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Sine Culpa

Titel: Sine Culpa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Corley
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sahen, wie Blite, McPherson und Wicklow auf der anderen Seite an die Bar traten, wo sich kurz darauf noch drei weitere alte Hasen der Kripo Harlden zu ihnen gesellten.
    »Was meinst du, krieg ich die Chance, die Ermittlungen im Fall Eagleton zu leiten?«
    »Da musst du Quinlan fragen, er trifft die Entscheidung.«
    »Ja, aber du könntest ein gutes Wort für mich einlegen.«
    Fenwick trank einen tiefen bedächtigen Zug von seinem Bier und entschied, dass es alles in allem besser war, ihr nichts von seinem morgendlichen Gespräch mit Harper-Brown zu erzählen.
    »Also?«
    »Das Naheliegendste ist nicht immer ratsam«, sagte er kryptisch. »Komm, trink aus, ich hol uns noch eine Runde.«
    »Nein danke. Ich muss los.«
    »Gehst du heute Abend aus?«
    »Nein, ich bleib zu Hause«, antwortete sie, aber ihre Wangen röteten sich. »Hab viel zu tun.«
    Es goss noch immer in Strömen, als sie zu ihren Autos liefen. Nichts an der Art, wie sie sich verabschiedeten, deutete auf eine Beziehung zwischen ihnen hin, doch das war den Männern an der Bar egal. Dave McPherson hatte soeben seine Quote gesenkt und die Höhe der einzelnen Wetten begrenzt. Jetzt beschäftigte ihn nur noch die Frage, wie er an eindeutige Beweise für ihre Affäre kommen könnte. Hätte er denselben Eifer bei seiner polizeilichen Arbeit an den Tag gelegt, wäre er, um mit Quinlans Worten zu sprechen, »ein prima Polizist« gewesen.

TEIL ZWEI

September 1982
    Als Paul erwachte, fuhren sie noch immer. Die Fahrt nahm kein Ende. Er öffnete den Mund, um Bryan zuzurufen, er solle anhalten, doch jahrelange Konditionierung sorgte dafür, dass er unter seiner Decke still blieb. Sein Groll, der schon den ganzen Tag in ihm gärte und von der gnadenlosen Stichelei in der Schule noch geschürt worden war, verhärtete sich allmählich zu dem vertrauten Hass auf Bryan und die widerlichen Dinge, die er ihn tun ließ.
    Seine Aufklärung hatte sich auf eine peinliche Schulstunde im Vorjahr mit anatomisch korrekten Plastikmodellen der menschlichen Fortpflanzungsorgane, ein stotterndes Gespräch mit seinem Dad über Verhütung und eine Ohrfeige von seiner Oma beschränkt, als sie ihn dabei erwischt hatte, wie er nach der Schule vor einem Café in der Stadt ein Mädchen küsste. Er wusste mehr über Sex, als seine Eltern sich das überhaupt vorstellen konnten, und ihre verschämten Worte und die Selbstverständlichkeit, mit der sie seine Unschuld voraussetzten, hatten ihm früher ein Überlegenheitsgefühl gegeben. Jetzt jedoch wusste er, dass das, was er mit Bryan machte, schlimm war, und wenn seine Eltern und Freunde je dahinter kämen, wäre er ein Ausgestoßener.
    Er hatte einen immer wiederkehrenden Albtraum, in dem sein Geheimnis entdeckt wurde: Er war mit Bryan im Duschraum des Schwimmbads, sie waren nackt und taten das, was Bryan am meisten gefiel, nur dass Paul auf ihn einredete, sie seien an einem öffentlichen Ort und es könne jeden Moment jemand reinkommen. Bryan achtete nicht auf ihn und machte weiter, doch Paul hörte draußen Stimmen. Sie wurden lauter, und er erkannte seinen Dad, dann seinen Freund Victor, die nach ihm riefen. Vor der Dusche hing ein blauer Plastikvorhang, der nicht bis zum Boden reichte, und Paul sah darunter Füße näher kommen, aber Bryan hörte noch immer nicht auf.
    Paul wurde jedes Mal in dem Moment wach, wenn der Vorhang zur Seite gerissen wurde. Dann lag er in seinem Bett in der knarrenden Stille des Hauses und überlegte, wie er es beenden konnte. Aber Bryan hatte Fotos, dutzende Fotos. Pauls Gesicht war darauf deutlich zu erkennen, während Bryans geschwärzt war, und was sie zusammen taten war offensichtlich.
    Als er die Bilder das erste Mal sah, hatte er geweint, und Bryan hatte ihn als Memme bezeichnet. Bei ihrem nächsten Treffen hatte Bryan sie ihm erneut gezeigt und davon gesprochen, wie es beim ersten Mal gewesen war, als Paul noch »ein kleiner Junge« war. Das Betrachten der Fotos hatte ihrem Ritual eine neue Wendung gegeben. Paul hasste es. Er hasste das, wozu er gezwungen wurde, den Menschen, der er geworden war, aber am allermeisten hasste er Bryan.
    Manchmal stellte er sich vor, ihn zu töten. Er hatte sich angewöhnt, ein Messer bei sich zu tragen, ein ziemlich scharfes mit Holzgriff das seine Mum vor Jahren bei Woolworth gekauft hatte. Ein Steakmesser, hatte sie gesagt. In seiner Fantasie rammte er es in Bryan hinein, der dann schrie wie am Spieß, oder er schnitt ihn schön langsam in Stücke. In Wahrheit jedoch

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