Sinnliche Eroberung
von Bath befahl seinem Kutscher, im Angle in der Westgate Street auf ihn zu warten, dann ging er auf die andere Straßenseite in einen Tabakladen. Er hatte keine Ahnung, wie lange er würde warten müssen. Das würzige Aroma von Tabakblättern erfüllte die Luft und er konnte nicht anders, als sich eine Mischung auszusuchen, die er sich zu Cheroots rollen ließ. Als die Zigarren fertig waren und die Frau immer noch nicht aufgetaucht war, zwang er sich zur Ruhe und sah sich ein paar Zigarrenschachteln an.
Zu seiner Überraschung sah er plötzlich zwei Frauen, die einander beinahe bis aufs Haar glichen, den Antiquitätenladen betreten. Als er eine erlesene Schachtel ausgewählt und bezahlt hatte, kamen die beiden Schwestern wieder heraus. Er sah, wie sie die Anhöhe hinab zur unteren Stadt gingen, dann schlenderte er über die Straße und sicherte sich Dianas Münze.
Er folgte dem Paar aus einiger Entfernung, da man erfahrungsgemäß zwei Personen zusammen nicht so leicht aus den Augen verlieren konnte. Sie gingen in eine Konditorei und kamen mit einer großen Schachtel wieder heraus.
Da fällt ihnen nichts anderes ein, als munter ihre Judasgroschen auszugeben, dachte er zynisch.
Nun steuerten sie direkt auf das Christopher Inn in der High Street zu und zweifellos würden sie von dort eine der Mietdroschken nehmen. Hunderte von Fragen schwirrten durch seinen Kopf. Wohnte Diana bei Freunden, irgendwo außerhalb von Bath? Hatte sie die Frau gebeten, die Münze für sie zu verkaufen, weil sie mittellos war? Die Antwort lautete klar und eindeutig NEIN. Marcus hatte sie ihr gegeben, ihr einziges Erinnerungsstück an ihn. Mark wusste , daß sie unschätzbar für sie war und sie sich nie freiwillig davon trennen würde.
Er ging hinüber zum Angle, das nur zwei Straßen weiter lag und trug seinem Kutscher auf, sich beim Christopher Inn zu erkundigen, wo die Frauen hinfuhren. Der Kutscher kam mit der Information zurück, daß sie Billette nach Chippenham gekauft hatten. Mark fluchte. Er besaß keine Jurisdiktion außerhalb von Somerset.
»Die Droschke fährt nicht vor fünf ab. Un' die zwei sitzen da und stopfen Kuchen in sich rein, verdammich!«
»Dann können wir uns ja auch etwas bestellen; vielleicht bekommen wir heute kein Abendessen.«
»Ein Pint Bitter, Sir? Detektivarbeit macht durstig.«
Als die Droschke Bath verließ, ging die Sonne gerade unter, so daß sie in einiger Entfernung hinterherfahren musste n. Bei Einbruch der Dunkelheit hatten sie die Grenze von Somerset nach
Wiltshire überschritten, und schließlich war es stockfinster, als sie Chippenham erreichten.
Mark Hardwick setzte sich auf den Kutschbock zu seinem Diener. Sie folgten den beiden Frauen von der Droschkenstation etwa eine halbe Meile lang. Die Schwestern waren offensichtlich nervös, während sie die dunkle Straße entlangschritten, denn sie blickten sich mehrmals nach dem Gefährt um.
Zu guter Letzt bogen sie in eine lange Auffahrt zu einem Gebäude, das aussah wie ein georgianisches Herrenhaus. Mark sagte leise zu dem Kutscher: »Wenn wir ihnen unmittelbar folgen, werden sie anfangen zu rennen. Sie haben hundert Pfund bei sich und glauben vermutlich, daß wir sie ausrauben wollen. Ich möchte aber mit beiden in der Kutsche sprechen. Sie schnappen sich die rechte.«
Die Schwestern, die sich so nahe an ihrem Ziel bereits in Sicherheit wähnten, wurden eines Besseren belehrt. Sie waren starke Frauen, die sich heftig gegen ihre Angreifer wehrten, aber der Herzog von Bath hatte sein Opfer rasch überwältigt und half dann seinem Mitverschworenen, ihre Schwester in die Kutsche zu stoßen. Als Mark drinnen die Lampe anzündete, schnappte diejenige, die auf Hardwick Hall gewesen war, nach Luft. »Der Herzog von Bath!«
Im flackernden Licht der Lampe wirkte sein Gesicht finster und bedrohlich. Als er sprach, klang seine Stimme genauso.
»Ich nehme an, die Lady, der die Halbmünze gehört, befindet sich innerhalb dieser Mauern. Habe ich recht?«
Die Schwestern wechselten einen alarmierten Blick.
»Was ist das für ein Ort?« schnauzte er.
»Woodhaven Asylum.«
Jesus, die Bastarde haben sie in ein Irrenhaus gesteckt. Ich hätte sie nie gefunden !
»Haben Sie eine Ahnung, in welchen Schwierigkeiten Sie sich befinden? Die fragliche Lady ist eine entführte Erbin. Ihr beiden habt eins ihrer Schmuckstücke gestohlen und verkauft. Zufällig bin ich Richter in diesem County.« Natürlich konnten sie keinesfalls wissen, daß seine
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