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Sine Culpa

Titel: Sine Culpa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Corley
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schamrot.
    »Und hat er dich dazu gebracht, ihn auch anzufassen?«
    »Ja.«
    Sie sah Tränen in seinen Augen.
    »Du machst das sehr gut, ich bin stolz auf dich. Hat er dich dazu gebracht, mehr zu tun, als ihn nur anzufassen?«
    Ein Schniefen.
    »Tschuldigung, ich hab dich nicht verstanden.«
    »Ja.«
    »Wie lange ging das so?«
    »Weiß nich, bis nachdem die Schule wieder angefangen hatte.«
    »Was ist dann passiert?«
    »Er hat mich einen Samstag abgeholt und gesagt, ich könnte ihm helfen, aber da war gar keine Arbeit zu tun.«
    »War es wieder dasselbe?«
    »Schlimmer. Er hat mir Süßigkeiten gegeben und ein Spielzeug, aber ich hab geweint, und er hat gesagt, ich soll nicht weinen, weil ich was Besonderes wär, und dass er mich lieb hätte und dass die Geschenke das beweisen würden.«
    »Hat er dir auch mal Geld gegeben?«
    »Einmal, als er keine Süßigkeiten dabeihatte.«
    »Wie viel war das, weißt du das noch?«
    »Nee; ich glaub, sein ganzes Kleingeld.«
    Nightingale musste schlucken, um ihren Zorn zu beherrschen.
    »Habt ihr euch oft getroffen?«
    »Samstags, wenn Mum auf dem Markt war.«
    »Nur du und Bryan?«
    Er zögerte kurz, nickte dann.
    »Oliver, du musst mir wirklich die Wahrheit sagen.«
    »Zuerst nur ich und er, aber …«
    »Erzähl weiter.«
    »Kurz vor Weihnachten hat er gesagt, wir würden den Weihnachtsmann besuchen. Wir sind zu einem großen Haus gefahren. Da war ein Weihnachtsbaum, der war größer als Bryan.«
    »Wo war das Haus?«
    »Weiß nich – er hat mir die Augen verbunden, hat gesagt, das wär ein Geheimnis.«
    »Wen habt ihr da getroffen?«
    »Das Zimmer war ganz dunkel.« Oliver sah weg, Tränen liefen ihm übers Gesicht. »Aber es war gar nicht der Weihnachtsmann.«
    »Hatte dieser Mann Sex mit dir?«
    Bei der Frage zuckte Oliver zusammen, dann nickte er.
    »Du musst es laut sagen.«
    »Ja.«
    »Wie oft ist das passiert?«
    »Paar Mal, dann bin ich krank geworden. Der Doktor war hier. Der … der hat was zu Mum gesagt.«
    »Hat er dich untersucht?«
    »Ich hatte so ’nen Ausschlag. Hat gejuckt wie verrückt. Mum hat gedacht, ich hätte die Masern, und der Doktor hat nachgesehen und … hat was zu Mum gesagt.«
    »Und dann?«
    »Hat Mum mit mir geredet.«
    »Hast du ihr von Bryan und dem anderen Mann erzählt?«
    »Irgendwann schon. Mum hat immer wieder gefragt.«
    »Das glaub ich dir. Was hat sie gemacht?«
    »Sie ist hin und hat mit Bryan geredet, und ich war froh, weil ich ihn nie wieder gesehen hab, und den anderen Mann auch nicht.«
    »Ist sie zur Polizei gegangen?«
    »Weiß nich. Sie war so wütend.«
    »Du warst in derselben Klasse wie Paul, nicht?«
    Der Themenwechsel überraschte ihn, und er musste eine Weile nachdenken.
    »Ja. Er war jünger als ich, weil ich einmal sitzengeblieben bin. Wir waren Freunde. Er hat auf mich aufgepasst, und ich auf ihn.« Das klang wie ein Schwur.
    »Hat Paul das immer gesagt?«
    »Ja. Er war mein bester Freund.«
    »Was hast du gedacht, als du ihn mit Bryan zusammen gesehen hast?«
    »Ich hab versucht, ihn zu warnen!«, beteuerte Oliver.
    »Aber er wollte nicht auf dich hören.«
    »Nee. Paul war schlau, schlauer als ich, auch wenn er jünger war. Er hat gesagt, er könnte auf sich selbst aufpassen. Ich hab versucht, auf ihn aufzupassen, ehrlich.«
    Wieder kamen ihm die Tränen, und sie streckte den Arm aus und streichelte seine riesigen Hände. Sie waren zu einem qualvollen Ball zusammengepresst.
    »Du hast bestimmt dein Bestes getan.«
    »Ich hab’s ehrlich, ehrlich probiert.« Eine dicke Träne kullerte ihm die Wange herab, dann noch eine.
    »Natürlich hast du das, aber das Problem ist, dass so clevere Leute wie Paul sich manchmal für zu schlau halten.«
    »Paul war was Besonderes«, schluchzte Oliver.
    »Ich weiß, und ich kann mir vorstellen, dass er dir fehlt.«
    »Ja und wie«, schniefte er, »er war mein bester Freund, mein einziger Freund.«
    Sie reichte ihm ein Taschentuch und wartete, bis er sich wieder beruhigt hatte. Dann sagte sie rasch: »An dem Tag, als Paul verschwand, hast du ein Auto gesehen. Erzähl mir mehr darüber.«
    Er wischte sich mit einem Ärmel über das Gesicht, und auf dem blauen Hemdsstoff blieb eine schleimige Spur zurück.
    »Das war Bryans Auto.«
    »Bist du sicher?«
    »Ganz sicher. Das war sein Auto. Ich hab das Nummernschild gesehen.«
    »Bist du näher rangegangen?«
    Oliver sah zur Decke hoch und blinzelte eine Träne weg, ehe er den Kopf schüttelte.
    »Warum nicht?«
    »Weil da Männer waren,

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