Sine Culpa
Habt ihr denn nie gesehen, wie einer in einer Blechbüchse gebraten wird?« Bei dieser beiläufigen Anspielung auf den Tod in einem brennenden Panzer wandte Joe sich ab.
»Jetzt komm in die Gänge.« Nathan wandte sich abrupt um und ging weg. Die beiden Alleingelassenen starrten sich an. Sie sprachen erst, als er nicht mehr zu sehen war.
»Arrogantes Arschloch! Der ändert sich auch nie, was? Manchmal juckt’s mich in den Fingern, ihm sein überlegenes Getue auszutreiben, nur einmal.«
»Vergiss es, Alec. Er ist der Boss, ob dir das gefällt oder nicht. Und überhaupt, wir können uns jetzt nicht in die Haare kriegen. Wir brauchen uns gegenseitig.«
»Kann sein.« Alec klang nicht überzeugt. »Was hältst du davon, wenn wir jetzt sofort verschwinden? Soll er doch sehen, wie er klarkommt.«
Dasselbe hatte Joe auch schon gedacht, dann aber wieder verworfen. Wenn der Wagen und die Leiche niemals gefunden wurden, hatten sie die größte Chance, ungeschoren davonzukommen. Sie hatten ihn meilenweit von der Stelle entfernt verbrannt, wo … es passiert war. Selbst jetzt konnte er das Ganze noch immer nicht richtig fassen.
»Nein. Wir müssen zusammenhalten, wie in alten Zeiten. Keiner von uns wird reden, und es besteht durchaus die Möglichkeit, dass der Junge nie gefunden wird. Und wenn doch, ist nichts mehr da, was ihn mit uns in Verbindung bringt.«
»Seine Eltern werden ihn vermissen. Woher willst du wissen, dass sie der Polizei nicht von der Freundschaft zwischen Paul Hill und Bryan Taylor erzählen?«
»Psst!« Selbst in der Einsamkeit des Wäldchens warf Joe einen Blick über die Schulter, als Pauls und Bryans Namen fielen.
»Er hat gesagt, wir sollten ihn nie wieder erwähnen, nicht mal unter uns. Hör mal«, er sah auf die Uhr, »mach dich auf die Socken nach Bluebell Wood, wie er gesagt hat, und vergewissere dich, dass da alles in Ordnung ist.«
»Jetzt fang du nicht auch noch an, mich rumzukommandieren!« Alec trat ganz dicht vor ihn, sodass sie fast Brust an Brust standen. Joe hob beide Hände.
»Okay, okay, aber du machst das besser als ich.«
Alec zuckte die Achseln und zündete sich eine Zigarette an. Als er zu Ende geraucht und seine Unabhängigkeit lange genug demonstriert hatte, ging er wortlos davon. Sein Gefährte blieb zurück und wartete, bis die Flammen erloschen. Erst dann richtete er den Blick auf den Beifahrersitz. Zu seiner Erleichterung zerbröckelte die Silhouette. Asche zu Asche.
31
Während er den Anrufbeantworter ein zweites Mal abhörte, ließ er das Eis im Glas kreisen, um den Whisky zu kühlen. Zwei Nachrichten waren während seines dreitätigen Golfausfluges aufgesprochen worden.
»Maidment hier. Wir müssen uns sehen. Bin gerade entlassen worden. Die alte Anklage wurde fallen gelassen, aber dann haben sie mich wegen Beihilfe neu festgenommen. Hör mal, du hast geschworen, dass es ein Unfall war, aber …« – eine lange Pause entstand, und er sah förmlich, wie Maidment versuchte, sich wieder in den Griff zu bekommen, wie er es ausgedrückt hätte – »… da ist noch was, aber ich will das nicht auf dieses blöde Ding sprechen. Ruf mich zu Hause an.«
Der Mann hatte keineswegs die Absicht zurückzurufen. Schließlich waren heutzutage sämtliche Telefonate minutiös nachweisbar. Vielleicht hörte die Polizei Maidment sogar ab, wenn sie ihn schon für einen Mordkomplizen hielt. Er löschte die Nachricht und nahm einen tiefen Schluck, genoss das brennende Gefühl, das durch seine Kehle rann. Das zählte zu den vielen Freuden des Single-Lebens. Als seine Frau irgendwann genug von ihm hatte und ging, war er erleichtert gewesen. Obwohl sie gegen Ende ihrer verlogenen Ehe kaum noch miteinander sprachen, hatte ihn schon allein die Tatsache deprimiert, dass sie irgendwo in der Nähe war. Jetzt war er allein und genoss jede Stunde seiner Freiheit.
Er trank das Glas aus, ließ die klimpernden Eiswürfel drin und stand auf, um sich noch einen Drink zu genehmigen. Die Flaschen standen auf einem Servierwagen neben der Terrassentür, die Blick auf seinen herrlichen Garten bot. Nach dem Abschied aus der Army hatte er sein Geld klug angelegt, sowohl in legalen als auch illegalen Unternehmen. Vor allem die illegalen Investitionen hatten sich als lukrativ erwiesen, und so konnte er sich das große Anwesen leisten, und das Ehepaar, das ihn rundum versorgte und doch praktisch unsichtbar blieb. Genau, wie er es haben wollte.
Er goss sich den Drink ein, gab noch einen Würfel aus dem
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