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Sine Culpa

Titel: Sine Culpa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Corley
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mein Arthur gesorgt, aber sie haben ihn nie geschnappt. Wenn irgendwer meinen Sohn und Paul Hill im Stich gelassen hat, dann wart ihr das!«
    Nightingale ging aus dem Haus, stieg in ihren Wagen und fuhr davon.

35
    Seit Mr. Smiths zweitem Besuch hatte Sam überlegt, wie er fliehen könnte. Mit elf Jahren hatte er sich für alt genug gehalten, aus einem Elternhaus wegzulaufen, das ihm lieblos und überfüllt vorkam, und jetzt, an seinem zwölften Geburtstag, der unbemerkt und ungefeiert verstrich, war er zuversichtlich, dass er auch allein überleben konnte.
    Seine Schüchternheit von vor einem Monat erfüllte ihn nun mit Verachtung. Er war dumm gewesen, dieses Haus als Zufluchtsort zu betrachten, zu glauben, dass William sich wirklich für ihn interessierte. Der brauchte ihn nur, um mit ihm Geld zu verdienen. Wenn das vorbei war, würde er ausrangiert, wie Jack.
    Der Gedanke an Jack jagte ihm erneut Angst ein. Ihm war nicht klar gewesen, dass Jack vor ihm Nathan Smiths Junge gewesen war, aber im Rückblick ergab es Sinn. Jack hatte nicht viel gearbeitet; er hatte ein eigenes Zimmer bekommen, sogar mit einem eigenen kleinen Badezimmer, wie diesem hier. Und eine Zeit lang hatte William ihn bevorzugt behandelt. Das war einer der Gründe gewesen, warum Sam und die anderen Jungen sich gefreut hatten, ihn leiden zu sehen. Sie hatten nicht mitbekommen, was wirklich vor sich ging.
    Sam musste fliehen. Er hatte versucht, das Fenster aufzubekommen, aber es war fest verriegelt. Und auch wenn er die Scheibe einschlug, bei der Höhe wäre ein Sprung reiner Selbstmord. Es gab keine Feuertreppe, keine Regenrinne, an der er hätte nach unten klettern können, und selbst wenn er das Laken ans Fensterkreuz band, um sich daran hinabzulassen, hätte er noch viel zu hoch über dem gepflasterten Hinterhof in der Luft gehangen.
    Er legte sich aufs Bett und dachte nach. Er musste einen Anlass herbeiführen, der es ihm ermöglichte, aus dem Zimmer zu kommen.
    Am Morgen des zwölften Tages seiner Gefangenschaft wachte er im Morgengrauen auf und ging zum Klo. Als er die Spülung betätigte, kam ihm eine Idee. Wenn das Klo kaputt wäre, müssten sie ihn zum Pinkeln rauslassen. Er hob den Deckel des Spülkastens und spähte hinein. Das Innere sah braun und eklig aus. Auf dem Wasser schwamm ein kleiner Ball der durch einen Hebel mit der Spültaste verbunden war. Er betätigte den Mechanismus ein paar Mal und sah genau zu. Als er das nächste Mal spülte, drückte er den Ball nach unten und stellte fest, dass das Wasser immer weiter einströmte, bis der Ball nach oben hüpfte und es irgendwie abstellte.
    Das Verbindungsstück zu dem Hebel sah nicht sehr stabil aus. Er packte den Ball und riss kräftig daran, bekam ihn aber nicht los. Er versuchte es erneut, zog mit aller Kraft und spürte, dass das Teil ein klein wenig nachgab. Draußen vor seinem Zimmer erwachte das Haus allmählich zum Leben, und er hörte Schritte auf dem Gang. Er drehte sein Radio laut, um die Geräusche seiner Anstrengungen zu übertönen, und versuchte es weiter.
    Es kam ihm vor wie eine Ewigkeit, aber irgendwann gab es ein Schnappgeräusch, und der Ball trieb lose auf der Oberfläche. Sam betätigte die Spülung und sah zu, wie sich der Kasten füllte, und der Pegel weiter stieg, auch als er seinen Normalstand erreicht hatte. Ja! Er würde das Badezimmer überfluten! Das Wasser strömte über und sickerte auf die Fliesen. Sam stieß einen kleinen Begeisterungsschrei aus, doch dann wurde er schnell wieder ernst.
    Das war nur der erste Schritt. Er musste sich sehr genau überlegen, wie es weitergehen sollte. Er würde nur diese eine Chance zur Flucht bekommen, und die musste er nutzen. Zum ersten Mal seit Tagen zog er sich richtig an, schlüpfte in seine Turnschuhe, putzte sich die Zähne und kämmte sich die Haare. Er nahm sein Radio und hielt es ganz fest. Dann zählte er bis tausend, um dem Wasser Zeit zu lassen, eine schöne Überschwemmung anzurichten, dann fing er an, gegen die Tür zu hämmern. Es dauerte eine Weile, bis jemand kam, und dann stellte sich heraus, dass es Jan war, der Barkeeper, den er nach seinem nächtlichen Dienst aus dem Schlaf gerissen hatte.
    »Was willst du, verdammt noch mal?«
    »Da ist eine Überschwemmung!«, sagte er dramatisch und zeigte Richtung Bad.
    Jan ging zur Tür und schaute hinein. Als er sich bückte, um den Boden zu inspizieren, schlug Sam ihm mit voller Wucht das Radio auf den Schädel. Ohne das Ergebnis abzuwarten, rannte er zur

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