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Singularität

Singularität

Titel: Singularität Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Stross
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an, dass er vor den zwanzig Zentimeter langen, gelblich-braunen
Hauern zurückschreckte, die hart genug aussahen, Beton zu
spalten. »Stell keine Fragen, Mensch. Ich frage: Besitzt du
bewusste Intelligenz? Beweislage unklar. Nur mit bewusster
Intelligenz begabte Wesen schaffen Kunst, aber deine Werke sind nicht
eindeutig.«
    »Ich glaube nicht, dass…« Er hielt inne.
»Warum willst du das wissen?«
    »Eine Frage.« Das Wesen grinste ihn weiter an. »Du
hast gestellt. Eine Frage.« Als es leicht zitternd von einer
Seite zur anderen zu schwingen begann, tastete Rubenstein auf der
Unterseite seines Schreibtisches vorsichtig nach dem Knopf, der im
Wachraum Alarmglocken auslösen würde. »Gute Frage. Ich
Kritikerin bin. Kritiker folgen Festival seit vielen Menschenaltern.
Wir kommen, um zu kritisieren. Erst ich möchte wissen:
Kritisiere ich mit Bewusstsein begabte Intelligenz? Oder ist nur
Marionettenspiel auf Höhlenwand von Realität? Zombies oder
Zimbos? [xx] Spuren von Bewusstsein? Belustigungen für Eschaton?«
    Ein Schauer lief über Burijas Rücken. »Ich glaube,
dass ich ein mit Bewusstsein begabtes Wesen bin«, sagte er
vorsichtig. »Aber natürlich würde ich das selbst dann
behaupten, wenn ich es nicht wäre, nicht wahr? Deine Frage ist
nicht zu beantworten. Warum also hast du sie gestellt?«
    Siebente Schwester beugte sich vor. »Keiner deiner Leute
fragt je irgendetwas«, zischte sie. »Essen ja. Waffen ja.
Weisheit? Nein. Denke inzwischen, ihr nicht bewusst eurer selbst,
fragt ja nichts.«
    »Wonach sollten wir fragen?« Burija zuckte die Achseln.
»Wir wissen, wer wir sind und was wir tun. Was sollten wir
wollen – fremde Philosophien?«
    »Die Fremden wollen eure Philosophie«, betonte Siebente
Schwester. »Ihr gebt. Ihr nicht nehmt. Das ist Beleidigung
für Festival. Warum? Wichtigste Fragestellung!«
    »Ich bin mir nicht sicher, ob ich die Frage verstehe.
Beschwerst du dich darüber, dass wir keine Forderungen
stellen?«
    Siebente Schwester schmatzte in der Luft herum und schlug die
Stoßzähne gegeneinander. »Arrrgh! Ich zitiere:
Anzeichen für die Lebensfähigkeit einer postsingulären
Volkswirtschaft der Knappheit ist der Übergang von einer
richtungslosen, auf Schichtungen basierenden Wirtschaft, die
bestimmte Symbole zum Tausch von Gütern und Dienstleistungen
benutzt, zu einer höheren Wirtschaftsform. Diese Wirtschaft ist
durch eine Struktur der Verästelung gekennzeichnet. Die
Verästelung bedeutet eine optimale Verteilung von
ertragfähigen Systemen in Übereinstimmung mit der
Wie-du-mir-so-ich-dir- Strategie des Nicht-Nullsummenspiels
Gefangenendilemma. [xxi] Keiner gewinnt auf Kosten des anderen, sondern die jeweiligen Partner
gewinnen oder verlieren gemeinsam. Geld ist ein Symptom von Armut und
Ineffizienz. Zitat Ende. Manifest der Marxistischen Gilde. Kapitel
zwei. Warum handelt ihr nicht danach?«
    »Weil die meisten unserer Leute noch nicht dazu bereit
sind«, erwiderte Burija offen. Die Spannung in seinem
Rücken begann sich zu lösen. Falls diese monströse
Kritikerin über revolutionäre Dialektik debattieren wollte,
konnte sie das natürlich haben! »Wenn wir das
posttechnologische Utopia erreicht haben, wird es so sein, wie du
sagst. Aber derzeit brauchen wir noch eine Avantgarde-Partei, die den
Menschen zu einem umfassenden Verständnis ideologisch korrekter
Prinzipien und postökonomischer Optimierung verhilft.«
    »Aber Marxistische Gilde und Demokratischer Extropianismus
haben anarchistische Ästhetik. Warum dann Avantgarde-Partei?
Warum Ausschuss? Warum Revolution?«
    »Weil das Tradition ist, verdammt noch mal!«,
explodierte Rubenstein. »Auf genau diese Revolution haben wir
mehr als zweihundert Jahre gewartet. Und vor zweihundert Jahren, bei
der ersten Revolution, haben wir die Dinge nun mal so gehandhabt. Und
es funktioniert! Warum also sollten wir das jetzt
ändern?«
    »Mitten in Singularität sprichst du von Tradition.«
Siebente Schwester drehte den Kopf, um durch die Fenster auf den
Nieselregen zu blicken, der an diesem nebelverhangenen Abend
herunterging. »Höchste Verwirrung. Du verstehst nicht, dass
Singularität Brechen mit aller Tradition bedeutet? Revolution
ist notwendig; nimm das Alte auseinander, läute das Neue ein.
Vorhin ich habe deine bewusste Intelligenz infrage gestellt. Jetzt
steht deine geistige Gesundheit infrage, aber nicht bewusste
Intelligenz. Nur mit Bewusstsein begabte intelligente Organismen
können überragende Irrationalität an

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