Single in the City - Frl. Garbers rennt durch die Stadt
so schwer verdaulich war. Die SMS war endlos lang. So sah ich wenigstens beschäftigt aus. Aber Aysches Kommentar zum Gummispeisenmann war kurz. Ein türkisches Sprichwort: »Das Känguru mit dem leersten Beutel springt immer am höchsten. Komm heim.«
Ein paar Tage später kamen wir doch noch zu unserem Adligen, nach dem in Kreuzberg sogar eine Straße benannt ist. Die Senatorin, Frau Zeh und ich trafen ihn auf einer Party in Mitte und bereits in den ersten Minuten des Gesprächs erwähnte er beiläufig seinen Stammbaum, der sich lückenlos bis ins Jahr 1122 zurückverfolgen ließe. Just jenes Jahr also, in dem die erste Lateransynode unter Calixt II. gerade die Ergebnisse des Wormser Konkordats diskutierte. Frau Zeh war einigermaßen fasziniert, ich auch. Und die Senatorin flüsterte mir ins Ohr: »Der gehört mir!« Und dann verdarb unser Adliger alles. Mit einem einzigen Satz. »Ich bin ja leider der Letzte meines Namens.« Und drei Frauen rannten schnell davon.
Warum eine Ärztin, wenn man auch die Krankenschwester haben kann?
Neulich kam wieder so eine bescheuerte Karte. Die dritte in diesem Monat. Wir heiraten, stand in goldenen Schnörkeln auf handgeschöpftem blauem Karton. Aber das ist eigentlich egal. Es hätten auch silberne Schnörkel auf Grün sein können. Oder Schwarz auf Gold. In diesen Hochzeitsanzeigen fand sich alles, was die Paare aneinander schätzten: Magister- und Doktortitel, Gastprofessuren und mindestens drei Vornamen. Fast dankbar ruhte sich der Blick auf den Foto-Weihnachtskarten aus, die wenig später eintrafen und bei denen Eltern ihren rotgeheulten Erstgeborenen Engelsflügel umgeschnallt hatten. Ist es sehr abwegig, zu fragen, welchen Einfluss Hormone auf das Geschmackszentrum haben?
Andere Frage: Hat sich mal jemand darüber Gedanken gemacht, warum eigentlich die langweiligste Suppe der Welt – Brühe mit Gemüseeinlage und Eistich – Hochzeitssuppe genannt wird? Das kann kein Zufall sein. Das ist aber längst nicht das Schlimmste bei Hochzeitsfeiern, dafür gibt es einen anderen Begriff: Schwiegermutterzusammenführung. Dass zwei Menschen heiraten, beweist, wie sehr sie sich lieben. Nicht weil sie sich trauen, die Jahre bis zur Scheidung miteinander zu verbringen. Viel mehr Mut erfordert es, sich gegenseitig die Verwandtschaft vorzustellen.
Deine kleine Cousine heiratet ja nun auch, lautete der Satz, mit dem meine Mutter mich letztens begrüßte. Das war, kurz bevor sie sehr ausführlich von den mütterlichen Qualitäten der Katze meiner Schwester schwärmte. Ich glaube, es markiert eine Art Tiefpunkt im Leben, wenn die mittlerweile kastrierte Hauskatze als leuchtendes Beispiel angeführt wird. Und was ist überhaupt mit dieser Cousine los? Die ist doch höchstens 28. Kann die nicht warten, bis ihre erwachsenen Verwandten verheiratet sind?
Singles gehen übrigens nur ungern auf Hochzeiten, sie scheuen den Augenblick, in dem der Brautstrauß geworfen wird. Als sich neulich nahe Hannover in einem Dorfgasthof die letzte Schulfreundin von Hula-Hoop-Girl verheiratete, wurde ein Albtraum wahr: »Alle ledigen Frauen auf der Tanzfläche im Kreis aufstellen!«, hatte DJ Rolf ins Mikrofon seiner rollenden Disco gesprochen, bevor sich sehr, sehr langsam Hula-Hoop-Girl auf den Weg machte. »Toi, toi, toi!« und: »Fang ihn!«, riefen ihr die anderen Gäste zu, während sie ihr aufmunternd auf die Schulter klopften. Die Chancen für Hula-Hoop-Girl standen nicht schlecht, denn außer ihr hatten sich nur die lesbische Großtante der Braut und die zwölfjährige Tochter eines Hochzeitsgastes auf der Tanzfläche eingefunden.
Der Brautstrauß traf Hula-Hoop-Girl direkt in die Magengrube. Dann fiel er zu Boden. Noch mehr als der Magen aber schmerzten die Blicke der Umstehenden. Sie waren nicht schwer zu deuten: »Kein Wunder«, sagten sie. Und: »So wird das nie was.«
Natürlich wird das nichts. Seit einigen Wochen ist auch wissenschaftlich geklärt, warum: Männer wollen für Langzeitbeziehungen Frauen, die ihnen unterlegen sind. Bewiesen wurde das in einer neuen Studie der Universität Michigan. Das ist, als hätte ein Haufen fieser Krankheitssymptome endlich einen Namen bekommen und es damit aus dem Reich der Einbildung in den Pschyrembel geschafft.
Aber warum wollen Männer eher die Praktikantin als ihren (weiblichen) Boss, Piloten eher ihre Stewardess als die Co-Pilotin, Ärzte lieber die Krankenschwester als die Neurochirurgin? Hier muss man, wie so oft bei dem Versuch, männliches
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