicher gemacht haben als
normale
Kinder, die ganz allein auf sich gestellt groà geworden sind. Es kann auch sein, dass Ihre Intuition oder andere gute Eigenschaften Ihnen zu gesunden, engen Beziehungen, beispielsweise zu Verwandten oder einer Lehrperson, verhalfen. Selbst wenn Sie nur eine begrenzte Zeit mit dieser Person verbringen konnten, kann das entscheidend gewesen sein.
Falls Ihre Familie aber doch auÃergewöhnlich schwierig war, sollten Sie sich vielleicht auch einmal dessen bewusst werden, dass Ihre Sensibilität Sie vielleicht gerade davor geschützt hat, zu sehr in das familiäre Chaos hineingezogen worden zu sein, wie es vielleicht einem anderen Kind ergangen wäre. Und falls Sie damit beginnen, alte Wunden zu heilen, wird auch Ihre Intuition Ihnen dabei helfen. Wer die unterschiedlichen Bindungstypen studiert hat, weiÃ, dass wir unseren Kindern meist die Erfahrungen vermitteln, die wir selbst gemacht haben. Aber es gibt mit Sicherheit Ausnahmen. Und es gibt vor allem auch jene Erwachsenen, die die schlimmen Erfahrungen ihrer Kindheit aufgearbeitet haben. Sie können zu dieser Gruppe gehören, wenn Sie diese â zugegebenermaÃen â schmerzliche Anstrengung auf sich nehmen. In Kapitel 8 werden wir darauf zurückkommen.
Der Ernst des Lebens und neue Ãngste
Im Schulkindalter ergaben sich neue Herausforderungen und Möglichkeiten, bei denen Ihre Empfindsamkeit eine groÃe Hilfe oder vielleicht auch ein Hindernis war. Ãhnlich wie bei Rob(2. Kapitel) hat die Tatsache, dass Sie nun die groÃe weite Welt betraten, Ihre Vorstellungskraft vielleicht noch gestärkt, Ihre Wahrnehmung gegenüber allem erhöht, das anderen entging und Ihnen eine groÃe Freude und Dankbarkeit gegenüber den kleinen Dingen im Leben beschert. Es ist aber auch sehr wahrscheinlich, dass in diesem weiteren Lebensabschnitt Ihre Sensibilität Ursache für neue
unbegründete
Ãngste und Phobien war.
Vorhandene Ãngste können sich in diesem Alter aus verschiedenen Gründen verstärken. Zunächst einmal durch einfache Konditionierung: Was immer Sie alles in Verbindung brachten mit der Situation, in der Ihre Nerven überstrapaziert wurden, wird dann erkannt als etwas, vor dem man sich grundsätzlich fürchten muss. Zweitens haben Sie wahrscheinlich realisVorhandene Ãngste können sich in diesem Alter aus verschiedenen Gründen verstärken. Zunächst einmal durch einfache Konditionierung: Was immer Sie alles in Verbindung brachten mit der Situation, in der Ihre Nerven überstrapaziert wurden, wird dann erkannt als etwas, vor dem man sich grundsätzlich fürchten muss. Zweitens haben Sie wahrscheinlich realisiert, wie viel man von Ihnen erwartete und wie wenig Ihr Zögern verstanden wurde. Drittens spürten Sie intuitiv die Gefühle aller Beteiligteiert, wie viel man von Ihnen erwartete und wie wenig Ihr Zögern verstanden wurde. Drittens spürten Sie intuitiv die Gefühle aller Beteiligten â selbst solche, die man vor Ihnen oder sich selbst zu verstecken versuchte. Da einige dieser Gefühle angsteinflöÃend waren (weil auch Ihr Ãber-leben von jenen Personen abhing), haben Sie vielleicht das Wissen darum verdrängt. Dennoch blieb Ihre Angst bestehen und drückte sich als unbegründete Furcht aus.
Die Tatsache, dass Sie sensibel auf Missstimmungen, Missbilligungen und das Unbehagen anderer reagierten, mag Sie schlieÃlich dazu gebracht haben, jede Regel möglichst hundertprozentig einzuhalten â aus Angst einen Fehler zu begehen. Die ganze Zeit perfekt zu sein bedeutete allerdings auch, dass Sie viele normale menschliche
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