Single in the City - Frl. Garbers rennt durch die Stadt
Hosen, die nicht mehr passen, behält man, weil sie Indikatorhosen sind: Nimm sofort drei Kilo ab! Wirft man diese Hosen weg, ist es, als ob man vor dem Gewicht kapitulierte. Und das können wir Singles, die wir zumindest hin und wieder noch ein Sexleben haben, uns nicht leisten.
Der Mann, der zu viel wusste
Was ist besser: Mensch oder Zigarettenautomat? Meine Freundin C. war empört, als sie einmal ihren Stammkiosk betrat und der Kioskmann ihr unaufgefordert ihre Zigarettenmarke aus dem Regal zog. Dieser Kioskmann wusste zu viel. Meine Freundin hat den Laden danach nie wieder betreten. Was ein bisschen ärgerlich ist, weil er sich im Erdgeschoss ihres Hauses befand und sie jetzt immer einen halben Kilometer zum nächsten Kiosk gehen muss.
Ich kann Menschen verstehen, die nur deshalb in Kiosken kaufen, weil dort das Geld nicht so oft stecken bleibt wie in einem Zigarettenautomaten. Aber der Preis dafür sind eben solche Sätze: »Wie immer?« Oder: »Schon wieder eine Schachtel? Da freut sich Schäuble aber.«
Mein Kioskmann würde so etwas nie sagen. In dieser Beziehung war er von Anfang an diskret wie ein Zigarettenautomat. Und deshalb tut es mir doppelt leid, dass ich mich jetzt von beiden verabschieden muss.
Denn ich bin neuerdings Nichtraucher. Nachdem mir jemand gesagt hatte, ich würde, wenn ich weiter rauchte, schon bald so alt aussehen, wie die Neue von Rapunzels Ex-Freund in Wirklichkeit ist, hörte ich auf. An einem Freitag, morgens nach der ersten Zigarette. Plötzlich waren da nur noch ich und mein Wille. Und da der ziemlich schwach ausgeprägt ist, was legale Genussmittel angeht, zog ich mich fürs Wochenende in meine persönliche Betty-Ford-Klinik in Prenzlauer Berg zurück, ging vor neun Uhr ins Bettund stellte mir vor, dass es Liz Taylor und Robert Downey junior nebenan auch nicht besser ging.
Die nikotinfreien Kräuterzigaretten, die ich mir in der Apotheke besorgt hatte und tagsüber rauchte, erwiesen sich als problematisch, denn sie rochen wie Joints. Und schon bald war ich es leid, die plötzlich sehr anhänglichen Kollegen aus meinem Büro zu schmeißen.
»Und – bist du schon fett geworden?« Das ist zurzeit die häufigste Frage.
Deshalb startete ich eine Woche (oder 1 ½ Kilo) nach dem Rauchstopp mein Fitnessprogramm, das ein missgünstiger Mensch – Raucher natürlich – »Laufen ohne Schnaufen« nannte. Dann sah ich mir ein paar Fahrräder an, deren Anschaffung ich aber wieder verwarf. Heutzutage kosten die Dinger mehr als ein schmiede- und verladefrommer Mecklenburger Wallach. Doch der Fahrradhändler sagte mir, dass der Preis egal sei, weil das Rad sowieso gestohlen werde, wenn mal jemand nicht zu Fuß aus der Kneipe nach Hause laufen möchte. Und es käme nur auf die richtige Versicherung an.
Noch wichtiger als das Gerät ist die Nichtraucherkleidung. Für den Anfang sollte eine neue Jogginghose genügen. Im Sportkaufhaus schickte man mich sofort von der Sports-Fashion-Ecke zu einer Verkäuferin, die eine sonderbare Brille aus zwei auf den Spitzen stehenden Quadraten trug. Aber noch sonderbarer war, was sie sagte: »Ich denke, Sie brauchen Multifunktionskleidung.«
Folgende Multifunktionen sind mir wichtig bei meiner neuen Laufhose: Sie soll gut aussehen, von einer teuren Marke sein und dünn machen. Die Dame mit der Brille nahm mir die schöne blaue Nike-Hose aus der Hand. »Das ist keine Multifunktionshose.« Sie griff zu einem hässlichen hautengen Teil, das aussah, als würde es – kombiniert mit Plateaupumps – in einigen Teilen Berlins als Party-Outfit durchgehen: »Das ist eine Multifunktionshose.«
Wenn ich solche Dinger mit Anstand tragen könnte, würde ich mich wohl kaum auf einem Sportplatz quälen, wollte ich der Dame mit der spitzen Brille gerade erklären, als sie fragte: »Was ist mit der Multifunktionsunterwäsche?«
Das ist eine interessante Frage. Aber Unterwäscheanfragen leiteich normalerweise sofort an Attraktiver Nachbar weiter. Falls er Zeit findet, meine Fragen zu beantworten, und nicht gerade meine gute Freundin M. aus Schweden vernascht, die ich wegen ihrer Katzenallergie für eine Nacht bei ihm einquartiert hatte. Als Kind hatte ich mal Zwergkaninchen. Die haben sich zumindest vorher beschnuppert.
Jedenfalls verließ ich das Sportkaufhaus ohne Multifunktionsunterwäsche, aber mit einer Jogginghose aus der Fashion-Abteilung. Und als ich mich ins Taxi setzte, drehte sich der Taxifahrer zu mir um: »Na, wir beide schon wieder?« Manchmal
Weitere Kostenlose Bücher