Sinnliche Eroberung
okkupierten.«
»Unsinn!« schnaubte Prudence. Diana war mit irgendeinem Kerl davongelaufen. Sie brauchte sie nur anzusehen, um zu wissen, daß sie ihre Unschuld verloren hatte. »Richard, ich würde gerne kurz allein mit Diana sprechen, wenn du so gut warst, mein Lieber!«
Er gehorchte widerspruchslos. Ebenso wie Prudence dachte er an einen Liebhaber, was Diana unmöglich in seiner Gegenwart zugeben konnte.
»Du hast dich absolut skandalös benommen!« verkündete Prudence, sobald sie allein waren.
Diana legte den Kopf zur Seite, als ob sie darüber nachdenke. »Ja, das habe ich wirklich, Prudence. Was ich anhatte, war skandalös, was ich sagte, war skandalös und was ich tat, war sogar ziemlich absurd. Geradezu köstlich absurd!«
Prudence wurde krebsrot. »Du bist neun Monate lang verschwunden gewesen. Hast du etwa einen Bastard auf die Welt gebracht?«
Diana schnappte nach Luft. »Ich hätte mir denken können, daß dein sittenstrenges Hirn auf einen solchen Gedanken verfällt. Nein, leider muß ich sagen, daß ich kein Kind habe, und das ist das einzige, was ich zutiefst bedaure!«
»Oh! Du wirst mir den gehörigen Respekt erweisen, wenn du mit mir sprichst, junge Dame, auch wenn du vor dir selbst keine Achtung mehr besitzt!«
Prudence drehte sich um und stolzierte zur Tür, wobei sie nach ihrem Gatten brüllte. »Richard, ich weigere mich, mich weiterhin mit deinem Schützling zu befassen. Irgendwie ist sie vollkommen außer Kontrolle geraten. Sie hat den Verstand verloren!«
Richard, der Prudences schockierte Hysterie hörte und daraus schloss , daß Diana ruiniert war, sagte hastig: »Wenn Peter da ist, denke ich, sollten wir umgehend die Hochzeit anberaumen.«
Diana erhob sich. Sie wollte ihnen sagen, daß das unmöglich war, aber zuallererst musste sie es Peter sagen. Soviel Höflichkeit war sie ihm schuldig. »Ob wir nun heiraten oder nicht, hängt von Peter und mir ab. Das geht euch nichts an.«
»Oho, da täuschst du dich aber, junge Dame«, erwiderte Prudence. »In den nächsten zwei Monaten unterliegst du immer noch unserer Vormundschaft. Sag's du ihr auch, Richard.« »Das stimmt, Diana, ob es dir nun gefällt oder nicht«, bestätigte Richard.
»Ich unterstehe eurer Führung , nicht eurer Kontrolle «, erwiderte Diana, ihre Stimme schwoll ebenfalls an.
Charles Wentworth und Mark Hardwick, die zusammen in der Eingangshalle standen, wechselten einen besorgten Blick. »Sollen wir uns einmischen?«
»Ich würde sagen, ja«, antwortete der Herzog mit Bestimmtheit.
33. Kapitel
Der laute Stimmenwechsel verstummte sofort, als die beiden Männer eintraten. Mark brach das Schweigen.
»Das ist Dr. Wentworth, der sich um Diana gekümmert hat, seit ich sie bewußtlos vorfand. Charles, dies sind Prudence und Richard Davenport, Dianas Vormünder.«
Richard trat vor und schüttelte dem Doktor die Hand. Prudence nickte steif.
»Ich bin sehr zufrieden mit Lady Dianas Fortschritten, aber ich denke, ich sollte Sie darauf hinweisen, daß sie noch nicht ganz gesund ist.«
»Inwiefern?« fragte Prudence barsch.
»Sie hat ein Trauma erlitten. Glücklicherweise ist sie physisch rasch wieder auf die Beine gekommen.«
»Aber nicht geistig?« unterbrach Prudence.
»Ihr geistiger Zustand läßt nichts zu wünschen übrig«, sagte Charles entschieden. »Nur emotional hat sie sich noch nicht vollkommen erholt. Das braucht Zeit.«
»Was ist mit den Lügen, die sie uns auftischt, um nicht sagen zu müssen, wo sie die ganzen Monate über wirklich war?«
»Ich würde es nicht Lügen nennen, wenn sie fest an das glaubt, was sie sagt.«
Diana machte den Mund auf, um zu protestieren. Sie sprachen über sie, als ob sie nicht vorhanden wäre. Mark legte den Finger an die Lippen und sie gehorchte ihm zögernd.
»Unsinn und Schnickschnack!« erklärte Prudence.
Charles Wentworth nahm all seine Geduld zusammen. »Wir kennen noch nicht alle Antworten, aber mit der Zeit und mit viel Verständnis wird Lady Diana baldigst genesen - das ist es doch, was wir uns alle wünschen?«
»Pack deine Sachen! Wir haben ein Haus am Queen Square gemietet.«
Marks schwarze Augen bohrten sich in Prudences. »Machen Sie sich keine Umstände. Lady Diana kann so lange hierbleiben, bis Dr. Wentworth findet, daß sie sich vollkommen erholt hat.«
Prudence tat, als wäre sie aufs höchste erzürnt. »Das wäre höchst unschicklich. Meine Nichte ist ein unverheiratetes Mädchen, Lord Bath.«
»Wollen Sie damit andeuten, daß ich sie
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