Sinnliche Eroberung
kompromittieren würde?« fragte Mark Hardwick mit kühler Arroganz.
Diana erhob sich. Sie war der ganzen Streiterei auf einmal herzlich überdrüssig. »Ich komme, sobald ich mit Peter gesprochen habe. Das alles tut mir schrecklich leid, Prudence.«
Da er die Spannung, die sich über alle Anwesenden gelegt hatte, ein wenig glätten wollte, sagte Dr. Wentworth, »Diana geht es wirklich gut. Aber es macht mir nicht das geringste aus, ab und zu am Queen Square vorbeizuschauen und sie im Auge zu behalten.«
»Dr. Wentworth, Ihre Dienste werden nicht mehr...«
»Prudence, das ist genug!« unterbrach sie Richard. »Dr. Wentworth war äußerst hilfsbereit.« Er schüttelte dem Doktor die Hand. »Ich stehe tief in Ihrer Schuld dafür, daß Sie sich meiner Nichte so freundlich angenommen haben, und nehme Ihr Angebot, zum Queen Square zu kommen, natürlich gerne an.«
Nach diesen Worten verabschiedeten sich Richard und Prudence, gefolgt vom Doktor.
»Warum, um alles in der Welt, hast du klein beigegeben?« wollte Mark wissen.
»Ich habe nicht die leiseste Absicht, zum Queen Square zu gehen, sondern das nur gesagt, um sie loszuwerden. Du warst nämlich kurz davor, die Beherrschung zu verlieren.«
»Deine Tante ist die unmöglichste Person, die mir je untergekommen ist.«
Diana musste lachen und warf ihm einen Seitenblick zu. »Allein wie sie es wagte, anzudeuten, daß du mich kompromittieren könntest!«
Er überbrückte die Distanz zwischen ihnen mit zwei langen Schritten, packte sie fest um die Taille und hob sie hoch. »Laß es mich jetzt gleich probieren.«
»Auf gar keinen Fall.«
Enttäuscht runzelte er die schwarzen Brauen. Sie wischte seine Falten mit einen Kuß fort. »Jetzt bin ich dran, dich zu kompromittieren!«
Es war bereits lange nach Einbruch der Dunkelheit, als Peter Hardwick endlich eintraf. Trotz seines Protestes hatte Diana Mark dazu überredet, sie alleine mit seinem Bruder reden zu lassen. Sie saß in der Bibliothek und las. Zweifellos würde er heute noch kommen.
Mr. Burke nahm Peters Mantel und sagte ihm, daß Lady-Diana ihn in der Bibliothek erwartete. Er rauschte ins Zimmer wie ein glückseliger Anbeter.
»Geliebtes Mädchen, wie wundervoll, daß du dich so rasch erholt hast.« Er zog ihre Hände an seine Lippen, dann versuchte er, sie in seine Arme zu ziehen.
Diana trat einen Schritt zurück. »Peter, wir müssen uns unterhalten.«
Er hielt eine Hand hoch. »Bitte keine Geständnisse, Diana, ich bestehe darauf. Was geschehen ist, ist geschehen, und für mich spielt es wirklich keine Rolle, wo du warst. Alles, was zählt, ist deine Rückkehr zu mir.«
Er benahm sich so galant, daß Diana auf einmal Schuldgefühle drückten. »Peter, ich muß unsere Verlobung auflösen.«
»Das werde ich keinesfalls dulden. Laß uns auf der Stelle Hochzeit halten!«
»Peter, du hörst mir nicht zu! Ich kann dich nicht heiraten!«
Als er ihren Ton vernahm, zerrte Peter wie wild an seiner Krawatte, als ob sie ihn zu ersticken drohte.
»Gibt es einen anderen?« fragte er.
»Ja«, erwiderte sie ruhig, »es hat sich so ergeben.«
Wütend fletschte er die Zähne. »Ich habe eine schriftliche Vereinbarung mit deinen Vormündern, die nicht gebrochen werden kann.«
»Davon weiß ich nichts«, wandte sie wahrheitsgemäß ein.
»Du weißt außerdem nichts davon, daß sie nur auf dein Geld aus sind und vor Gericht beantragt haben, dich für tot erklären zu lassen!«
Das Buch, in dem sie gelesen hatte, glitt aus ihren leblosen Fingern. »Was sagst du da?«
»Ich sage, daß sie Hyänen sind, die ihre Schnauzen bereits in deinem Geld haben. Wenn du mich heiratest, verlieren sie die Kontrolle darüber.«
Dianas Augen weiteten sich entsetzt. »Und du willst als nächster mein Geld!« Erst jetzt ging ihr ein Licht auf. Es war wie eine Offenbarung. Wie furchtbar naiv sie doch gewesen war! »Gott sei Dank brauche ich nicht zu heiraten! Ich werde in zwei Monaten volljährig und dann gehört mein Geld mir ganz allein.«
»Es wird nichts mehr davon übrig sein. Zwei Monate sind genug Zeit für Richard Davenport, dich vollkommen auszubluten.«
»Schluß jetzt mit diesen Behauptungen! Ich werde gehen und sie zur Rede stellen!«
»Deine Sicherheit liegt in diesem Haus und in einer Ehe mit mir. Begib dich nicht in ihre Hände. Diana...«
»Geh. Laß mich allein!«
»O ja, zu Befehl! Aber du kannst sicher sein, daß ich dich nicht so einfach aus unserer Vereinbarung entlasse«, sagte Peter und stürmte
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