Single in the City - Frl. Garbers rennt durch die Stadt
bisschen aussieht wie Antonio Banderas, auf den zweiten aber viel weniger Falten hat.
Apropos Falten, da fällt mir der heilige Yogi ein, neulich in Amsterdam. Ich erklärte meiner Freundin A. gerade, dass sie im Coffeeshop keinen Slim-Latte bekommt, da trat jener heilige Yogi auf uns zu. Und nachdem er mir in beeindruckender Weise die Vergangenheit – ja was eigentlich: zurückgesagt? – hatte, fixierte er einen kleinen Punkt zwischen A.s Augen. Er könne sehen, sagte er, dass die Männer immer nur ihren Körper wollen.
»Ja, Heiliger Mann«, hätte ich gern geantwortet. Da hätte jetzt aber auch ein Blick auf A.s Minirock gereicht, oder? Wir gaben ihm trotzdem ein paar Münzen für seinen Tempel in Indien, auch wenn er behauptete, dass seine Gebete noch viel besser mit Scheinen funktionieren würden.
Momentan gilt natürlich die Ausnahme. Momentan ist mal wieder Fußball-EM. Und da wollen die Typen nicht A.s Körper, sondern einfach nur, dass sie mal kurz für die nächsten 90 Minuten die Klappe hält. Das dumme alte Klischee, dass Männer Frauen Abseitsregeln erklären müssen, ist ein dummes altes Klischee. Temperamentvollere Reaktionen wurden bei folgenden Sätzen beobachtet. Vor Deutschlandspielen tat es ein beiläufiges »Und für wen bist du?« vollkommen. Nach dem Ausscheiden Deutschlands werden die ersten erfolgversprechenden Resultate mit »Der sieht ja süß aus. Hoffentlich gewinnt der« erzielt.
Allerdings kann man seine Mitmenschen – die mit Frau und Kind – ja schon demütigen, wenn man sie nur fragt, wo sie heute Fußball schauen werden. Genuschelte Antwort: »Zhhhssse« WAS? »Z-U-H-A-U-S-E«. Ach, das ist ja toll. Und wer kommt noch alles? »Nimmmnd« WER? »N-I-E-M-A-N-D«. Na, ist doch auch mal schön. Nur du, deine Frau und die Kinder.
Was soll man dazu auch sagen? Viel Spaß vielleicht? Verfügt das Gegenüber über genügend Humor, um das nicht misszuverstehen? Vor einigen Tagen, ich hatte gerade eine Einladung zum Abendessen abgesagt, weil wir Champagner auf die Motorhaube des neuen Cabrios von Attraktiver Nachbar kippen wollten, da hörte ich, wie ein Kollege verstohlen ins Telefon sprach: »Ja, Schatz, ich trage dannden Apfelsaftkanister nach oben.« Ich klopfte ihm auf die Schulter und sagte: »Aber Weihnachten ist auch bei uns ganz, ganz schlimm.« Ganz ehrlich? So toll ist das Singleleben nun wieder nicht. Manchmal sehnen auch wir uns nach gepflegter Langeweile.
Attraktiver Nachbar befindet sich trotz seines neuen Cabrios übrigens gerade ein wenig im Leerlauf, was ich unter anderem daran festmache, dass er bei eBay Ursula-Andress-Autogrammkarten ersteigert. Außerdem hat er für mich eine Art Shuttleservice von der Haustür zur Arbeit eingerichtet. Inklusive Milchkaffee. Ich glaube, diese Nachbarschaft verdirbt mich für die Ehe.
Das mit dem neuen Cabrio ist übrigens schlimm, denn schon jetzt kann er sich vor Anfragen kaum retten. Wo auch immer er auftaucht, schnüren diese Füchsinnen sofort in seine Nähe. Unterdessen steigert er meine Beliebtheit, indem er allen erzählt, dass er, solange er keine Freundin hat, am liebsten Geschenke für die Nachbarin kauft.
Ich warte auf den Abend, wo ich hinterrücks gemeuchelt werde, weil irgendeine der Anwärterinnen Gottes Geschenk an die Mittzwanziger- bis Mittdreißigerfrauen ganz für sich allein haben möchte. Wie um Himmels willen soll das erst werden, wenn sie ihn in seinem Cabrio sehen? Eines, das aus der Kopfstütze den Nacken mit einem Föhnschal wärmt? Und bei Tempo 100 immer noch im zweiten Gang schnurrt? Ich kann an dieser Stelle nur alle Frauen warnen: Hört auf, euch so zu erniedrigen. Dieser Mann will jagen. Aber natürlich nimmt er angefahrenes Bret mit, wenn ihm gerade nichts Frisches vor die Flinte kommt.
Everybody loves somebody sometimes
Das Schöne am Singleleben ist, dass man träumen kann. Und wenn man aufwacht, kann man einfach weiterträumen. Liierte Menschen können das nicht. Wenn die aus ihren Träumen aufwachen, nennt man das Krise oder Scheidung oder Trennung. Das ist nicht der einzige Unterschied. Denn dem Single hat während des Träumens niemand die Decke weggezogen, niemand hat ihn mit seinemMorgenatem angehaucht, niemand ihn laut schnarchend um den Schlaf gebracht.
Nein, der Single schlägt morgens die Augen auf, kickt sanft die Katze, deren leises Schnarchen sofort in ein Schnurren übergeht, und duscht, wann immer und so lange er will. Wenn er möchte, kann er sogar unter der Dusche
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