Single in the City - Frl. Garbers rennt durch die Stadt
Spur. Nirgends. Das falsche Appartement? Zum Glück fand Frau Zeh irgendwo einen Pass und konnte nachlesen, in wessen Appartement sie sich gerade befand. Sie war richtig. Schließlich fand sie die Freundin im Tiefschlaf im Bett. Frau Zeh legte sich dazu und schlief ebenfalls ein. Ihnen blieben drei Stunden bis zur nächsten Party.
»Gibt’s denn hier keinen Champagner?«, fragte eine Schauspielerin auf einer der vielen Partys. »Das ist ja unmöglich. Dann lass ich mich jetzt sofort vom Fahrservice abholen und zu einer Party mit Champagner bringen.« Ein paar Meter weiter stand eine große, schöne Blondine vor einem gelangweilt an die Bar gelehnten Mittvierziger: »Das ist ja mein großes Problem, dass mein Äußeres immer von meinem Inneren ablenkt …« Es klang wie in ein Bewerbungsgespräch. Frau Zeh bekam von einem Politiker die Einladung zu einem gemeinsamen Fallschirmsprung. Er wollte sie sich vor die Brust binden.
Apropos vor die Brust binden beziehungsweise um den Hals knoten. Neulich saß ich mit der Senatorin und Aysche zusammen, und wir diskutierten, ob es ein gutes Zeichen sei, dass ihr neuer Freund Ali ihr dieses große bunte Hermès-Kopftuch geschenkt hatte. Ich sagte, das alles würde mich doch sehr an Abu Hamza erinnern. Abu Hamza, der alte Hassprediger mit der Hakenhand, ist auch nur wegen seiner Ex-Frau so geworden. Sagt seine Ex-Frau. Die Senatorin fragte nur: »Wer ist denn jetzt schon wieder Abu Hamza, da bin ich mal drei Tage weg, und schon kriege ich Aysches Männergeschichten nicht mehr mit.«
Gelöschte Objekte
Die Rituale, mit denen man heutzutage Liebhaber aus dem Leben entfernen muss, werden umso anstrengender, je mehr elektronische Geräte im Spiel waren. Innerhalb kürzester Zeit hat sich der Ex-Liebhaber in sämtlichen Speichermedien breitgemacht. Seine süßen ersten, noch fragenden SMS befinden sich aus romantischen Gründen auf der SIM-Karte des Handys. Seine Telefonnummern – Büro, Privat, Mobil, Eltern – natürlich auch. Und, so es sich um ein Fotohandy handelt, dürften unter »Bilder & Sounds« jede Menge Fotos des Ex-Liebhabers abgelegt sein. Auf dem iPod hat er seine Musik hinterlassen, im Blackberry seine Adresse und Geburtsdatum.
Aber am schlimmsten sind die unzähligen E-Mails, die zu löschen bei Outlook schier unmöglich ist: Posteingang, gelesene Objekte,gelöschte Objekte, gesendet, gesendete Objekte, eigene Ordner, Unterordner »Schönes«. Alles in den Papierkorb. Auch wenn es sich anfühlt, als würde man Seiten aus seinem Tagebuch reißen.
Was hat der Ex-Liebhaber noch alles dagelassen? Eines Morgens hatte er wie zufällig seine Zweitbürste im Zahnputzbecher vergessen, was immer noch besser ist, als würde er die Zahnbürste der Gastgeberin benutzen. Und da an der Garderobe hängt noch sein weicher grauer Schal, den er einmal nach dem Kino, als es so kalt war, abgegeben hatte. Um den Hals gelegt. Damals, als sich sein Kaschmirschal noch nicht wie eine Kette anfühlte.
Wo er sich nicht alles verstecken kann. Wenn es so weit kommt, dass die Zeit, die man aufwenden muss, um den Menschen aus sämtlichen Arbeitsspeichern und Zahnputzbechern zu entfernen, jene übersteigt, die man gemeinsam mit ihm verbracht hat, wird es Zeit, sich von ein paar lieb gewonnenen elektronischen Geräten zu trennen.
Wieso will man eigentlich mit den meisten Ex-Freunden partout nicht befreundet sein? Mit den Menschen, mit denen man eben noch Bett, Geheimnisse, Gewohnheiten (und die Überheblichkeit gegenüber anderen, nicht so perfekten Pärchen) geteilt hat und mit denen man lieber als mit allen anderen seine Zeit verbracht hat? Man will nicht nur nicht befreundet sein mit Ex-Freunden, man kann sich nicht einmal mehr vorstellen, warum man es jemals war. Wenn etwas keine Zukunft hatte, sollte man auch der Vergangenheit nicht lange nachtrauern.
Ab einem bestimmten Alter gibt es nur noch Heiratskandidat oder Liebhaber. Nichts dazwischen. Und nach spätestens drei Monaten muss man sich vom Liebhaber trennen, sonst verwechselt man irgendwann Gewohnheit mit Liebe. Wenn man sich dann doch endlich trennt, weiß man, dass man eigentlich noch nicht einmal den Liebeskummer verdient hat.
Geschafft, er ist gelöscht. Denkt man irgendwann. Doch dann eines Abends, Hula-Hoop-Girl ist vielleicht gerade da, und man will ihr die Flasche Wodka aus dem Kühlschrank reichen, da entdeckt man plötzlich ganz hinten in der Ecke hinter einer Palette Red Bull seinen Lieblingssahnequark. Den mit dem
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