Singularität
schwarz, dass sie das
Sonnenlicht fast hundertprozentig absorbierten. Ein ständiger
Strom von Behältern trieb auf chaotischen Umlaufbahnen auf den
Schaum zu, der Auswurf von den Bergwerksbetrieben im
äußeren System. Innerhalb der Blasen ballte sich
menschliches Leben zusammen, wobei die Zellen nicht den
natürlichen Zyklus der Zellteilung durchliefen, sondern von
Maschinen zusammengefügt wurden. Tausende von Sekunden
verstrichen, für die produktiven Monteure eine Ewigkeit. Dann
tauchten Skelette auf, erst nur als zarte Umrisse, dann als
üppige, feste Auswüchse, die in der Blase herumtrieben, die
die allgemeine Plazenta darstellte. Während die Nano-Monteure
synthetische Enzyme, DNA, Ribosomen und andere Stoffe in die
fetthaltigen Bläschen pumpten, aus denen lebende Zellen
entstehen sollten, bildeten sich Blut, Gewebe, Zähne und Organe
heraus – alles am richtigen Platz.
Und jetzt fingen die Körper der Kritiker an zu zucken.
der raumartige
ereignishorizont
Die Tür zum Arbeitszimmer öffnete sich, und ein Lakai in
Livree kam herein. »Geschwaderführer Bauer zum
Gespräch mit dem Admiral«, verkündete er.
Geschwaderführer Bauer betrat das Arbeitszimmer des Admirals
und grüßte militärisch. Der Admiral, der hinter einem
imposanten Holzschreibtisch in der Mitte des riesigen Zimmers
saß – es war mit furchtbar teuren importierten
Harthölzern getäfelt, mit Vorhängen aus Rohseide
ausgestattet und an den Randleisten mit nicht gerade kleinen
Goldblättern verziert –, wirkte vor diesem Hintergrund
winzig: wie eine verschrumpelte Wasserschildkröte mit
Walross-Schnauzer, die auf einem blausilbernen Meer aus Teppichboden
dahintreibt. Dennoch war er heute in guter Verfassung, trug seine
reichlich mit Ehrenzeichen und Ordensbändern dekorierte Uniform
und saß auf einem echten Stuhl.
»Und wie geht es Ihrem Vater inzwischen? Es… es ist
schon eine Weile her, dass ich ihn gesehen habe.«
»Es geht ihm sehr gut, Sir.« Zumindest so gut, wie es
ihm in Anbetracht der Umstände gehen kann, schließlich ist
er ja schon vier Jahre tot.
Traurig musterte Bauer seinen Vorgesetzten. Früher einmal der
schärfste Haudegen im Waffenarsenal der Neuen Republik,
verrostete der Konteradmiral Kurtz inzwischen mit beängstigender
Geschwindigkeit. Er gehörte nun so eindeutig zum alten Eisen,
dass man sicher schon sein Begräbnis vorbereitete. Immer noch
hatte er Phasen geistiger Klarheit, manchmal sogar recht ausgedehnte.
Aber dass man ihn zwang, sich auf eine solche Expedition zu begeben
– und kein Offizier konnte, realistisch gesehen, einen Auftrag
des Kaisers ablehnen, wenn er seinen Posten behalten wollte –,
war einfach grausam. Seine Majestät musste doch sicher vom
Gesundheitszustand des Admirals gewusst haben, oder nicht? »Darf
ich fragen, warum Sie mich einbestellt haben, Sir?«
»Äh – äh – äh, ja.« Der Admiral
zuckte so heftig zusammen, als hätte ihm jemand soeben einen
Elektroschock verabreicht. Plötzlich spannte sich seine Miene.
»Ich muss mich entschuldigen, Geschwaderführer. Allzu oft
entgleitet mir alles. Ich wollte mit Ihnen die Staufelung… ich
meine die Aufstellung der Flotte erörtern. Es liegt auf der
Hand, dass Sie das tägliche Kommando über das
Einsatzgeschwader übernehmen werden, wie auch die gesamte
taktische Einsatzleitung, sobald wir in Rochards Welt angekommen
sind. Was allerdings die Planung betrifft, so denke ich, dass ich
etwas dazu beisteuern kann.« Ein schwaches Lächeln huschte
über sein Gesicht. »Sind Sie damit einverstanden?«
»Ah, ja, Sir.« Bauer nickte leicht ermutigt. Der
große alte Mann mochte in die Senilität abdriften, aber in
seinen besseren Momenten dachte er immer noch so scharf wie ein
Rasiermesser. Wenn er damit einverstanden war, sich
zurückzulehnen und Bauer weitgehend das Steuer zu
überlassen, würde es vielleicht funktionieren. (Solange der
Admiral noch wusste, wen er vor sich hatte, wie sich der
Geschwaderführer ins Gedächtnis rief.) Sie hatten auch
früher schon zusammengearbeitet: Bauer hatte als junger Leutnant
während des Einfalls auf Thermidor unter dem Kommandanten Kurtz
gedient und empfand großen Respekt vor dessen Verstand, ganz zu
schweigen von dessen Hartnäckigkeit. Auch angesichts des
heftigen Widerstands hatte sich der Kommandant seinerzeit stur
geweigert, den Rückzug anzutreten. »Ich habe mir schon
gedacht, dass die Allgemeine Stabsleitung einige recht
ungewöhnliche Pläne zur Aufhebung der Belagerung in
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