Sinnliche Eroberung
hat uns wie eine biblische Heuschreckenplage überfallen.«
»Meiner unmöglichen Nichte verdankst du das Leben am Grosvenor Square. Nur mittels ihres Geldes lebst du im Luxus«, entgegnete Richard.
»Wenn du es zu mehr als einem verhungerten Anwalt gebracht hättest, dann wären wir nicht auf sie angewiesen!«
»Du bist ein Miststück, Prudence, und die erbärmlichste Gespielin, die ich erwischen konnte!«
Prudence rang nach Luft. Es benahm ihr den Atem, daß ein Mann so tief sinken und seiner sittenstrengen Ehefrau Obszönitäten ins Gesicht schleudern konnte.
»Warum, zur Hölle, ich noch mit dir zusammenbleibe, ist mir unbegreiflich. Ich hätte mich schon lange scheiden lassen sollen!«
Prudence erstarrte. Lieber Gott, der Skandal einer Scheidung würde sie umbringen. »Das würdest du nicht wagen! Ich weiß zuviel über deine schäbigen Geschäfte. Du würdest deine eigene Großmutter melken, wenn du könntest!«
Richard lächelte. Es war kein hübscher Anblick. »Und du, meine liebste Prudence, würdest mir helfen, ihr Geld auszugeben. Wir beide sind vom selben Schlag, und in diese Sache sind wir beide verwickelt, ob's dir gefällt oder nicht. Ich schlage vor, wir suchen nach einem Weg, miteinander auszukommen.«
Er beäugte ihre opulenten Brüste. »Leg dich ins Bett und vor allem, halt den Mund«, befahl er.
Mit steifen Fingern blies Prudence die Kerzen aus und schälte sich aus ihren Lagen von Kleidungsstücken. Männer waren Tiere und früher oder später verlangten sie ihre ehelichen Rechte. Richards widerliches Gegrabsche war immer noch leichter zu ertragen, als der Welt als geschiedene Frau gegenübertreten zu müssen.
Nach zwei schrecklichen Reisetagen erreichten sie schließlich Bath, wo sie beschlossen, lieber ein Haus zu mieten, als auf die Gastfreundschaft der Hardwicks angewiesen zu sein. Es war bereits Nachmittag, als sie endlich bei dem herrlichen elisabethanischen Herrschaftssitz des Herzogs eintrafen, der idyllisch inmitten einer Parklandschaft lag.
Mit zusammengepreßten Lippen stieg Prudence aus der Kutsche - denn ihr war der Gedanke gekommen, daß dies alles einmal Diana gehören konnte, wenn sie Peter Hardwick heiratete. Nun, das würde sie zumindest vom Haus am Grosvenor Square fernhalten - von dem Haus, das Prudence mittlerweile als ihr Heim betrachtete.
Mr. Burke führte sie ins Wohnzimmer, wo Diana sie bereits nervös erwartete. Prudence starrte Diana durchdringend an, um zu sehen, ob sie sich irgendwie verändert hatte. Und das hatte sie tatsächlich. Das Mädchen in dem jadegrünen Samtkleid wirkte viel älter und erwachsener als vor ein paar Monaten, schien mehr Würde und Haltung zu besitzen, als sie je an ihrer Nichte bemerkt hatte.
Diana schenkte ihnen ein Lächeln. »Es tut mir leid, euch so viele Sorgen bereitet zu haben, obwohl mein Verschwinden nicht beabsichtigt war, das versichere ich! Ich danke euch, daß ihr nach mir suchen ließt und keine Mühen gescheut habt. Ihr werdet beide froh sein, wenn ich in ein paar Monaten volljährig bin und euch von der Verantwortung befreie.«
Das Mädchen hob absichtlich hervor, daß ihre Autorität über sie schon bald beendet sei. Prudence und Richard wechselten alarmierte Blicke. Diana lächelte. »Uber mich braucht ihr euch nicht den Kopf zu zerbrechen; wie ihr seht, geht es mir ganz gut.«
Prudence betrachtete sie genauer. Sie wirkte müde und ihre Lider waren ein wenig geschwollen. Dennoch machte sie einen ausgesprochen glücklichen Eindruck. »Wo bist du all die Monate gewesen?« fauchte die Tante.
Diana überlegte, was sie Prudence sagen sollte. Sollte sie irgendeine plausible Geschichte erzählen, sich irgend etwas einfallen lassen, das ihre Tante schlucken würde? Am Ende be schloss sie, die Wahrheit zu sagen. Natürlich würden weder Prudence noch Richard ihr glauben, aber darum ging es gar nicht. Was sie ihnen auch berichtete, Prudence würde genau das glauben, was sie glauben wollte.
Diana erzählte die Fakten vollkommen nüchtern. » Als ich Hardwick Hall an diesem Morgen verließ, befand ich mich in einem Dilemma wegen meiner Heirat mit Peter. Ich ging in die Oberstadt spazieren, wo ich einen Antiquitätenladen entdeckte, in dem es einen authentischen römischen Helm gab. Als ich ihn aufsetzte und er sich verklemmte, fiel ich in Ohnmacht. Beim Aufwachen befand ich mich am selben Ort, aber in einer anderen Zeit. Auf mysteriöse Weise wurde ich in die Zeit zurückversetzt, als die Römer Britannien
Weitere Kostenlose Bücher