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Sine Culpa

Titel: Sine Culpa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Corley
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er eine verdammt gute Erklärung dafür hören will, warum Sie zu einem so entscheidenden Zeitpunkt nicht hier waren.« Mit diesen aufmunternden Worten beendete Quinlan das Telefonat.
    Fenwick erreichte St. Jerome’s und wurde in den hinteren Teil einer großen, schwach erhellten Kirche geschickt. Father Peter saß mit zwei halbwüchsigen Jungen in der ersten Reihe. Er hörte nur Stimmengemurmel, meinte aber eine gewisse Kapitulation bei den Jungen zu sehen, daher wartete er das Ende des Gesprächs ab. Schließlich war keine Eile mehr geboten. Während die halblaute Unterhaltung anhielt, versuchte er, die bedrückte Stimmung abzuschütteln, die ihn trotz des Erfolges seiner Leute erfasst hatte. Es hatte nichts damit zu tun, dass ihm die Festnahme entgangen war, wie er erleichtert erkannte; er freute sich aufrichtig für Nightingale, und er war zuversichtlicher als Quinlan, dass er dem A.C.C. die Notwendigkeit seiner Fahrt nach London begreiflich machen konnte. Nicht die Sorge um seine Karriere nagte an ihm, sondern das Gefühl, dass irgendwas nicht richtig zusammenpasste, obwohl zwei große Ermittlungen erfolgreich zum Abschluss gebracht worden waren.
    Er überlegte, was ihn so beunruhigte, konnte es aber nicht benennen. Es war nicht bloß der Wunsch, im Interesse seines eigenen Seelenfriedens Sam Bowyer zu finden, obwohl dieser Fall eigentlich nicht viel mit den anderen zu tun hatte. Nein, da war noch etwas.
    »Bitte sehr.«
    Das Flüstern erschreckte ihn, und er zuckte zusammen, als ihm ein massiger Mann um die fünfzig mit ungepflegtem Bart und schmutzigen Fingernägeln einen Plastikbecher Tee über die Schulter reichte.
    »Der is für Sie, weil Sie so schön warten und ihn nich stören. Sie sind okay, auch wenn Sie ein Bulle sind.« Er sprach sehr leise. »Ich bin Gerald, aber alle nennen mich Gerry.«
    »Danke, Gerry. Ich bin Andrew Fenwick«, antwortete er ebenso leise und sah zu, wie sich der Mann auf die Bank hinter ihm schob.
    »Prost, Andy.« Gerry hob seinen Becher und trank geräuschvoll schlürfend einen Schluck. Einer der Jungen vorne am Altar drehte sich zu ihnen um.
    »Haben Sie die beiden überredet herzukommen?«, Fenwick deutete mit dem Becher nach vorn.
    »Ja, war sozusagen ein guter Fang heute Abend.« Er grinste und zeigte bräunliche Zähne.
    »Wie haben Sie das geschafft?«
    »War nich schwer. Bei denen is noch nich Hopfen und Malz verloren, bei dem Jüngeren jedenfalls nich. Hab ihn heute Morgen in einem Bus aufgegabelt. War beim Schwarzfahren erwischt worden. Ich hab dann für ihn bezahlt und ihn zum Zentrum gebracht. Das Problem is, dass der Ältere schon ziemlich fertig is und den anderen beeinflusst. Deshalb braucht Peter auch so lange.«
    »Warum machen Sie das?« Fenwick musste auf die Antwort warten, weil Gerry einen Hustenanfall bekam.
    »Die Sache is die, Father Peter hat mir das Leben gerettet. Ich hatte nämlich TBC. Hab mir schon fast die Radieschen von unten angesehen, aber er hat mich in so ’ne Klinik gesteckt, einfach so. Hat ein Jahr gedauert, bis ich wieder auf’m Damm war, und die ganze Zeit hab ich keinen Tropfen angerührt. Als ich wieder rauskam, hab ich mir gedacht, dass ich auch ohne auskommen könnte, und da hat er mir diesen Job angeboten. Is nix Dolles, und mittlerweile bin ich auch ein bisschen zu alt dafür.«
    »Wie alt sind Sie denn, wenn ich fragen darf?«
    »Neunundzwanzig.« Fenwicks Gesicht blieb unverändert. »Jung genug, um zu wissen, wie es da draußen für die armen Kids is, aber ich muss mich wohl bald um ältere Seelen kümmern. Ich find nich mehr so leicht ’nen Draht zu den Jungen.«
    »Zu denen aber schon«, sagte Fenwick sanft und deutete nach vorn. »Was schätzen Sie, wie viele haben Sie gerettet?«
    »Ich rette sie nich, Andy. Das macht Father Peter, ich fang sie bloß ein. Gerry der Fänger, das bin ich. Die Wunder vollbringt Peter. Klar gewinnen wir nich immer. Wenn ich fünf in seine Asyle bringe, landen bestimmt vier wieder draußen auf der Straße, aber Father Peter gibt nie auf. Da sind welche schon zigmal bei ihm gewesen, und er nimmt sie immer noch mit ’nem Lächeln auf und gibt ihnen was Warmes zu essen. Nur wer richtig Ärger macht, wer dealt oder so, der fliegt raus. Peter is ja nich besonders groß, aber er kann verdammt hart sein. Klar is er nich perfekt – er is zum Beispiel tierisch jähzornig –, aber ich schwöre, ohne ihn wären ein paar Dutzend Jungs, die jetzt ein anständiges Leben führen, schon längst tot, und

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