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Sinnliche Eroberung

Sinnliche Eroberung

Titel: Sinnliche Eroberung Kostenlos Bücher Online Lesen
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stand, wurden dort sein Name und seine Vorzüge veröffentlicht. War eine Dachstube über einem Laden zu vermieten, wurde dies ebenfalls an der Wand bekanntgemacht.
    Das einzige, was Diana wirklich störte, war der unglaubliche Lärm. Die Leute schrien einander an, um sich über das Getöse der Kornmühlen, das Hämmern der Zimmerer und Bauleute, das Geschrei der Obst-, Gemüse-und Fischhändler und das der Lehrer, die ihre Schüler am Straßenrand unterrichteten, hinweg verständlich zu machen. Obendrein gab es Dutzende von Möchtegern-Poeten, die ihre Ergüsse in die desinteressierte Menge schmetterten.
    Auf einmal ertönten die Rufe von einem Dutzend Prätorianergarden in vergoldeten Helmen und Brustharnischen. »Aus dem Weg, aus dem Weg«, brüllten sie und stießen Sklaven und
    Straßenhändler mit ihren Speerstöcken beiseite. Selbst Marcus und seine Garde musste n absteigen, damit der Prätor, ein hoher Beamter, passieren konnte.
    In der nächsten Straße stießen sie auf eine Prozession von Priestern und Priesterinnen, die Trommeln schlugen, Trompeten bliesen sowie Kastagnetten und Bronzerasseln schwangen. Die Frauen waren dunkelhäutige Syrierinnen, die sich mit wehendem Haar in wilden Tänzen wiegten und auf dem Weg zum Tempel von Cybele waren, um dort eine Orgie zu feiern.
    Auf einmal kam Dianas Sänfte erneut zum Halten, da eine andere vielköpfige Prozession passieren wollte. Marcus ritt fluchend zu ihr zurück.
    »Muß wohl eine wichtige Person sein«, meinte sie.
    Eine wüste Beschimpfung fiel von Marcus' Lippen. »Sie hält sich für wichtig. Ihr alter Ehemann ist ein Millionär. Es sollte ein Gesetz gegen solch vulgäre Protzerei geben.«
    Diana beobachtete mit Ehrfurcht, wie eine ansehnliche Schar gutaussehender Sklaven mit Schachteln und Paketen auf den Schultern an ihr vorbeimarschierten. Als nächstes kam eine Gruppe hübscher Levantinerinnen in hauchdünnen Schleiern, dann ein ägyptischer Junge mit einem Affchen auf dem Arm und ein kleines Sklavenmädchen, das ein japsendes Schoßhündchen in einem Korb trug. Dem schloss sich die Musikantentruppe der reichen Dame an, gefolgt von hundert Sklaven und Freien, die Truhen voller Schätze und kostbarer Gewänder trugen.
    Schließlich tauchte »Ihre Herrlichkeit« in einer Sänfte auf, die von acht uniformierten Nubiern getragen wurde. Sie lehnte gelangweilt in ihren Kissen und fächelte sich mit einem großen Fächer aus Straußenfedern mit einem juwelenbesetzten Griff Luft zu. Ihr schwarzes Haar war mit Gold besprenkelt, und Diana fiel fast der Kiefer herunter, als sie sah, daß die Frau nur einen Lendenschurz und eine Perlenkette trug.
    »Wahrscheinlich zieht sie von ihrem Palast in einen ihrer Landsitze um. Selbst der hohe Prätor hat seine Sänfte absetzen lassen, um sie zu begrüßen«, sagte Marcus verächtlich, »was wieder einmal beweist, daß sich selbst die höchsten Ränge vor der Macht des Geldes verneigen müssen.«
    Diana spürte seinen Zorn darüber, aufgehalten worden zu sein. Sie lächelte ihm zu. »Das gibt mir die Gelegenheit, alles in aller Ruhe zu beobachten. Schau, dort auf dem Gehsteig findet ein Würfelspiel statt!«
    Er musterte die Menschengruppe voller Arroganz. »Alles Faulpelze und Parasiten! Die meisten davon sind Sklaven der Reichen. Sie haben so wenig zu tun, daß sie sich die freie Zeit vertreiben mit Glücksspielen und Hurerei.«
    Marcus berührte es peinlich, als er sah, wie sehr die Moral seiner Heimatstadt abgesunken war. Die Leute taten heute ohne Scham Dinge auf der Straße, die eigentlich in die Privatsphäre ihrer Häuser gehörten. Männer pinkelten in die Abwasserrinnen und Huren bedienten ihre Kunden in Hausgängen. Er dankte den Göttern, daß Aquae Sulis nie auf ein solches Niveau herunterkommen würde.
    Schließlich ließen sie die Geschäftsviertel hinter sich und erklommen die Hügel. Sie kamen nun an größeren öffentlichen Gebäuden wie Thermen und Tempeln vorbei, sowie an Etablissements, die sich der Bedürfnisse der Reichen annahmen. Mächtige Triumphbögen überspannten Prachtstraßen, und Heldenstatuen in pferdebespannten Streitwagen verwandelten diesen Teil der Stadt in einen Ausstellungspark.
    Die Architektur war dem griechischen Stil nachempfunden, aber viel überladener und, nach Dianas Ansicht, eher prahlerisch. Jede einzelne Säule strotzte nur so vor blumigen, künstlichen Verzierungen im korinthischen Stil, und der prunkvolle blaue, grüne und orange Marmor war reichlich geschmacklos,

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