Sine Culpa
signalisierte Feindseligkeit, obwohl beide leise sprachen. Als er näher kam, verstummten sie.
»Können Sie mich irgendwo auf den neusten Stand bringen?« Er überging Nightingale, richtete seine Aufmerksamkeit auf Blite.
»Hier.« Blite deutete auf den leeren Vernehmungsraum gegenüber.
»Ich hab mit dem A.C.C. gesprochen, und er ist einverstanden, dass ich die Vernehmung persönlich leite.« Blite blickte wie vor den Kopf geschlagen, sagte aber nichts dazu. »Was ist bis jetzt passiert?«
»Nichts.« Blite antwortete schneller als Nightingale. »Er hat auf einem Anwalt bestanden, deshalb konnten wir gerade erst anfangen. Bislang behauptet er, dass er nicht schuldig ist, und ansonsten habe er uns nichts zu sagen.«
»Haben Sie ihn schon mit den Beweisen konfrontiert?«
»Noch nicht.« Blite warf Nightingale einen erbosten Blick zu, schaltete aber sofort auf Neutralität um, als Fenwick sagte: »Gut. Wir wollen nichts überhasten, vor allem, wenn er nicht kooperieren will. Was wissen wir über ihn?«
Noch immer richtete er seine Fragen an Blite, doch der Inspector deutete mit dem Kinn auf Nightingale, als befehle er ihr, zu antworten.
»Seine Militärzeit war makellos. Wurde nach einem Kampfeinsatz in Borneo dekoriert und als Verbindungsoffizier nach Frankreich geschickt, ehe er dann in Washington einen Posten übernahm. Darüber steht in seiner Akte nicht viel drin. Vor dreiundzwanzig Jahren hat er den Dienst quittiert und wurde auf Empfehlung eines früheren Vorgesetzten, eines gewissen Lt. Colonel Richard Edwards, Sekretär des Harlden Golf Clubs. Außerdem hat er bei drei Privatfirmen im Aufsichtsrat gesessen, bis seine Frau vor drei Jahren an Krebs erkrankte und er sich ganz zur Ruhe setzte. Er ist aktives Mitglied der Baptistengemeinde, hat den Großteil seines Vermögens zwischen seinem einzigen Sohn und einer Reihe von Wohltätigkeitsorganisationen aufgeteilt und sich vom Rest ein kleines Haus gekauft. Er lebt bescheiden und hat keine Schulden.«
»Ein Bilderbuchbürger«, bemerkte Fenwick.
»Oh ja, ein harmloser alter Knacker«, meinte Blite mit einem vielsagenden Blick auf Nightingale, den Fenwick geflissentlich übersah.
»Ich glaube nicht an Bilderbuchbürger«, sagte er. »Hat er denn nicht ein einziges Laster?«
»Es gibt Gerüchte, dass er eine Geliebte hatte, bevor seine Frau krank wurde«, sagte Nightingale.
»Nicht alle Gerüchte stimmen, wir brauchen Beweise«, Fenwick mied ihren Blick und sah weiterhin Blite an.
»Ja, aber kein Rauch ohne Feuer.« Blite klang fast anzüglich, aber Fenwick achtete nicht auf ihn und schlug den Bericht der Fingerabdruckexperten auf, der nicht bei ihm gelandet war, sondern beim A.C.C.
»Abdrücke von drei verschiedenen Personen auf dem äußeren Sack, aber nur die von Maidment auf dem inneren«, entnahm er dem Bericht. »Allerdings liegt die DNA-Analyse des Blutes noch nicht vor, und vielleicht haben wir Pech, und es gibt keine Übereinstimmung. Anscheinend stammt das Blut auf dem Blazer von verschiedenen Quellen, sodass es vielleicht unmöglich ist, verwertbare DNA zu isolieren. Wer hat die Vernehmung bis jetzt geführt?«
»Ich«, antwortete Blite rasch.
»Gut, dann kommen Sie mit rein, aber ich übernehme die Leitung, und ich bestimme, ob und wann die Beweise gegen ihn eingesetzt werden. Nightingale, sagen Sie denen im Labor, dass wir die DNA-Analyse dringend benötigen. Und ich will den Bericht sehen, sobald er vorliegt, verstanden? Gut.« Er wandte sich Raum Drei zu, zögerte aber noch einmal kurz.
»Ach übrigens, Rodney, die interne Untersuchung gegen Bob Cooper ist abgeschlossen, werden Sie ihn jetzt mit hinzuziehen?«
»Unbedingt. Der gute Bob ist ein alter Haudegen, jede Menge Erfahrung. Kennt sich aus wie kaum ein anderer. Genau so einen Typ braucht man, nicht irgendwelche überbewerteten Grünschnäbel …«
»Gut zu wissen«, unterbrach ihn Fenwick. Die Anspielung auf Nightingale empörte ihn, doch er beherrschte sich. »Das wird ihm richtig guttun.«
Fenwick schob Blite in das Vernehmungszimmer, und Nightingale blieb mit feurigen Wangen zurück. Falls ihm der Rücken brannte, als er sich von ihr abwandte, so ließ er sich nichts anmerken.
16
Sam musste eine ganze Woche lang nicht arbeiten. Er durfte im Bett bleiben, so lange er wollte. William besuchte ihn regelmäßig und brachte ihm kleine Geschenke, was Sam mehr verwirrte als mit Dank erfüllte.
Am ersten Tag nach dem Besuch von Mr. Smith hatte er ihm eine riesengroße Tafel
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