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Sine Culpa

Titel: Sine Culpa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Corley
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den Briefkastenschlitz: »Mrs. Hill. Hier ist die Polizei. Bitte machen Sie auf.«
    Die Tür wurde unvermittelt aufgerissen, und er fiel fast nach vorn, fing sich aber und wich zurück, als er den modrig-faulen Geruch wahrnahm.
    »Ihr habt ihn gefunden!« Eine Wahnsinnige starrte ihn aus fanatischen Augen an.
    »Nein, Mrs. Hill, das nicht.« Die Vorhänge im Fenster des Nachbarhauses bewegten sich. »Dürfen wir vielleicht reinkommen?« Noch während er es aussprach, rebellierte seine Nase.
    Er stellte sich und Colin vor, nachdem die Haustür sich hinter ihnen geschlossen hatte.
    »Und das ist Julie Pride. Sie ist für die Betreuung von Angehörigen zuständig.«
    »Oh Gott.« Mrs. Hill brach sofort in geräuschvolles Schluchzen aus.
    Kettering und Julie Pride fassten sie sacht an den Armen und führten sie in ein kleines Wohnzimmer. Clive Kettering war so damit beschäftigt, sich um Mrs. Hill zu kümmern und gegen den Würgereiz anzukämpfen, den der Geruch bei ihm auslöste, dass er den Altar für Paul zunächst gar nicht bemerkte.
    »Wir sind hier, weil wir neues Beweismaterial gefunden haben, Mrs. Hill, nicht etwa Paul oder eine Leiche. Soll ich Ihnen ein Glas Wasser holen?«
    »Ja. Ich dachte, Sie hätten eine schlimme Nachricht.«
    Clive stand auf, wollte unbedingt weg von der Frau, die unangenehmer roch als so mancher Obdachlose, den er festgenommen hatte. »Ich hol Ihnen das Wasser«, sagte er sehr zu Julies Erstaunen.
    Die Küche lag am Ende des Flurs und stank nach saurer Milch. Im Spülbecken stand Seifenwasser, und streifiges Geschirr trocknete in einem Plastikgestell, dessen Ecken völlig verdreckt waren. Er fand ein einigermaßen sauberes Glas und spülte es unter fließendem Wasser ab, ehe er es füllte.
    »Bitte sehr, Mrs. Hill«, sagte er und reichte ihr das Glas mit ausgestrecktem Arm.
    »Danke.« Sie trank einen lauten Schluck und wurde etwas ruhiger. »Wo bleiben denn meine Manieren? Möchten Sie eine Tasse Tee?«
    »Nein!«, stieß Clive hastig hervor, und die anderen reagierten gleichfalls mit heftigem Kopfschütteln, »machen Sie sich keine Umstände.«
    Erst jetzt fiel sein Blick auf die Wand mit den Erinnerungsstücken. Sarah Hill bemerkte es.
    »Mein Paul.« Liebe und Stolz ließen ihr Gesicht leuchten. »Er war ein wunderbarer Junge.«
    »Das glaube ich gern.«
    Clive setzte sich und versuchte die richtigen Worte zu finden, um ihr schonend beizubringen, dass sie glaubten, nach fast fünfundzwanzig Jahren die blutbefleckte Kleidung ihres wunderbaren Jungen gefunden zu haben. Zu seiner Verblüffung machte sie es ihm leicht.
    »Sie haben also etwas so Wichtiges gefunden, dass gleich drei Polizisten auf einmal zu mir kommen, aber keine Leiche. Was ist es denn?« Ihre Stimmung hatte sich völlig verändert, und sie war jetzt ganz sachlich.
    »Wir haben einige Kleidungsstücke gefunden, Mrs. Hill, eine Uniform der Downside School. Blazer, Hemd, Unterhemd und eine graue Flanellhose.«
    »Mehr nicht?«
    »Die Sachen sind nicht einfach weggeworfen worden, sondern waren vergraben, was vermuten lässt, dass sie bewusst versteckt wurden.«
    »Das muss nichts heißen.«
    »Möglicherweise, aber es sind Blutspuren daran«, sagte er sanft.
    »Kein Namensetikett?«
    »Nein.«
    »Ich bin nicht mehr dazu gekommen, sie einzunähen«, sagte sie, ohne sich der Bedeutung dieses Satzes bewusst zu werden. »Und wie kommen Sie darauf, dass es Pauls Sachen sind? Sie könnten doch auch dem armen Malcolm Eagleton gehört haben?«
    »Der war nicht auf der Downside School.«
    »Trotzdem müssen sie nicht unbedingt Paul gehören.«
    »Genau das müssen wir herausfinden. Wir bräuchten ein paar Proben von Ihnen, die wir dann mit den Haaren und dem Blut von der Kleidung abgleichen können.«
    »DNA. Ich hab was darüber gelesen, aber richtig verstanden hab ich’s nicht. Anscheinend arbeitet ihr ja jetzt dauernd damit.«
    »Genau, und wir brauchen Ihre DNA. Dazu genügt eine Speichelprobe von Ihnen. Mein Kollege macht das. Danach würde ich mich gern mit Ihnen über Paul unterhalten und was an dem Tag seines Verschwindens passiert ist.«
    Colin nahm den Abstrichtupfer aus seinem sterilen Behälter und fuhr damit an der Innenseite von Mrs. Hills Wange entlang, ehe er ihn wieder in das Röhrchen schob.
    »Das war’s?«
    »Ja, damit können wir Ihre DNA feststellen«, sagte Colin.
    »Und die ist dann dieselbe wie bei Paul?«
    »Nein, er hat ja Anteile von Ihnen und Anteile von seinem Vater. Ich wollte Sie fragen, wo

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