Sine Culpa
jetzt gehen.« Er sah dem spitznasigen Mann hinterher.
»Soll ich von hier aus anrufen?«
»Meinetwegen.«
Das Gesicht des A.C.C. hatte wieder den kontrolliert herablassenden Ausdruck angenommen, den er immer bei ihren Gesprächen aufsetzte, aber Fenwick spürte seine gespannte Erwartung. Er wurde unverzüglich mit dem Laborleiter verbunden.
»Andrew, endlich. Tom Barnes hier. Ich denke, wir haben was für Sie.«
»Schießen Sie los.«
»Wir haben drei einzelne Fingerabdrücke auf der Innenbeschichtung des Sacks gefunden, und einen unvollständigen Handflächenabdruck auf dem Knabenhemd. Wir schicken sie gleich morgen früh an euer Fingerabdruckteam, mit dem Vermerk dringend.«
»Das sind ausgezeichnete Neuigkeiten …«
»Noch was zu den Kleidungsstücken, obwohl wir erst morgen mit den Untersuchungen anfangen. Der Blazer ist in einem ganz passablen Zustand, aber das übrige Material ist ziemlich angegriffen, weshalb das einige Zeit dauern wird, aber wir tun unser Bestes.«
»Tom, vielen Dank. Der A.C.C. ist auch gerade hier, und ich weiß, dass er die Arbeit Ihres Teams unter diesen schwierigen Bedingungen zu schätzen weiß.«
»Alles klar. Ich halte Sie auf dem Laufenden.«
Fenwick legte auf und erlaubte sich ein seltenes Lächeln der Zufriedenheit, während er Harper-Brown den Inhalt des Gesprächs wiedergab.
Der nickte. »Wenn die Kleidung also nicht einfach nur ein Haufen Abfall ist, dann liefert sie uns möglicherweise eine Spur. Schade, dass sie wahrscheinlich nicht von dem Eagleton-Jungen stammt. Informieren Sie mich, sobald Sie mehr wissen.«
Fenwick floh aus dem stickigen, nach Pfeifenrauch riechenden Büro und trat hinaus in die frische Luft. Nach dem langen Regen hatte es sich endlich mal für ein paar Stunden aufgeklärt, und es war ein schöner Sommerabend. Er hörte eine Eule, die die Dämmerung begrüßte, und sah ihre gespenstisch weiße Gestalt aus dem Schutz der Bäume fliegen und über das Wasserhindernis am zweiten Abschlag hinweggleiten. Trotz seiner Enttäuschung, weil keine Leiche unter der Terrasse gefunden worden war, fühlte er sich seltsam optimistisch. Seine Haut prickelte, und seine Daumen juckten. Während er die Eule bei ihrer abendlichen Futterjagd beobachtete, war er sich plötzlich absolut sicher, dass Tom Barnes ihm einen wichtigen Durchbruch liefern würde.
In seiner Begeisterung über den Fund im Golfclub vergaß Fenwick, dass er am nächsten Tag in einem anderen wichtigen Fall vor Gericht aussagen sollte. Es fiel ihm erst wieder ein, als er früh ins Büro kam, um alles abzuarbeiten, was nicht mit Malcolm Eagleton oder Paul Hill zu tun hatte, und in seinem Terminkalender den Eintrag »GERICHT« las. Er fluchte, sprach aber ein heimliches Dankgebet, weil er sich bereits frühzeitig gut vorbereitet hatte. Wahrscheinlich würde er warten müssen, ehe er in den Zeugenstand gerufen wurde, daher füllte er seine Aktentasche mit E-Mails und einer Kopie der wenigen Originalermittlungsunterlagen im Fall Paul Hill, die er hatte auftreiben können.
Vom Auto aus rief er Clive Kettering an.
»Clive, Andrew Fenwick.«
»Guten Morgen, ist es nicht herrlich, endlich mal wieder Sonne zu sehen?« Kettering klang extrem gut gelaunt.
»Sehr schön. Hören Sie, das Labor fängt heute mit der Untersuchung der Kleidungsstücke an, und ich möchte so schnell wie möglich abklären, ob sie Paul oder Malcolm gehört haben.«
»Gute Idee.«
Kettering galt als Charmeur und hatte den Ruf, nie die Nerven zu verlieren. Dadurch war er beliebt, besonders bei Frauen. Er hatte seine Beförderung zum Inspector beantragt und arbeitete hart, um zu zeigen, was er auf dem Kasten hatte. Es gab also keinen erklärlichen Grund, warum Fenwick ihn nicht leiden konnte, aber so war es. Der Mann hatte irgendwas Klugscheißerisches an sich, und Fenwick war nicht sicher, ob er ihm wirklich über den Weg trauen konnte.
»Von Malcolm haben wir schon DNA-Proben, aber wir müssen bei Pauls Mutter vorbeifahren, Sarah Hill. Befragen Sie sie und haken Sie nach, wenn Sie was für wichtig halten. Nehmen Sie Colin mit. Ich habe heute einen Gerichtstermin, also überlasse ich Ihnen die Sache, und wir reden später drüber. Ach ja, sorgen Sie dafür, dass man mich informiert, falls die Fingerabdrücke irgendwas ergeben.«
Clive Kettering wartete auf der rissigen Stufe vor der Haustür, dass jemand auf sein Klopfen reagierte. Die Klingel schien nicht mehr zu funktionieren.
Er beugte sich vor und rief durch
Weitere Kostenlose Bücher