Sine Culpa
von Maidment hielten. Fenwick setzte für halb sechs eine Besprechung an, eher um die Moral zu heben als in Erwartung irgendwelcher Fortschritte. Die Stimmung war entsprechend düster.
Cooper war noch immer dabei, die Liste der Zeugen von 1982 mit den Army-Bekannten des Majors abzugleichen, und kam nur langsam voran. Nightingales Tag war auch nicht viel besser gewesen.
»Ich bin zu den Anchors gefahren, aber Oliver war nicht zu Hause und die Mutter hat mich praktisch rausgeschmissen. Ich bin sicher, irgendwas stimmt da nicht. Ich bräuchte einen Gerichtsbeschluss, um Olivers Patientenakte einsehen zu dürfen, weil sein Arzt sie nicht rausrückt, aber dafür hab ich noch nicht genug in der Hand. Aber ich hab ein paar von Olivers alten Schulkameraden befragt. Die haben ausgesagt, dass Oliver bis zu Pauls Verschwinden ein bisschen begriffsstutzig war, aber ansonsten ganz in Ordnung. Dann hatte er eine Art Zusammenbruch und wurde von der Schule genommen. Außerdem hab ich versucht, den Major noch mal zu verhören, aber sein Arzt hat mich nicht zu ihm gelassen. Sieht so aus, als müsste ich da noch warten.«
»Heute also kein Glück bei den Medizinern.«
»Das kann man wohl sagen.«
»Clive, wie sieht’s bei Ihnen aus?«
»Wir haben ein Stück von einem alten Autoreifen in dem Wäldchen gefunden und ins Labor geschickt. Sonst nichts.«
»Alison?«
»Wir arbeiten uns durch das Bildmaterial, das wir in den Lagerräumen von White, Ball und Gooding beschlagnahmt haben. Es sind über zehntausend Fotos, und vorläufig teilen wir sie erst mal in Kategorien ein – die, wo das Kind möglicherweise zu erkennen ist, die, wo besondere Kennzeichen an dem Erwachsenen zu sehen sind, die uns bei einer Identifizierung helfen könnten, und die, wo der Hintergrund Aufschlüsse geben könnte, wo das Foto oder Video gemacht wurde. Wir haben ein Bild gefunden mit einem Tattoo drauf, das das von Ball sein könnte, aber das war auch schon der Höhepunkt des Tages. Die Arbeit ist mühsam und ehrlich gesagt widerlich. Ich musste zwei aus dem Team rausnehmen, weil sie es einfach nicht verkraftet haben.«
»Habt ihr die Internetspezialisten im Kinderschutzdezernat kontaktiert? Die haben jede Menge Erfahrung, und vielleicht leihen sie uns ja einen Experten aus.«
»Die haben mich angerufen«, erwiderte Alison. »Unsere Techniker sollen alles pädophile Internetmaterial protokollieren. Ich hab dafür gesorgt, dass sie sich genau an die Vorgaben halten.«
Fenwick beendete die Besprechung. Alison hatte das Richtige getan, aber als er in die vertrauten Gesichter seines alten Teams blickte, wirkte er grimmig.
»Auf den Punkt gebracht heißt das, wir sind einen ganzen Tag lang keinen Schritt weitergekommen.« Fenwick trank einen großen Schluck kalten Kaffee. »Na prima. Der A.C.C. wird begeistert sein. Wollen wir hoffen, dass CrimeNight am Dienstag uns die Hinweise liefert, die wir brauchen.«
TEIL FÜNF
September 1982
Die drei Männer betrachteten den brennenden Wagen. Benzingeruch vermischte sich mit dem widerlichen Gestank von schmelzendem Gummi.
Keiner sagte etwas. Die Zeit für Vorwürfe und Schuldzuweisungen würde kommen. Jetzt waren sie durch die Notwendigkeit geeint, ein Verbrechen zu vertuschen und den Beweis zu vernichten.
»In vierundzwanzig Stunden müsste alles so abgekühlt sein, dass man’s auseinandernehmen kann. Wir können die alte Silogrube auf der Farm nehmen. Die ist jetzt verlassen, und ich füll sie später auf«
Der ältere Mann, Nathan, sprach mit einer Selbstsicherheit, die verriet, dass er es gewohnt war, Befehle zu geben, die befolgt wurden.
»Wir brauchen irgendeine Transportmöglichkeit.« Derjenige, der sich Joe nannte, wirkte am bedrücktesten von den dreien. Seine Augen blickten überallhin, nur nicht auf die Leiche.
»Kein Problem. Ich hab einen Anhänger und einen Jeep, aber ich denke, wir müssen noch da aufräumen, wo es passiert ist. Alec, du fährst da jetzt hin. Bryan hat uns die Wegbeschreibung geliefert, und es wäre besser, wenn das jemand übernimmt, den hier keiner kennt.«
Alec riss den Blick zögernd von der Leiche im Auto los. Die erhobenen geballten Fäuste, die sich schwarz vor den Flammen im Inneren abzeichneten, faszinierten ihn.
»Sieht aus, als würde er dagegen ankämpfen«, sagte er beinahe ehrfürchtig angesichts der Kraft des toten Körpers.
»Lies deine Lehrbücher«, Nathan klang herablassend. »Das nennt man Boxerhaltung. Durch die Hitze verkürzen sich die Sehnen.
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