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Sine Culpa

Titel: Sine Culpa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Corley
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löste sie das Klebeband von seinen Lippen und nahm ihm den Lappen aus dem Mund. »Gott sei Dank, Sie leben.«
    Sie wandte den Kopf und rief Richtung Tür.
    »Schickt sofort Sanitäter rein! Hier ist ein verletzter Kollege.«
    »Tut mir leid, mein Mädchen, ich hab’s verbockt. Ich hätte nicht allein hierherkommen sollen.«
    »Nicht sprechen. Wir bringen Sie erst mal ins Krankenhaus. Alles andere hat Zeit.«
    Nightingale beugte sich vor, küsste ihn auf die Stirn und tat so, als hätte sie die Tränen in seinen Augen nicht gesehen.

39
    Sobald Nightingale Cooper sicher ins Krankenhaus gebracht und der Obhut eines Arztes übergeben hatte, rief sie Fenwick an und berichtete ihm von Richard Edwards’ Festnahme.
    »Er hat sich schon einen Anwalt genommen, noch dazu einen teuren. Er wirft uns Verleitung zu einer strafbaren Handlung und Schikane vor, nicht zu fassen. Zu Anfang hat er alles abgestritten, aber zum Glück hatten wir ja das Überwachungsfoto, das du aus London geschickt hast. Seit er das gesehen hat, hält er die Klappe.«
    »Tja, ich hab ein paar Neuigkeiten, die euch weiterhelfen müssten. Die Kollegen hier haben soeben eine Razzia in dem Haus durchgeführt. Sie haben gewartet, bis der Laden so richtig brummte, und sechs Freier und fast das gesamte Personal festgenommen. Ich bin ziemlich sicher, dass einer von denen Edwards identifizieren wird, wenn man ihm einen Handel vorschlägt.«
    »Das ist doch super; wieso klingst du nicht erfreut?« Nightingale war verwirrt, weil sie aus Fenwicks Stimme nur Enttäuschung heraushörte.
    »Sam Bowyer war nicht da, auch der Manager nicht, ein Mann namens William Slant. Die beiden sind um halb sechs losgefahren, und ihre Beschatter haben sie auf der M23 verloren. Wir haben keine Ahnung, wo sie jetzt sind.«
    »Irgendwer wird es wissen, keine Sorge.«
    »Mag sein, aber warum hat er den Jungen weggebracht?«
    »Du findest das schon raus. Hör mal, ich muss los. Die zweite Runde gegen Edwards fängt an, und die werde ich richtig genießen.«
    »Ich bin auf dem Weg zu einem Gespräch mit dem Mann, von dem ich ziemlich sicher bin, dass er der ›Freund‹ ist.«
    »Gut, ich glaube nämlich, dass wir unseren Starzeugen brauchen werden, wenn wir Edwards wegen Mordes drankriegen wollen.«
    Er beendete das Gespräch. Seine Erleichterung über das Ergebnis wurde von Schuldgefühlen getrübt, weil Bob Cooper fast ums Leben gekommen wäre. Mit Sicherheit würde die Tatsache, dass Cooper in eine lebensgefährliche Lage gekommen war, noch ein Nachspiel haben, aber das Endergebnis war gut. Falls Edwards hinter dem Pädophilenring steckte, und das vermutete er stark, würde das Lob die Kritik überwiegen. Aber ganz gleich, wie oft er sich in Erinnerung rief, dass er eigentlich frohlocken müsste, es beunruhigte ihn zutiefst, dass Sam Bowyer noch immer vermisst wurde. Seine Stimmung verfinsterte sich mehr und mehr, während er durch die belebten Straßen hastete.
    Charlie vom Obdachlosenasyl hatte gesagt, dass Father Peter einen Gottesdienst in einer Kirche an der Euston Road abhielt.
    Als Fenwick dort eintraf, war die Abendandacht schon in vollem Gange, deshalb schlüpfte er ganz hinten in eine der alten Kirchenbänke. Er versuchte, sich auf den Gottesdienst zu konzentrieren, ertappte sich aber immer wieder dabei, dass er am Daumennagel kaute und sich um Cooper sorgte. Nach dem Schlusssegen verschwand Father Peter in der Sakristei, und Fenwick strebte eilig den Mittelgang hinunter, um ihm zu folgen.
    Als er den engen Raum betrat, war nur der Hilfspfarrer da. Father Peter hatte es eilig gehabt und war schon auf dem Weg zum St. Jerome’s, wo er bei potenziellen Neuzugängen noch ein wenig Überzeugungsarbeit leisten musste. Der Hilfspfarrer zeigte Fenwick die Adresse auf dem Stadtplan, und er folgte erneut der Spur des Geistlichen, bemüht, ihn nicht zu verfluchen, weil das bestimmt Unglück brachte.
    Bis zum St. Jerome’s waren es gut zwanzig Minuten zu Fuß, und da weit und breit kein freies Taxi zu sehen war, zwang Fenwick sich zu joggen. Irgendwo schlug eine Kirchenglocke acht Uhr.
    Einmal blieb er kurz stehen und rief das Krankenhaus an, in das Cooper eingeliefert worden war. Nightingale hatte gesagt, dass die Rettungssanitäter, die ihn gleich vor Ort untersucht hatten, ziemlich zuversichtlich waren, dass er keinen Schädelbruch hatte, aber Fenwick wollte sich vergewissern. Als er endlich mit der richtigen Station verbunden wurde, erklärte ihm eine Krankenschwester, die

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