Sinnliche Eroberung
mit ganz besonderen Erinnerungen verbunden - und das auch«, sagte er und hielt ihr rotes Spitzenkorsett hoch. Er half ihr bei der ganzen Prozedur. Als er ihr Kleid zumachte, bemerkte er erst, wieviel Gewicht sie verloren hatte. Ab morgen würde er darauf achten, daß sie vernünftiges Essen und Bewegung an frischer Luft bekam. Es gefiel ihm nicht, sie so blass und zerbrechlich zu sehen. Er wollte, daß sie glühte vor Lebensfreude und sich alles nahm, wonach ihr der Sinn stand. Sie sollte sich ihm gegenüber behaupten können, sowohl im Bett als auch außerhalb.
Als er sich rasierte und sein Hemd wechselte, wollte sie ihn eigentlich nicht anstarren, aber sie hungerte nach seinem Anblick. Sein ausdrucksvolles Gesicht war so maskulin, daß er selbst in formeller Abendkleidung verwegen wirkte. Es entging ihm nicht, daß sie ihn beobachtete. Durfte er hoffen, daß sie ihn als ihr eigen betrachtete?
»Ich habe keinen Ring«, stellte er plötzlich fest.
»Was sollte ein eingeschworener Junggeselle auch mit einem Ehering anfangen?« meinte sie neckend.
Er drehte seinen Lieblingsring an seinem Finger, ein Siegelring mit einem Türkis. »Wir können den hier nehmen. Mr. Burke und Nora kommen als Trauzeugen mit.« Als er schließlich vollkommen angekleidet war, wagte er es, sie anzufassen. Er nahm ihr Gesicht in beide Hände, hob ihren Mund an den seinen und liebkoste zärtlich ihre Lippen. »Bist du sicher, daß du das noch durchstehst?«
Diana nickte. »Ganz sicher.« Sie wollte ihn nicht nur für drei Wochen, sie wollte ihn für immer; doch selbst wenn ihnen nur diese eine Nacht beschert wäre, würde sie sich glücklicher schätzen als jede Frau der Welt. Das Schicksal hatte ihr gestattet, sich zweimal in denselben Mann zu verlieben.
Es war weit nach Mitternacht, als die kleine Gruppe sich in der Amtsstube eines örtlichen Friedensrichters versammelte. Bei der kurzen Ziviltrauung waren das Wichtigste die Heiratspapiere, weniger die gesprochenen Worte.
Auf der Rückfahrt erklärte der Herzog den Dienern, daß Dianas Vormünder die Ehe zweifellos annullieren lassen würden, aber daß Diana mit ihrer Volljährigkeit in weniger als drei Wochen ihr Erbe antreten könne. Als sie heimkamen, zogen sich Mr. Burke und Nora diskret zurück.
An der Eingangstür schwang Mark sie auf seine Arme. »Wir müssen uns schließlich an die Regeln halten«, sagte er, während er sie über die Schwelle trug.
»Das ist ein römischer Brauch. Der Bräutigam hebt die Braut über die Schwelle, damit sie nicht stolpert, was ein böses Omen wäre. Dann überreichst du mir eine Tasse Wasser und ein brennendes Holzscheit, um mir zu zeigen, daß ich nun den Schutz deiner Hausgötter besitze.«
Noch einmal erklommen sie zusammen die elegant geschwungene Treppe. Als sie das große Schlafzimmer betraten, sahen sie, daß Mr. Burke und Nora Wein und Kuchen für sie hingestellt hatten. Mark half ihr aus ihren Hüllen und zog dann sein Jackett, seine Weste und seine Krawatte aus.
»Ich habe ein Geschenk für dich, das dich sicher sehr freuen wird.« Er holte die Bleitafel mit ihren Namen und überreichte sie ihr.
»O Mark, Marcus, du hast den Beweis gefunden!«
»Sie war am Fluß, unter der Gruppe von Birken vergraben, wo wir uns einst geliebt haben.«
»Du erinnerst dich!« Ihr Gesicht strahlte derart vor Freude, daß ihm ein Kloß den Hals zuschnürte. Rasch ging er zum Serviertischchen und schenkte Wein für sie ein.
»Ich möchte einen Toast ausbringen, auf Diana, die Herzogin von Bath.«
»Du liebe Güte, bin ich wirklich eine Herzogin? Das klingt so schrecklich steif und formell! Ich weiß einen viel besseren Trinkspruch.« Sie schlüpfte aus ihrem Kleid, warf es beiseite und warf sich rücklings in ihrem roten Spitzenkorsett aufs Bett. Dann schleuderte sie die Beine in die Luft und strampelte wie ein junges Fohlen. »Auf die Freiheit!« rief sie überglücklich.
Mark war entzückt über ihren Überschwang. Er hatte halbwegs Tränen erwartet und schlimme Träume, und war darauf vorbereitet, sie über beides hinwegzutrösten. Wieder wallte sein Beschützerinstinkt auf, stärker als je zuvor. Niemals wäre er auf die Idee verfallen, sie heute nacht irgendwie zu bedrängen. »Trink deinen Wein, dann werde ich dich ins Bett stecken. In weniger als vier Stunden bricht der Tag an.«
Gehorsam hob sie ihr Glas an die Lippen und reckte gleichzeitig eins ihrer langen Beine. »Zieh mir den Strumpf aus.« Er zog ihn ihr vom Bein und küßte ihre
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