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Single in the City - Frl. Garbers rennt durch die Stadt

Single in the City - Frl. Garbers rennt durch die Stadt

Titel: Single in the City - Frl. Garbers rennt durch die Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Garbers
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Schatten der Schere. Nicht auszudenken, wenn ich mich jetzt auch noch rasieren müsste. Hoffentlich lande ich niemals auf einer einsamen Insel ohne Warmwachs. Ab einem bestimmten Alter sind Frauen wie der atlantische Regenwald. Kaum ist eine Schneise geschlagen, wuchert sie wieder zu.
    Acht Minuten: Die Wimpern am rechten Auge sind zu einem Dreieck zusammengeklebt. Mal wieder über die getuschten drübergetuscht. Drübergepfuscht. Ich versuche, sie auseinanderzupflücken, und reiße sie dabei aus Versehen aus. Meine Wimpern sehen jetzt aus, als hätten sie die Motten.
    Neuneinhalb Minuten: Verzerrt der Spiegel irgendwie? Der macht doch dick, dieser Spiegel. Ich schaue die Hände der Friseurin an und vergleiche dann die Natur mit dem Spiegelbild. Die Hände der Friseurin sehen im Spiegel nicht dicker aus.
    12 Minuten: Was ist mit meiner Nasolabialfalte los? Die war doch gestern nicht so tief. Ich bin seit gestern um sieben Jahre gealtert.Moment: Ist mein rechtes Auge größer als mein linkes? Nach einer Viertelstunde bin ich mir ganz sicher: Ich habe einen unheimlich kleinen Kopf im Verhältnis zu meinen Körper. Und ich frage mich, warum ich eigentlich meine Zeit beim Friseur verplempere. Ich könnte längst beim plastischen Chirurgen sitzen.
    Männer haben diese Probleme nicht, weil ihr Friseurbesuch selten länger als 15 Minuten dauert. Gerade die unattraktivsten Männer haben nur Kranzschnitt, das dauert 10 Minuten und ist damit in der unkritischen Zeit, in der Männer sich blicktechnisch ausschließlich mit der Friseurin über ihnen und deren Ausschnitt beschäftigen können. Außerdem sind Männer nicht so eitel wie Frauen und tragen öfter eine Brille, die sie dann beim Friseur abnehmen müssen – gerade kurzsichtige Männer mit starkem Haarausfall sind daher völlig frei von Selbstzweifeln. Und so kommt es auch, dass selbst Männer, die hundertprozentig Depressionen bekommen sollten, wenn sie in den Spiegel schauen, Sätze sagen wie: »Schau mich an, ich bestehe nur aus Muskeln und Samensträngen.«
    Männer müssen auch nicht zur Pediküre. Alle paar Wochen Hufschmied reicht. Wenn sie oben rum zuwachsen, kriegen sie immer noch einen Job als Bundestagspräsident. Männer brauchen nicht einmal Duschgel, weil sie behaupten, dass sie den Schaum, der beim Haarewaschen übrig bleibt, einfach zweitverwerten für den Körper. Männer sind also fein raus?
    Nein, denn das Wichtigste an einem Friseurbesuch ist seine Nachbereitung. Zu Hause, wo jemand wartet, der all die Fragen beantworten muss (Nasolabialfalte, Verhältnis Kopf / Körper usw.). In den meisten Fällen ist das ein Mann.
    Männer können diese Fragen natürlich niemals zufriedenstellend beantworten. (Beispiel: »Auf einer Skala von eins bis zehn: Wie dick findest du mich?« Ebenfalls beliebt: »Wie alt würdest du mich schätzen, wenn du mich nicht kennen würdest?« Oder der Klassiker: »Ich finde dich nicht zu dick.« – »Aha! Nicht ZU dick, aber dick findest du mich also schon?«)
    Nach so einem Gespräch fühle ich mich um 90 Prozent schlechter als zuvor. Dann doch lieber Frauenzeitschrift.

Es gibt kein Bier im Reihenhaus, kein kühles Bier

    Neulich war ich in einer Reihenhaussiedlung. Sie hieß zum grünen Hügel oder so ähnlich. Ein Bekannter hatte mich dorthin gelockt. »Es gibt Grillwürste und Bier«, hatte er gesagt. Und ich hatte ihm geglaubt.
    Als wir am grünen Hügel parkten, wurde ich zunächst daran gehindert auszusteigen. Mein Bekannter hielt meinen Sicherheitsgurt fest. Er sah panisch aus: »Wehe, du sagst irgendwas über die Häuser.« – »Quatsch, würde ich nie machen, aber ich frage mal, welches Strafmaß die Architekten erwartet.« Mein Bekannter lockerte den Gurt: »Das war ein Witz, oder?«
    Die Reihenhäuschen, es müssen Tausende gewesen sein, befanden sich auf einem steppenartigen Areal an der ehemaligen Zonengrenze. Sie unterschieden sich äußerlich durch die Pastelltöne ihrer Fensterläden, durch die Farbe der kleinen Garten-Geräteschuppen (Dunkelbraun, Hellbraun oder Natur), die jeweils am Ende der Rasenflächen standen, und durch die Anzahl der rosa gekleideten Kinder, die sich auf diesen Rasenstücken befanden. Kniehohe Holzzäunchen sendeten die Botschaft aus: Wir haben nichts zu verbergen. Und: Wir haben ein unkompliziertes Verhältnis zum Nachbarn.
    Ich fragte mich, wie ein betrunkener Familienvater hier abends sein Haus wiederfinden soll, wenn doch alle gleich aussehen, aber das war eine sehr theoretische

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