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Sine Culpa

Titel: Sine Culpa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Corley
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Hunderte würden auf der Straße rumlungern und hätten nich die Chance gekriegt, sich wieder zu berappeln.«
    »Gerry!« Eine helle Tenorstimme rief nach ihm. »Bringst du Reg und Benn rüber zum St. Olafs? Ich hab schon angerufen, und die haben noch zwei Plätze, also lass dich nicht abwimmeln, wenn du da bist. Morgen nach dem Frühstück bringst du sie zu mir. Ich zeig ihnen dann alles.«
    »Alles klar, Father. Kommt ihr beiden. Schwein gehabt, im St. Olafs is das Futter am besten. Bis dann, Andy.«
    Gerry scheuchte sie nach draußen. Fenwick nahm die leeren Becher und stand auf.
    »Schon gut, Chief Inspector, ich komme zu Ihnen«, sagte Father Peter und schritt langsam den Mittelgang hinunter.
    Fenwick wäre es andersherum lieber gewesen. Nah am Altar war es hell und hier hinten halbdunkel. Als Erstes fiel ihm auf, dass Father Peter tatsächlich klein war, höchstens einen Meter sechzig; als Zweites, dass sein volles, welliges Haar völlig grau war, obwohl seine Stimme recht jugendlich klang. Das machte es schwer, sein Alter zu schätzen. Dann, als das dämmrige Licht auf das Gesicht fiel, sah er die Narbe. Sie führte vom äußeren Rand des linken Auges schräg abwärts bis zum Mundwinkel, der zu einem permanenten Lächeln hochgezogen war.
    »Sie wissen, wer ich bin?«
    »Natürlich, von Charlie. Schön, dass Sie zu mir gekommen sind.«
    Fenwicks Hand wurde deutlich fester gedrückt, als er erwartet hatte. Ihm fiel auf, dass der Priester ihn nicht ansah, sondern die Augen auf das Kruzifix über dem Altar gerichtet hielt.
    »Was kann ich für Sie tun?« Er hatte eine helle, angenehme Stimme.
    »Ich suche nach einem Mann, und ich hoffe, Sie können mir dabei helfen.« Er zog ein Diktaphon aus der Tasche und legte eine Minikassette mit dem Anruf des »Freundes« nach CrimeNight ein. »Wissen Sie, wer das hier sein könnte?«
    Er drückte auf den Knopf, und eine körperlose Stimme hallte durch die Kirche.
    »Klingt ziemlich gedämpft. Tut mir furchtbar leid, aber ich kann Ihnen nicht helfen.« Father Peter stand auf und wollte gehen.
    »Bitte sehen Sie sich noch diese Fotos hier an.« Fenwick reichte ihm die Vergrößerungen von den Aufnahmen der Überwachungskameras und wartete. Father Peter erstarrte, sagte aber nichts.
    »Das sind Sie, nicht wahr, Father? Auf der Kassette und den Fotos. Sie sind der Unbekannte, der uns sagen wollte, dass Major Maidment unschuldig ist. Bitte setzen Sie sich. Ich könnte verlangen, dass Sie aufs Präsidium nach Harlden kommen, und vielleicht muss ich das auch noch, aber ich würde die Sache lieber anders regeln.«
    Der Priester nahm mit offensichtlichem Widerwillen Platz und drehte den Körper von Fenwick weg Richtung Altar. Wieder wanderten seine Augen zu dem Kruzifix.
    »Das ist Silber, achtzehntes Jahrhundert. Deswegen müssen wir die Kirche abschließen, wenn keiner hier ist. Das wäre im Nu verschwunden. Ich möchte es verkaufen, aber das darf ich nicht. Der Erlös würde für mindestens drei Monate die laufenden Kosten der Zentren decken.«
    »Warum wurde Ihr Vorschlag abgelehnt?«
    Father Peter lachte. Es klang überraschend bitter.
    »Das Kreuz war ein Geschenk von einer adeligen Familie, die ich aus Dank bis heute in mein Abendgebet einschließen soll, aber da es so viele andere gibt, die das mehr verdienen, stehen sie auf meiner Liste ganz weit unten.«
    »Sie waren aber doch damals Wohltäter, denke ich mir.« Fenwick ließ sich fast unfreiwillig auf die Debatte ein.
    »Ha! Solche Geschenke waren reine Selbstverherrlichung, sonst nichts. Sie hätten das Geld lieber den Armen geben sollen, die auf den Straßen rund um ihr prächtiges Haus an Unterernährung starben.«
    Fenwick kam rasch wieder zum Thema.
    »Sind Sie das auf dem Foto, Father?« Der Priester saß stocksteif da und starrte weiter auf das Kreuz. »Bitte, Sir, es geht hier um Gerechtigkeit und Vergeltung. Sie müssen mir helfen.«
    »Von ›müssen‹ kann keine Rede sein. Ich habe hier meine Arbeit. Dazu hat Gott mich berufen, und die ist wichtiger als Ihre Vorstellung von Gerechtigkeit.«
    »Das ist ein Urteil, das Ihnen nicht zukommt. Die Kirche steht nicht über dem Gesetz.« Father Peter erwiderte nichts. »Also gut, wo Sie schon von Gott sprechen, frage ich sie Folgendes: Wieso hat Gott mich zu Ihnen geführt, wenn Er nicht will, dass Sie uns helfen?«
    Der Priester schüttelte nur den Kopf und senkte ihn dann wie zum Gebet. Fenwick biss sich auf die Lippen und rang um Beherrschung.
    »Ich sehe ja ein,

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