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Sine Culpa

Titel: Sine Culpa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Corley
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Pauls Verschwinden zu tun haben. Er hat uns gesagt, dass Bryan Taylor das Haus kannte und sich auf der Flucht hier bedient haben könnte.«
    Als Taylors Name fiel, trat ein Ausdruck blanken Hasses in Mrs. Anchors Gesicht, den sie vergeblich zu beherrschen versuchte.
    »Der Name dieses Mannes wird in meinem Haus nicht genannt. Ich hoffe, er ist tot und schmort in der Hölle.« Sofort begriff sie, dass sie zu viel preisgegeben hatte. Ihr Gesicht wurde wieder verschlossen.
    »Ihre Gefühle sind sehr heftig. Kannten Sie ihn gut?«
    Aber Mrs. Anchor schüttelte den Kopf und sagte nichts mehr. Nightingale beschloss, dass sie sich ein Video des Fernsehberichts ansehen musste, um festzustellen, ob darin irgendwas über Taylor gesagt wurde. Das könnte Mrs. Anchors Hass erklären, aber wenn nicht … Draußen hielt ein Auto, und sie wurde aus ihren Gedanken gerissen.
    »Da sind sie. Hören Sie, Miss.« Mrs. Anchor beugte sich vor und sprach leiser. »Mein Oliver ist ein zarter Junge, vielleicht ein bisschen einfältig, aber sehr sensibel, und er war mit Paul befreundet, bevor er verschwand. Ich will nicht, dass er sich wieder so aufregt. Es war schon beim letzten Mal schwer genug, ihn wieder zu beruhigen. Warten Sie bitte, bis er die Hunde füttern geht, dann können Sie meinen Mann fragen, so viel Sie wollen.«
    Nightingale hatte in der Nacht zuvor alle Zeugenaussagen gelesen, auch die der Mitschüler, und Olivers Name war nicht dabei gewesen. Dennoch, sie beschloss Mrs. Anchors Bitte zu respektieren, zumindest vorläufig.
    Oliver war über einsachtzig groß und brachte bestimmt hundertzehn Kilo auf die Waage. Er kam wortlos herein, nahm einen Sack Trockenhundefutter und ging direkt wieder hinaus. Das Gespräch mit Mr. Anchor, das sich daran anschloss, war binnen Minuten vorbei und brachte keine neuen Erkenntnisse. Auf Fragen zu Taylor reagierte er verschlossen, und sie verabschiedete sich frustriert, fest davon überzeugt, dass die Anchors ihr irgendetwas verschwiegen. Sie spürte ihre Blicke auf sich, als sie ins Auto stieg und langsam losfuhr. Sie rollte die lange Zufahrt hinunter und kam an Oliver vorbei, der am Straßenrand stand, den umgekippten Sack Hundefutter zu seinen Füßen. Sie hielt an und ging auf ihn zu, blieb aber auf Distanz, als wäre er ein großes verängstigtes Tier.
    »Oliver?«, sagte sie sanft, doch er zuckte zusammen und wich einen Schritt zurück. Er hatte Tränenspuren im Gesicht. »Oliver, ich heiße Louise. Ich bin Polizistin. Können wir uns ein bisschen unterhalten?«
    Er drehte ihr den Rücken zu, und sie hörte ihn schniefen. Nightingale versuchte, sich daran zu erinnern, was sie in der Ausbildung über den Umgang mit Kindern als Zeugen gelernt hatte.
    »Ich fange böse Leute und sperre sie ein, damit sie keinem was tun können. Und ich denke, du kannst mir vielleicht helfen, Oliver.« Wieder ein lautes Schniefen. »Ich suche nach dem Mann, der deinem Freund Paul Hill was getan hat. Du erinnerst dich doch noch an Paul, oder?«
    Plötzlich begriff sie.
    »Na klar. Du hast die Fernsehnachrichten gesehen, deshalb bist du so aufgewühlt.«
    Hatte er gerade kaum wahrnehmbar genickt?
    »Du möchtest doch bestimmt genauso gern wie ich, dass der Mann, der Paul wehgetan hat, gefangen wird, nicht?«
    »Klar.«
    Nightingale atmete tief durch, um ihre Stimme ruhig zu halten.
    »Als die Polizisten damals in die Schule gegangen sind, um mit allen zu reden, da haben sie gar nicht mit dir gesprochen, glaube ich.«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Warum denn nicht? Warst du nicht da?«
    Ein Nicken.
    »Hättest du Lust, jetzt mit mir zu reden?«
    Nichts. Sie wartete, zählte bis zehn, aber der Bulle von Mann vor ihr blieb mucksmäuschenstill.
    »Vielleicht kannst du dich ja auch gar nicht mehr erinnern. Ist schon so lange her.«
    »Klar weiß ich alles noch.« Oliver fuhr herum. Sein Gesicht war rot, und jetzt war es Nightingale, die einen Schritt zurückwich. »Ich bin nämlich nich doof, auch wenn du so mit mir redest, als wär ich’s. Bin ich nich.«
    »Natürlich bist du das nicht, das hab ich auch nicht gedacht«, log sie.
    »Tun aber die meisten. Die achten gar nich auf mich und reden über mich, als wär ich überhaupt nich da. Und ich hab ein gutes Gedächtnis.«
    »Gut, das freut mich. Dann kannst du mir helfen und mir was über Paul erzählen, und die Zeit, als er verschwunden ist?«
    »Du bist hübsch.«
    »Danke. Außerdem kannst du mir trauen.«
    »Mum hat gesagt, ich soll nix sagen.«
    »Was

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