Single in the City - Frl. Garbers rennt durch die Stadt
Verhalten zu erklären, sehr weit zurückgehen. In eine Welt der Instinkte. Im unsvorliegenden Fall verhält es sich so, dass die dominanten Frauen zu attraktiv sind. Nach zwei Jahren Ehe vielleicht nicht mehr für den Gatten, aber doch für andere Männer, und da hört der Spaß auf. Denn wenn diese Überlegene von einem anderen schwanger wird, dann stellt das eine ernste Bedrohung für die Fortpflanzung des gehörnten Ehemannes dar, der sich doch auch nur vermehren möchte. Was im Umkehrschluss heißt, dass Männer dazu neigen, Frauen zu heiraten, die kein anderer will, nur weil sie sich in Ruhe fortpflanzen möchten.
Wie sich das Problem lösen ließe? Es müsste einfach ein paar Männer geben, für die es sich lohnt, schwach zu werden.
Mein Leben in Mülltüten
Ich habe aufgeräumt. Vier große Mülltüten voller Erinnerungen und abgelaufener Soßen habe ich aus der Wohnung geschleppt. Papiere geordnet, die Lieblings-Shirts diverser Ex-Freunde entsorgt, sofern sie nicht sowieso längst als Putzlappen dienten, sogar Briefe habe ich aufgemacht, die seit Wochen in meinem Briefkasten lagen. Solange sie dort liegen, gelten sie als nicht zugestellt, finde ich.
Zuletzt habe ich noch meine Mäntel auf dem Balkon ausgeschüttelt. Die schöne mittelgraue Wolljacke, die dabei vier Stockwerke nach unten segelte, einen Topf Efeu aus dem zweiten Stock mitriss und dann ordentlich ausgebreitet auf dem Rasen des unsympathischen Pärchens von rechts unten liegen blieb, hab ich inzwischen auch wieder. Bei so einer Aktion ist natürlich wichtig, die Mülltüten erst nach Einbruch der Dunkelheit runterzutragen, damit die Nachbarn nicht wissen, wer die Tonne bis obenhin zugemüllt hat.
Eine Bekannte sagte: »Dann triffst du also jetzt deine große Liebe.« Ich schaute sie mit diesem Blick an, mit dem Singlefrauen liierte Frauen anschauen, wenn diese sagen, man träfe jetzt seine große Liebe. »Doch«, sagte sie. »Weil du dich von deinem alten Leben verabschiedet hast. Es ist eine Art Naturgesetz, dass man danach den Mann seines Lebens triffst.«
Wenn ich gewusst hätte, dass das so einfach ist, hätte ich schonvor drei Jahren aufgeräumt. Wie kommt man dann zu einer Affäre? Ein bisschen Staubsaugen?
Andererseits. Will ich das wirklich? Eine Beziehung? Schon allein der Begriff klingt wie eins dieser Stachelhalsbänder, die man im Geschäft für Rottweilerbedarf kaufen kann. Eine Studie des Universitätsklinikums Eppendorf besagt, dass bei Frauen um die 30, die in einer sicheren Beziehung leben, der Appetit nach Sex dramatisch abnimmt. Nach vier Jahren will nur noch weniger als die Hälfte von ihnen regelmäßig Sex, nach 16 Jahren wollen es gerade mal 20 Prozent. Bei Männern dagegen nimmt der Appetit mit den Jahren kaum ab. Auch nach 40 Jahren wollen noch 80 Prozent der Männer regelmäßig Sex.
Mit anderen Worten: Eigentlich sind in einer langen Beziehung bestenfalls 20 Prozent der Paare zufrieden. Aber nur wenn alles gut ist und die 20 Prozent Frauen auch wirklich einen der 80 Prozent Männer abbekommen haben, die regelmäßig Sex wollen. Was aber, wenn die Frau zu den 20 Prozent gehört, die wollen, der Mann aber zu den 20 Prozent, die nicht wollen? Kann ja auch sein. Oder die 80 Prozent der Frauen, die nicht wollen, zu 100 Prozent Männer haben, die zu den 80 Prozent gehören, die wollen?
Genau andersherum sieht es bei Streicheleinheiten aus. Da sagen über 80 Prozent der befragten Frauen auch nach 16 Jahren Beziehung: »Ich möchte einfach nur kuscheln.« Bei den Männern geht es rapide von knapp über 80 Prozent im ersten Jahr auf knapp über 20 Prozent nach 16 Jahren. Das ist kein Gefälle mehr, das ist ein Abgrund.
Ich kann es kaum erwarten, endlich eine Beziehung zu führen. Vielleicht sollte man von vornherein eine Art Leasingvertrag abschließen. Nach vier Jahren gibt man ihn zurück. Dafür kriegt man dann einen Neuen, der wieder kuscheln mag und mit dem man noch gerne Sex haben möchte.
Vielleicht war die Müllabfuhr noch nicht da, und ich kann mein altes Leben wieder hochtragen und zurück in die Schränke räumen. So schlimm war’s eigentlich gar nicht.
Bei den Klamotten fiel es mir ohnehin schwer, mich zu trennen. Erfahrungsgemäß schmeißt man immer das weg, was in der kommendenSaison überraschend ein Revival erlebt. Kleider, die man vor zehn Jahren gekauft hat, die aber noch passen, behält man, weil es ein so schönes Gefühl ist, dass man immer noch in die Kleider von vor zehn Jahren passt.
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