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Sine Culpa

Titel: Sine Culpa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Corley
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sammelten sie sich natürlich in der Nähe der Treppe, die direkt zur Bar führte, und organisierten unbeeindruckt eine gut funktionierende Nachschubkette.
    Der Major trank reichlich. Er war nicht mit dem Wagen da, und seine Lust auf Hochprozentiges hatte in letzter Zeit zugenommen. Der Whisky dämpfte seine Reaktion auf Edwards’ immer anzüglichere Witze.
    Nach einer Stunde hatte er genug. Um zwanzig nach fuhr ein Bus, den er noch erwischen konnte, wenn er sofort ging, und so verabschiedete er sich ernst von den trauernden Angehörigen.
     
    Sie wartete draußen im Schutz des Vordachs auf ihn.
    »Major, warten Sie. Ich muss mit Ihnen reden.«
    »Mrs. Hill, guten Tag. Mein Beileid, aber ich bin in Eile.«
    »Ich muss mit Ihnen über Paul reden. Ich denke, Sie könnten mir helfen.«
    »Madam, ich bin ganz sicher, dass ich das nicht kann.«
    »Das ist wieder mal typisch für Leute wie euch«, fauchte sie ihn an. »Schöne Worte in der Kirche und draußen arrogant. Ich hätte wissen müssen, dass Sie auch nicht besser sind als die anderen.«
    Maidment spürte, wie er vor Verlegenheit rot anlief.
    »Wenn ich der Meinung wäre, dass ich Ihnen irgendwie helfen könnte, dann würde ich es tun, ehrlich, aber ich kann nicht.«
    »Aber Sie müssen ihn finden. Das hier ist Material über sein Verschwinden: Zeitungsausschnitte, das Buch, das dieser Dreckskerl geschrieben hat – da standen schreckliche Sachen über meinen Jungen drin, aber ich hab’s trotzdem behalten, nur für alle Fälle. Hier.«
    Sie hielt ihm die Einkaufstüte hin, aber er nahm sie nicht entgegen.
    »Meine liebe Sarah …«
    »Hören Sie mir auf mit ›meine liebe Sarah‹! Sie sind gebildet, Sie werden ernst genommen, Sie sind reich und privilegiert. Wenn ich Ihre Vorteile hätte, dann hätte ich Paul schon längst gefunden.«
    »Mrs. Hill, die Polizei hat Pauls Verschwinden gründlich untersucht. Wenn sie ihn in den letzten fünfundzwanzig Jahren nicht finden konnte, was soll ich da noch tun?«
    »Die Polizei? Klar, zu Anfang haben sie sich auf den Fall gestürzt, aber dann …« Ihre Augen wurden feucht, und sie wischte mit dem Ärmel darüber. Tränen tropften auf den schmuddeligen Mantel, sie öffnete ihre Handtasche und kramte hektisch darin herum.
    Maidment bot ihr ein frisch gereinigtes Leinentaschentuch an, das ihre abgetragene Bluse grau aussehen ließ. Den Bus hatte er verpasst, aber wollte nur noch weg von ihr und nach Hause, wo er sich noch einen Whisky eingießen konnte, um seine eigenen Dämonen zum Schweigen zu bringen.
    »Verzeihen Sie, es fällt mir immer noch schwer, darüber zu sprechen, aber Sie müssen wirklich alles wissen, wenn Sie ihn finden wollen.«
    »Ich …«
    Sie sprach einfach weiter.
    »Am Anfang haben sie wirklich angestrengt nach ihm gesucht, aber dann fingen die Gerüchte an. Ich weiß nicht, woher sie stammten, aber es waren gemeine Lügen. Die Schule war schuld, die Direktorin. Sie hat mich und Gordon – das war Pauls Vater – nie leiden können. Ein nutzloser Mann. Nach einem Jahr hat er aufgehört zu suchen. Gut, dass er gegangen ist. Ich weiß nicht, was ich getan hätte, wenn ich ihn weiter jeden Tag gesehen hätte, wie er da den ganzen Tag im Sessel sitzt.«
    In ihren Augen leuchtete purer Hass. Jetzt verstand Maidment die Beklommenheit, die die Gäste auf der Trauerfeier bei ihrer Ankunft erfasst hatte. Im Laufe der Jahre hatte sie vermutlich jedes Familienmitglied angesprochen, fest davon überzeugt, dass andere Erfolg haben könnten, wo sie gescheitert war.
    »Ich bedaure, Mrs. Hill, ich kann Ihnen nicht helfen.«
    »Aber Sie müssen.« Sie umklammerte seine Hand, die er indigniert zurückzog.
    »Nein.« Seine Stimme hatte den alten Befehlston angenommen, und sie begriff, dass sie verloren hatte. Das Licht, das kurz in ihren Augen aufgeglimmt war, erlosch, und sie wurden wieder stumpf.
    »Dann nehmen Sie wenigstens diese Papiere mit und lesen Sie sie. Sie werden sehen, dass die Polizei mir und meinem Jungen Unrecht getan hat. Bitte.«
    Ihr Flehen war anrührend, wirkungsvoller als ihr Zorn, aber er verhärtete sein Herz.
    »Bei Ihnen sind sie besser aufgehoben«, sagte er sanft und wandte sich zum Gehen.
    »Ich bitte Sie nur darum, sie zu lesen.«
    Sie stieß ihm die alte Einkaufstüte in die Arme und ließ los. Reflexartig fing er sie auf. Sarah Hill war zu niedergeschlagen, um ihren kleinen Sieg wahrzunehmen, und er ging wortlos davon.

13
    Der Juli ging als der nasseste seit Menschengedenken in die

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