Sinnliche Eroberung
umeinander wanden! Diana errötete und erkannte, daß der Künstler hier ein Bacchanal, ein altrömisches Fest zu Ehren des griechisch-römischen Weingottes, dargestellt hatte. Die männlichen Körper sahen herrlich aus - breite Rücken, mächtige Brustkörbe, Muskeln wie Helden und Beine wie Baumstämme. Die Frauen dagegen waren mehr als wohlbeleibt mit großen, üppigen Brüsten, dicken Bäuchen und Schenkeln.
Es gab nur ein einziges weibliches Wesen, das einen zierlichen Körper besaß, in einer Baumgruppe stand und die Hand auf das Haupt eines Rothirschen gelegt hatte. Sie besaß goldenes Haar, lange nackte Beine und eine ihrer Brüste war entblößt. Diana empfand das gesamte Fresko als ziemlich verstörend. Sie senkte den Blick zum Kamin, der mit schwarzem, golden geädertem Marmor verkleidet war. Neben dem Kamin erhob sich eine große, flache Bronzeschale. Diana fragte sich, wozu sie wohl benutzt wurde.
Dann fielen ihre Augen auf das Bett, das den Raum dominierte. Es war massiv und befand sich auf einem hohen Sockel, der auf einer Seite mit Stufen versehen war. Sie nahm an, daß man es als Himmelbett bezeichnen konnte, bloß daß die vier Pfosten bis zur Decke reichten und natürlich als römische Säulen oben in elegant geschwungenen Widderhörnern ausliefen. Das Bett selbst war mit weichglänzenden Tierfellen bedeckt. Darüber lagen ein Dutzend Kissen verstreut, die schwarze, goldene und purpurne Verzierungen trugen. Auch dieser Anblick verstörte sie. Sie kehrte dem Bett bewußt den Rücken.
In einem Alkoven im hinteren Teil des Raums stand ein ebenhölzerner Schreibtisch mit einem großen, massivhölzernen Stuhl. Darauf lagen Papierrollen und Manuskripte, die aussahen und sich anfühlten wie aus schwerem Leinen; aber die Gegenstände, die Diana am meisten erstaunten, waren die Holz-und Wachstafeln und die hölzernen Stifte. Ehrfürchtig fuhr sie mit den Fingern darüber. Sie hatte von solchen Dingen gelesen, aber nie geträumt, sie jemals wirklich betrachten und berühren zu können.
Hinter dem Schreibtisch hingen Karten an der Wand. Drei davon zeigten Bath oder Aquae Sulis, wie es hier ja genannt wurde. Sie studierte sie sorgfältig und sah, daß eine Karte die Stadt zeigte, wie sie früher aussah, eine gegenwärtige Ansicht, und die dritte zeigte die geplanten Änderungen. Ihr Finger folgte der alten römischen Straße, bekannt unter dem Namen Fosse Qay. Auf einer anderen, noch größeren Landkarte waren ganz Nordengland und Teile von Schottland abgebildet und mindestens vier Karten zeigten Wales in allen Einzelheiten.
In dem Moment erblickte Diana die Schriftrollen und lenkte ihre ganze Aufmerksamkeit auf diese Kostbarkeiten. Offensichtlich las er die griechischen Philosophen. Da waren Homer und Sophokles, die ein Mann namens Suetonius ins Lateinische übertragen hatte. Sie wählte eine Lederhülle mit Satiren von Horaz, rollte sie auf, nahm wahllos eine davon heraus und las.
»Und wenn deine Lust brennt heiß, und eine Maid oder ein Knabe sind zur Hand, wer bist du, zu grinsen und zu verzichten? Ich täte es nicht! Was mir behagt, ist ein seichtes, leichtes Liebesabenteuer!«
Diana ließ die Schrift los, die sich wieder von selbst zusammenrollte. Was für eine abscheuliche Philosophie! Sie fand eine Aufzeichnung über Julius Cäsar, als Rom noch eine Republik und kein Kaiserreich war. In dem großen Ebenholzstuhl machte sie es sich bequem und fing an zu lesen. Sie vertiefte sich so sehr in die Schriftrolle, daß sie die Zeit darüber vollkommen vergaß.
Auf einmal hörte sie die tiefe Stimme eines Mannes. Mein Gott, nun gab es kein Entrinnen mehr!
9. Kapitel
Marcus' mächtige Gestalt füllte den Türrahmen, als er auf der Schwelle zu seiner Schlafkammer stehenblieb. Seine schwarzen Augen glitten über sie hinweg, von ihrem goldenen Haar bis zu den Sandalen mit den hohen Korksohlen und wieder zurück zu ihren silbernbemalten Augenlidern. Dann trat er ein und ver schloss die Tür. Er kam halbwegs auf sie zu und musterte die zierliche Gestalt, deren Schönheit im Fackelschein erstrahlte.
Sein Gesicht, das im Schatten lag, wirkte im Gegensatz zu ihr finster und gefährlich. Den kohlschwarzen Augen entging nichts, nicht das kleinste Detail. Er sah, wie die tiefrote Seide ihres Kleides ihr Haar mondhell leuchten ließ, sah, wie es sich um ihre herrlich festen Brüste formte und deren diamantharte Warzen hervorhob.
Sie sprang von ihrem Stuhl auf, ihre Lippen öffneten sich, als sie
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