Sinnliche Eroberung
ein wenig mehr Respekt behandeln. Sobald sie einmal in Marcus' Gunst steht, kann sie dir das Leben zur Hölle machen.«
»Das tust ja du bereits, Gallierin!«
»Tatsächlich?« meinte Nola gedehnt. »Ich hatte keine Ahnung, daß dir meine Wenigkeit unter deine dicke Haut geht. Sei so gut und lasse mir das Frühstück auf mein Zimmer bringen.«
Diana reagierte ihre Wut an den Fliesen ab, doch als ihr Ärger langsam verebbte und sie sich den Böden in anderen Räumen zuwendete, konnte sie nicht umhin, die Schönheit der Mosaiken zu bemerken. Auf einmal verrichtete sie ihre Arbeit mit Stolz, erweckte die kräftigen Farben zu neuem, leuchtendem Leben, spülte dann die Kernseife ab, bis die Steine fleckenlos waren, und polierte sie anschließend mit dem Lederlappen, bis sie nur so blitzten und blinkten.
Nachdem sie mit sechs Fußböden fertig war, taten ihr jedoch allmählich ihre aufgescheuerten Knie und ihr Rücken weh; ihre Hände waren von der scharfen Seife und dem heißen Wasser rot und geschwollen. Mit sturer Entschlossenheit schleppte sie sich in die Küche zurück, wechselte das Waschwasser und ging dann ins Atrium, das gleichzeitig die herrliche Eingangshalle der Villa bildete. Sie war in diesem Raum noch gar nicht gewesen, weil man sie bei ihrer Ankunft durch den Hintereingang hereingebracht hatte. In der Nacht hatte es geregnet, aber nun flutete Sonnenlicht durch die Deckenfenster und ließ den munter sprudelnden Springbrunnen in allen Regenbogenfarben erstrahlen. Leuchtende Blumen quollen überall in dem ovalen Raum aus irdenen Töpfen. Ein Fresko mit Vögeln, von Kranichen bis herrlich bunten Papageien, zierte die blass grünen Wände. Mit einem bewundernden Seufzer machte sie sich an den Boden, bis der ganze Raum schließlich glänzte wie ein Thronsaal.
Auf einmal kamen zwei monströse Doggen durch die Eingangstür gesprungen. Sie waren so groß und sahen so wild aus, daß Diana einen Schreckensschrei ausstieß. Ihre Angst verwandelte sich jedoch rasch in Zorn, als sie sah, daß ihre riesigen Pfoten voller Schlamm waren, die überall auf ihrer frischen Politur Spuren hinterließen.
»Romulus, Remus - bei Fuß!« donnerte eine tiefe Stimme. Die beiden Doggen eilten an die Seite von Marcus Magnus, wo sie ihr Herrchen bewundernd hechelnd beäugten. Diana sank fassungslos auf ihre Fersen zurück. All die mühevolle Arbeit war innerhalb von Sekunden zunichte gemacht!
Die schwarzen Augen des Generals glitten gleichgültig über sie hinweg, so als ob sie sich in nichts von den anderen Sklavinnen in seinem Haushalt unterschied. Letzte Nacht hingegen hatte er sie angesehen, als ob sie ein Preis wäre, für den es sich zu sterben lohnte. Dann, später, als er in ihre Schlafkammer gekommen war, waren seine Hände, obwohl er etwas Obszönes mit ihr gemacht hatte, so sanft mit ihr umgegangen wie mit einem Stück kostbaren Porzellans. Und jetzt blickte er durch sie hindurch, als ob sie nicht existierte!
Diana hätte am liebsten den Eimer mit Schmutzwasser an die herrlichen Wände gespritzt. Sie empfand den unwiderstehlichen Drang, seinen Hunden einen ordentlichen Fußtritt zu geben und den Kopf des Römers unter das Wasser des Springbrunnens zu drücken, bis er um Gnade winselte. Was sie jedoch statt dessen tat, war, sich aufzusetzen und die Fäuste in ohnmächtiger Wut zu ballen, während sich ihre Augen langsam mit Tränen füllten. Als er wieder mit einer Landkarte in der Hand auftauchte und hinauseilte, würdigte er sie nicht einmal eines Blickes.
Kell hatte recht. Sie war unglaublich dumm gewesen. Er hatte ihr letzte Nacht gesagt, daß sie den Römer mit einem einzigen Wimpernschlag hätte verführen können. Nur wegen ihres verdammten Stolzes hatte sie sich eine solche Gelegenheit durch die Finger schlüpfen lassen und nun war sie Marcus Magnus vollkommen gleichgültig. Bis an ihr Lebensende würde sie Fußböden schrubben!
Nachdem sie sich die Tränen aus den Augen gerieben hatte, machte sie sich daran, die Schlammspuren, die die häßlichen Biester überall im Atrium hinterlassen hatten, zu beseitigen. Mit jedem Pfotenabdruck, den sie wegwischte, steigerte sich der Wunsch in ihr, es dem arroganten Römer, der glaubte, er könnte die Welt beherrschen, heimzuzahlen.
Nichts würde sie mehr davon abhalten, Macht über ihn zu erlangen, die ihn in die Knie zwang. Sie wollte ihn versklaven, so wie er sie versklavt hatte. Kein Preis war ihr mehr zu hoch für einen Tausch, so daß sie die Herrin und er der
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