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Sine Culpa

Titel: Sine Culpa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Corley
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nicht gesagt, oder?« Sie lächelte, und obwohl es freundlich wirkte, spürte er, dass er ihr das Stichwort geliefert hatte, das Gespräch in die von ihr gewünschte Richtung zu lenken.
    »Hören Sie, Inspector, wir wollen hier doch keine semantischen Spitzfindigkeiten erörtern. Sie haben gesagt, dass ich Paul Hill keinen Schaden zugefügt habe, und damit haben Sie völlig Recht.«
    »Aber das heißt nicht, dass Sie unschuldig sind. Sie haben seine blutige Kleidung verschwinden lassen, Sie haben uns unnötig Zeit gekostet, indem Sie unsere Ermittlungen behindern und«, sie legte eine kurze Pause ein, damit er auch genau zuhörte, »Sie kennen die Identität von Pauls Mörder, weigern sich aber, Sie preiszugeben. Damit machen Sie sich der Beihilfe zum Mord schuldig. Und das allein reicht aus, Sie ins Gefängnis zu stecken.«
    »Ich habe keine Beihilfe zum Mord an Paul geleistet; so etwas könnte ich gar nicht!«
    »Es spielt keine Rolle, ob Sie zum Zeitpunkt des Mordes dabei waren, Major. Die Schuld bleibt dieselbe.«
    »Unsinn! Ich hätte nie und nimmer beim Tod des Jungen mitgeholfen.« Seine unbeherrschte Empörung kostete ihn fast den Atem.
    »Und doch sind Sie ein Mithelfer. Durch Ihr damaliges Schweigen und Ihre jetzige Weigerung, mit uns zu kooperieren, helfen Sie dem Mörder.«
    »Ich hätte nichts tun können, um Paul zu retten«, sagte er, wütend, weil sie ihn dazu gebracht hatte, sich zu verteidigen.
    »Oh, da bin ich sicher«, sagte sie, und wieder war dieses schwache Lächeln auf ihrem Gesicht, »aber woher wollen Sie wissen, dass die Leute, die Sie decken, nicht auch anderen Jungen Schaden zugefügt haben?«
    »Leute?«
    »Wussten Sie das nicht? Wir haben jetzt Beweise, dass Paul vor seinem Tod von vier Männern vergewaltigt wurde.«
    »Vergewaltigt?«
    »Das steht außer Frage. Sie schützen mindestens einen Kinderschänder, der noch dazu ein Mörder ist. Ich habe eines seiner Opfer kennengelernt, eines, das überlebt hat. Es wird noch andere geben.«
    Er war entsetzt, aber gleichzeitig auch erleichtert.
    »Dann brauchen Sie meine Aussage also doch nicht«, flüsterte er und versuchte, tief Luft in die Lunge zu saugen.
    »Wie können Sie nur!« Jede Spur von Verständnis verschwand. »Sie möchten, dass wir einen traumatisierten Mann zwingen, sich an den Missbrauch zu erinnern, den er als Kind erlebt hat, nur damit Sie weiter das perverse Schwein schützen können, der ihm das angetan hat?«
    Maidment konnte sie kaum noch hören. Das Blut dröhnte ihm laut in den Ohren, und der Schmerz in der Lunge brannte wie Feuer. Schwarze Flecken tanzten ihm vor den Augen. Sie schrie ihn wieder an, aber er verstand nichts, und antworten konnte er schon gar nicht. Sein Mund klappte auf und zu, wie bei einem Fisch auf dem Trocknen, während sein Körper nach Sauerstoff verlangte und Arme und Beine den Dienst versagten.
    »Ich …« Er wollte um Hilfe bitten.
    »Ja, los, spucken Sie’s schon aus.« Sie beugte sich ganz dicht zu ihm vor, und ihr Atem war warm auf seinem kalten Gesicht.
    »Ich …« Die Worte erstarben in einem Stöhnen, als der Schmerz ihm jäh die Brust verengte und zu ersticken drohte. Er rutschte vom Stuhl auf den kalten Boden. Seine Beine hielten ihn nicht mehr, seine Arme waren nutzlos.
    »Major? Major, was haben Sie denn?«
    Er merkte, dass sie ihm die Krawatte lockerte. Irgendwo gellte schwach ein Alarmsignal, dann verklang auch das, und er nahm nur noch ihr Gesicht wahr, bis schließlich auch das von dem Grau verschluckt wurde, das sich auf ihn senkte.

30
    »Meine Güte, Louise, du hättest den Mann doch nicht gleich in den Herzinfarkt treiben müssen!«
    Fenwick versuchte vergeblich, nicht zu lachen. Er hatte ihr eine Nachricht hinterlassen, dass sie sich bei ihm im Büro melden sollte, sobald sie Sonntagmorgen ins Präsidium kam.
    »Es war kein Herzinfarkt. Ich dachte, es wäre einer, aber die Ärzte sagen, sein EKG sei in Ordnung. Seine Lunge war kollabiert. Er muss eine Woche im Krankenhaus bleiben, dann darf er nach Hause.«
    »Falls er das will. Warst du schon bei ihm zu Hause?«
    »Ja.« Nightingale schüttelte den Kopf. »Ich mag ihn nicht, aber selbst ich finde es abstoßend, wie manche Menschen andere allein aufgrund eines Verdachts behandeln. Ich dachte immer, bei uns gilt jemand so lange als unschuldig, bis seine Schuld bewiesen wurde.«
    »Aber wir wissen beide, dass er nicht unschuldig ist.«
    »Das spielt keine Rolle. Die Leute, die sein Haus beschmiert haben, gehören

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