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Sine Culpa

Titel: Sine Culpa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Corley
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immer in der Handtasche hatte, lag versteckt in ihrer Hand. Oliver blieb unvermittelt stehen, und sie wäre fast in ihn hineingerannt.
    »Da drüben.« Sie standen hundert Meter von einem Stacheldrahtzaun entfernt, der eine Weide und ein kleines Wäldchen umgab. Oliver wirkte nervös und wollte nicht weitergehen.
    Sie schob sich an ihm vorbei und ging an den Rand der Weide. Nirgends waren Spuren eines ausgebrannten Wagens zu sehen.
    »Hier ist nichts!«, rief sie. »Bist du sicher?«
    Aber Oliver hatte es die Sprache verschlagen. Selbst als sie zu ihm zurückging, blieb er stumm und wandte den Blick ab.
    »Das war vor über zwanzig Jahren, Oliver, bist du sicher? Bitte, ich brauche deine Hilfe, und ich bin sicher, du hast ein gutes Gedächtnis.«
    »Sicher. Ganz sicher.« Er wurde unruhig. Schweißperlen standen ihm auf der Stirn, und seine Augen huschten unstet hin und her, blickten überallhin, nur nicht auf das nichtssagende Stück Land, auf das er gezeigt hatte.
    »Nur noch ein zwei Fragen. Gehört das Land hier deinem Vater?«
    Kopfschütteln.
    »Wem denn?«
    Es war eine arglose Frage, doch Oliver drehte sich um und lief weg. Als er über den Pfad trabte, spürte sie das Beben seiner Schritte in den Fußsohlen. Irgendwas hier machte Oliver panisch, und sie wollte herausfinden, was. Oliver war Pauls Freund gewesen und offenbar der Einzige, der ihn zum Zeitpunkt seines Verschwindens noch mochte. An jenem Abend hatte er ein brennendes Auto gesehen, also war er gesund genug gewesen, um draußen zu sein, aber am nächsten Tag war er nicht zur Schule gegangen und wurde deshalb auch nie vernommen. Irgendwas stimmte nicht mit ihm, und seine Mutter hasste Taylor. War Oliver von Taylor missbraucht worden? Es war eine reine Vermutung, denn Oliver war bestimmt kein hübsches Kind gewesen. Aber wenn dem so war und wenn sie ihn zum Reden bringen konnte, dann würde sie vielleicht mehr über den Mann und seine Methoden erfahren.
    Nightingale war so aufgewühlt von ihrer neuen Theorie, dass sie an der Wiese stehen blieb. Um sich selbst ein bisschen Zeit zum Nachdenken zu geben, kroch sie unter dem Stacheldraht hindurch und überquerte die holprige Weide. Oliver hatte auf das Wäldchen gezeigt, und sie trottete darauf zu. Nach so langer Zeit konnte dort nichts mehr sein, aber sie war neugierig. Fenwicks fast abergläubisches Bedürfnis, sich auf die Orte einzulassen, die mit einem Verbrechen in Verbindung standen, hatte auf sie abgefärbt.
    Das Fleckchen Land zeichnete sich durch nichts aus. Auf halbem Weg durch den Wald wurden das Unterholz und die Brennnesseln so dicht, dass sie nicht weiterkam. Als sie zurückging, bemerkte sie, dass ein kleiner Pfad frisch durch die Nesseln getrampelt worden war und in die Mitte des Wäldchens führte.
    Sie folgte der Spur. Drei frische Zigarettenkippen lagen auf dem Boden. Ein Treffpunkt für Liebespaare, dachte sie und wendete sich ab. Dabei fiel ihr Blick auf etliche rote Spritzer auf den Brennnesseln, und sie bückte sich, um daran zu schnuppern. Der unverkennbare Geruch von getrocknetem Blut drang ihr in die Nase. Wahrscheinlich hatte ein Fuchs hier ein Tier gerissen.
    »Was würde Andrew tun?«, fragte sie laut und lachte dann. »Wahrscheinlich die Hälfte seines Budgets für die Spurensicherung ausgeben und den ganzen Wald umgraben lassen!«
    Aber dennoch ließ der Gedanke sie innehalten. Sie zog einen Latexhandschuh und einen Beweismittelbeutel aus der Jackentasche. Behutsam tütete sie die drei Kippen ein. Dann nahm sie ein steriles Wattestäbchen und rieb damit über einen Blutspritzer, ehe sie es wieder versiegelte.
     
    Gegen Mittag war Charlie White in Polizeigewahrsam. Der Mann stand unter Schock und war kalkweiß. Fenwick beschloss, ihn schmoren zu lassen. Er hatte zwölf Stunden Zeit, ehe er einen Haftbefehl brauchte, und er war sicher, dass sie in dem Lagerraum genug finden würden, um einen zu bekommen. Clive war zeitgleich mit Whites Festnahme in das Depot gegangen, und dreißig Minuten später konnte er ihren Verdacht bestätigen. Der von White angemietete Raum war voll mit kinderpornographischem Material: Fotos, Zeitschriften, Filme, DVDs und CD-Roms.
    »Es ist widerlich, Sir, absolut widerlich. So was hab ich noch nie gesehen. Bitte, lassen Sie mich White vernehmen, dann redet das Schwein im Handumdrehen.«
    »Ich brauche Sie da, Clive, jemanden, dem ich vertrauen kann. Bei der Sicherung der Beweise darf uns kein Fehler unterlaufen. Und denken Sie dran, falls Ball oder

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