Sinnliche Eroberung
vertraut war, die sie so sehr liebte. »Danke.« Einen Augenblick lang waren sie einander sehr nahe. Sie legte die Wange wieder an sein Herz, und er nahm sie fest in seine Arme. Es kam ihr vor, als würde sie schwimmen, an seinem starken Körper dahinschmelzen. Seine Stärke war unerschütterlich.
Er bewegte sich erst, als sie wieder eingeschlafen war. Dann trug er sie zu seinem Bett und legte sie sanft auf die Decken. Mit verwirrt gerunzelter Stirn blickte er auf sie nieder. Sie hatte ihre Geschichte so überzeugend erzählt, daß er sie zusammen mit ihr durchlebt hatte. In ihm brodelte es vor Fragen und es gab so wenige Antworten, aber eins fühlte er mit absoluter Sicherheit - daß ihrer beider Leben untrennbar miteinander verwoben waren.
Er streckte sich neben ihr aus und wachte über sie wie ein Erzengel.
Sie fühlte seine Gegenwart und drehte sich zu ihm, so daß sie halb auf ihm lag, in ihrer Lieblingsposition, ein Bein zwischen den seinen.
Sie glaubt, sie liegt neben Marcus, schrie sein Verstand.
»Ich weiß, daß du Mark bist«, flüsterte sie, als ob sie seine Gedanken gelesen hätte. Sie strich noch einmal über seine harten Rippen, dann schlief sie wieder ein.
Als Mr. Burke mit dem Rasierwasser des Herzogs hereinkam, riß Mark Hardwick schuldbewußt die Augen auf. Als sich das wunderschöne Mädchen in seinen Armen regte, sagte er, »Mr. Burke, Sie haben das nicht gesehen.«
»Aber natürlich nicht, Mylord«, antwortete Mr. Burke gelassen. Er stellte das Wasser ab und verließ den Raum wie jeden Morgen.
Diana, die seinen Brustkorb benutzte, um sich aufzustemmen, wurde knallrot. »Es tut mir leid, Mylord.«
»Mir nicht; mir war es ein Vergnügen.« Seine schwarzen Augen funkelten. »Und nun, da wir zusammen geschlafen haben, könntest du aufhören, mich Mylord zu nennen.«
Sie lächelte nicht. »Ich möchte Ihnen danken, daß Sie mir geholfen haben. Die Angst hat mich richtig gewürgt, aber Sie haben meine Furcht vertrieben.« Sie meinte es vollkommen ernst, und das Ganze war ihr schrecklich peinlich.
Er schob die Hände hinter den Kopf, streckte seine muskulösen Beine unter dem samtenen Morgenmantel aus und ließ seinen Blick genüßlich über sie hinweggleiten. »Wenn ich wirklich Marcus Magnus bin, warum ist dir das dann peinlich? In meinen Armen zu erwachen ist doch bestimmt nichts Neues für dich, oder?«
Ihre Scham wurde umgehend von Zorn verdrängt. Er verspottete sie. »Aber für Sie! Ich kann mich an jede Einzelheit erinnern, Sie hingegen an gar nichts!«
»Ich erinnere mich an letzte Nacht«, sagte er mit tiefer, sinnlicher Stimme. »Vielleicht kannst du ja mein Gedächtnis auffrischen. Laß hören, wenn du mit Marcus erwacht bist, eng ineinander verschlungen, dann hat er dich doch sicher geliebt? Warum läßt du mich nicht einfach...«
»Träumen Sie ruhig weiter«, sagte sie scharf, warf den Kopf zurück und rutschte eilig vom Bett.
Er fluchte unterdrückt über die Reaktion seines Körpers auf ihre geringste Berührung. Mit dem Rücken zu ihr stocherte er dann im erkalteten Kaminfeuer.
Er befürchtete, daß sie genau wusste , wie verführerisch sie in dem hauchdünnen, lavendelfarbenen Neglige aussah, mit dem Wasserfall blonden Haars, der sich über ihren Rücken ergoß. Er machte schon den Mund auf, um zu behaupten, daß sie gestern nur unter dem Vorwand, einen Alptraum gehabt zu haben, zu ihm gerannt sei, doch hielt er sich noch rechtzeitig zurück. Er wusste , daß ihre Panik echt gewesen war. Doch mittlerweile hatte sie zusammen mit dem Tageslicht auch ihr Selbstvertrauen zurückgewonnen und war wieder ganz das verführerische kleine Luder.
Als er das Feuer neu entfacht hatte, sah er, daß sie die Karten auf seinem Schreibtisch studierte.
»Die hier stimmt nicht.«
Er versteifte sich. »Was zum Teufel soll das heißen?«
»Diese Karte von Aquae Sulis stimmt nicht. Wer hat sie gezeichnet?«
»Meine Wenigkeit«, antwortete er aggressiv.
Sie hob die Wimpern und warf ihm einen mitleidigen Blick zu. »Ach du liebe Güte, Ihr Gedächtnis ist eine Katastrophe.«
Er kam sofort zu ihr. »Ich habe sie nicht aus der Erinnerung gezeichnet, sondern aus meinen Forschungen.«
»Dann sind Ihre Forschungen ebenso fehlerhaft wie Ihr Kopf.«
»Was stimmt nicht mit der Karte?« fragte er barsch.
»Die Festung war viel größer, als Sie sie hier eingezeichnet haben. Die Thermen befanden sich innerhalb ihrer Mauern. Sie waren für die Legionäre errichtet worden.«
Der Herzog
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