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Single in the City - Frl. Garbers rennt durch die Stadt

Single in the City - Frl. Garbers rennt durch die Stadt

Titel: Single in the City - Frl. Garbers rennt durch die Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Garbers
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aussortiert, als ich die Wintersachen im Schrank nach hinten räumte.
    Irgendwann war der Abend vorbei. »Ist der Pullover neu?«, fragte der Anwalt zum Abschied. »Ja.« Dann küssten wir uns auf die Wangen, und ich sagte: »Übrigens glaube ich, dass hässliche Frauen hässliche Männer bekommen und hübsche Frauen auch.«
    Ich denke, er wird wieder anrufen.

»Du regst mich auf, Frau!«

    Neulich rief ich Aysche an, um ihr von der jüngsten Pleite im Projekt »Der Mann fürs Leben. Jetzt« zu erzählen. »Er war aus dem Osten und kannte Astrid Lindgren nicht. Kannst du mir sagen, wie ich mein Leben mit jemandem verbringen soll, der Karlsson vom Dach nicht mag? Und dem nicht die Tränen in die Augen treten, wenn er Gebrüder Löwenherz hört? Wo sind die echten Männer? Etwa alle verheiratet?«
    Als wir uns von dem Lachanfall erholt hatten, antwortete Aysche mit einem Spruch aus ihrer Heimat: »Wüsste der Glatzkopf eine Medizin, würde er sie sich selbst auf den Kopf schmieren.«
    Also ging ich dorthin, wo die Menschen echte, langjährige und krisensichere Beziehungen pflegen. Zu einem Cocktail etablierter Enddreißiger und Berliner Exil-Adliger.
    Alle kannten sich. Ich kannte niemanden. Fast niemanden. So einsam habe ich mich zuletzt gefühlt, als mir in Japan eine Speisekarte mit Schriftzeichen in die Hand gedrückt wurde. Mit Freude entdeckte ich schließlich eine hübsche, blonde Frau, die ich neulich schon mal auf einer Veranstaltung kennengelernt hatte. »Wir haben uns doch neulich auf einer Veranstaltung kennengelernt«, sagte ich. Damals zog sie gerade mit ihrem Verlobten zusammen. Ich fühlte mich schon ein wenig angekommen. Sie kniff säuerlich die Augen zusammen. »Ja, du hast mich nie zurückgerufen.« Ich kippte den Inhalt meines Champagnerglases auf ex runter: »Uuups, nichts mehr drin, muss ich nachfüllen. Bis bald.«
    Ich gesellte mich zu einer gemischten Gruppe. Zwei der Männer kannte ich, weil die ihre Frauen schon mal mit Frau Zeh betrogen hatten. Mit einem anderen hatte ich mal auf einem Grillfest geknutscht. »Kennen wir uns nicht?«, fragte seine Frau mich. »Nein, ich bin zum ersten Mal in Berlin. Ich lebe eigentlich in HHHrmpf. Oh, ich sehe grad, mein Glas ist leer.« Mittlerweile kam ich mir vor wie die Türkei, und die anderen waren die EU. »Ich komm nicht rein«, schrieb ich Aysche per SMS. Und sie antwortete: »Recht geschieht’s dir. Keine Zähne im Maul, aber La Paloma pfeifen.«
    Neben einer anderen sehr blonden, sehr feinen und äußerstgebildet aussehenden Frau blieb ich stehen. Sie erzählte gerade von dem Kunstwerk, das sie jüngst erstanden hatte, es zeigt eine Ente im Flug just in dem Moment, in dem sich eine Gewehrkugel ins Federkleid bohrt. »Interessant«, sagte ich. »Und wo hängt man so was auf?« – »In dem Zimmer, in das mein Ex-Mann zunächst gezogen ist, nachdem er seine Kollegin gevögelt hatte, und das einmal das Kinderzimmer werden sollte.« – »Ein guter Platz. Aber nun muss ich mir doch schnell mal ein wenig Champagner holen.«
    Ex-Mann, Betrug, Flugentenbrust. So anders war das Leben der etablierten Enddreißiger ja gar nicht, dachte ich. Nur irgendwie spiegelverkehrt.
    Überall standen die Menschen in kleinen Grüppchen, sie waren gemeinsam im Skiurlaub gewesen, beim Sonntagmorgen-Brunch und erzählten sich gegenseitig die Tricks, wie man die Kleinen günstiger in den internationalen Kindergarten bekommt. Es war schlimmer als Japan, denn dort kann man immer noch auf Gummispeisen im Schaufenster zeigen, wenn man Hunger hat und die Karte nicht versteht. Vielleicht klappte das ja hier auch. Ich bewegte mich auf eine sehr gut aussehende Gummispeise zu. Wir unterhielten uns über Politik. Nicht sehr lange, denn die Gummispeise sagte nach kurzer Zeit: »Du hast unrecht.« Im Flirtkurs konnte er das nicht gelernt haben. Und dann, ich hatte gerade den Umgang mit der Verfassung, wie ich finde, äußerst geistreich mit Rudy Giulianis Prinzip der zerbrochenen Scheibe verglichen, gab er mir den Todesstoß. »Ich kann mich nicht länger mit dir unterhalten. Du regst mich auf. Ich gehe zu meiner Frau.« Dabei sah er so gut aus, und ich hätte ihn gern noch gefragt, wie er Astrid Lindgren findet.
    Jetzt war ich vollends Paria, aber ich glaube, zumindest das Geheimnis seiner Ehe entdeckt zu haben. Während ich mir das nächste Glas Champagner eingießen ließ, tippte ich eine SMS an Aysche und die Welt dort draußen. Ich erzählte von der appetitlichen Gummispeise, die

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