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Sine Culpa

Titel: Sine Culpa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Corley
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mich. Sie packten mich …« Seine Stimme verklang, und es war nur noch die brutzelnde Butter in der Pfanne zu hören.
    »Reden Sie weiter, wenn Sie können. Nur die Fakten.«
    »Ja … die Fakten.« Er versuchte zu lachen, aber es klang jämmerlich. »Tja, die Fakten waren, dass sie mich auszogen, in den Pool warfen und mich vergewaltigten, einer nach dem anderen. Ich versuchte wegzukommen … Ich hatte ein Messer in meiner Schultasche, und ich dachte, wenn ich da rankomme, kann ich sie damit durchbohren … oder mich. Ich wäre gern gestorben.«
    Es roch angebrannt in der Küche. Fenwick ging zum Herd und drehte das Gas ab, ehe er Paul sachte zum Tisch führte. Er spürte, dass der Mann zitterte, als er ihn auf einen Stuhl schob. Paul vergrub das Gesicht in den Händen und sagte nichts. Irgendwann kam jemand in die Küche, warf einen Blick auf die Szene und ging sofort wieder.
    »Geht’s?«
    Paul schwieg weiter. Fenwick fühlte sich der Situation absolut nicht gewachsen. Er war für solche Situationen nicht ausgebildet, wie es heute fast schon zum Standard gehörte, und fühlte sich durch die Seelenqual, die sich ihm unverhüllt offenbarte, vollkommen überfordert.
    Minuten verstrichen, und keiner der beiden Männer sagte etwas. Dann knurrte Fenwicks Magen vernehmlich, und die Spannung löste sich auf.
    »Ich hab Ihnen ein Abendessen versprochen.«
    »Nicht schlimm. Fühlen Sie sich besser? Können Sie mir den Rest erzählen?«
    »Ich versuchs.« Die unvernarbte Seite seines Mundes hob sich auf Höhe der anderen, um ein Lächeln zustande zu bringen.
    »Hinterher … als sie fertig waren … konnte ich kaum gehen. Bryan war wütend auf sie. Die Sache war ausgeartet, verstehen Sie, und er hatte Angst. Vielleicht sogar um mich.« Verwunderung glitt über Pauls Gesicht. »Auf den Gedanken bin ich vorher noch nie gekommen. Ich dachte, ihm wäre es nur darum gegangen, die eigene Haut zu retten, aber wer weiß?
    Er half mir beim Anziehen, und sie trugen mich irgendwohin. Ich war mehr oder weniger weggetreten und erinnere mich nur noch, dass es ein Keller war, dunkel und kalt. Dann weiß ich wieder, dass ich neben seinem Auto stand. Ich wollte nicht wieder nach hinten zu meinem Fahrrad, also ließ er mich vorne sitzen. Bryan war wütend, aber er nahm trotzdem das Geld von Nathan – ich meine Edwards. Ich sollte das nicht sehen. Er dachte wohl, ich wäre zu angeschlagen, um das mitzubekommen, aber das war ich nicht. Er kriegte über 200 Pfund und wollte mich mit zwanzig abspeisen. Der Gedanke, dass er mit meiner Tortur so viel Geld verdiente, machte mich stinkwütend. Und je länger ich darüber nachdachte, desto wütender wurde ich.
    Wir fuhren die übliche Strecke zurück, über schmale Landstraßen durch den Wald. Ehe wir die ersten Häuser erreichten, bog er von der Straße ab auf eine Lichtung und sagte, ich sollte hinten einsteigen. Ich weigerte mich. Wenn ich so zurückdenke, war ich hysterisch, glaube ich. Er legte die Hände auf meine Schultern. Bryan hatte mir nie wehgetan, auf so was stand er nicht, aber nach allem, was ich durchgemacht hatte, war diese Berührung zu viel für mich. Ich schlug ihn, wieder und wieder, und er ohrfeigte mich; nur einmal, aber so fest, dass mein Kopf gegen das Armaturenbrett schlug.
    Ich rutschte vom Sitz in den Fußraum neben meine Schultasche. Es klingt abgedroschen, aber ich weiß ehrlich nicht, wieso ich auf einmal das Messer in der Hand hatte. Ich stieß damit nach ihm. Er fluchte und umklammerte ganz fest mein Handgelenk, aber ich ließ nicht los. Ich dachte, wenn ich das täte, würde ich sterben. Wir rangen miteinander, und dann fiel ich irgendwie gegen ihn. Es war ein Unfall, es war wirklich ein Unfall«, Paul sah ihn mit seinen übergroßen blauen Augen an, und Fenwick wollte ihm glauben.
    »Ich spürte, wie das Messer gegen etwas Festes stieß, das irgendwie nachgab, und dann glitt die Klinge hinein. Ich ließ los und wich zurück. Bryan und ich starrten beide auf diesen albernen Plastikgriff, der da aus seinem Bauch ragte. Dann zog er ihn heraus und plötzlich war überall Blut. Er fing an zu schreien, und ich sprang aus dem Wagen.
    Meine Hose und der Blazer waren voll Blut, deshalb zog ich die Sachen aus und warf sie irgendwohin. Dann schnappte ich mir meine Tasche. Bryan schrie um Hilfe, aber ich achtete nicht auf ihn. Ich hatte meine Sportsachen in der Tasche, und die zog ich an. Bryan startete den Motor. Ich knallte die Tür zu und ging nach hinten, um mein Fahrrad

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