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Sinnliche Maskerade

Titel: Sinnliche Maskerade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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gewissermaßen instinktiv, ganz abgesehen davon, dass sie sie einfach überhaupt nicht ausstehen konnte. Wann immer sie sich in der Nähe der Bibliothekarin aufhielt, hatte sie das Gefühl, als ob die Frau sich ihr überlegen fühlte und auf sie herabblickte. Es mochte lächerlich sein, aber Lady Douglas wollte es einfach nicht gelingen, dieses Gefühl abzuschütteln.
    Sir Stephen war natürlich geblendet, weil die Frau in der Lage war, ihm zu Geld zu verhelfen. Solange sie sein Vermögen wachsen ließ, konnte sie nichts falsch machen. Aber Lady Maude wusste genau, wann jemand ihren Ehemann oder sie selbst ausnutzen wollte. Für solche Dinge besaß sie einfach einen unfehlbaren Riecher, und sie war überzeugt, dass Mistress Hathaway irgendetwas verbarg, dass sie, auf welche Weise auch immer, ihre Stellung ausnutzte. Je unbeschriebener das Blatt, desto mehr war Lady Maude überzeugt, dass sie mit ihrem Verdacht richtig lag. Sir Stephen hatte ihr versichert, dass Mistress Hathaway Empfehlungsschreiben vorgelegt hatte, exzellente Zeugnisse zweier Gentlemen, deren Bibliotheken sie katalogisiert hatte. Nach Angaben dieser Gentlemen war sie unersetzlich, wenn es darum ging, seltene Werke aufzuspüren. Auf ihr Urteil, ob ein Buch wirklich wertvoll war und welcher Preis gerechtfertigt wäre, könne man sich verlassen.
    Lady Maude hatte darauf bestanden, diese glühenden Empfehlungen zu lesen. In ihren Augen waren sie auf eine geradezu aufreizende Weise allgemein gehalten gewesen. Persönliche Äußerungen über die Bibliothekarin gab es nirgends. In Bezug auf ihre Vergangenheit hatte sie andeutungsweise ein Pfarrhaus auf dem Dorf erwähnt, einen verarmten, aber gebildeten Kirchenmann als Vater. Allerdings fehlten die Beweise für eine solche Herkunft. Es schien, als wäre sie vom Himmel gefallen. Nur dass für Sir Stephen nichts anderes zählte als die schlichte Tatsache, dass sie genauso gut war wie in den Empfehlungen beschrieben, wenn nicht sogar noch besser. Und soweit Lady Maude unterrichtet war, hatte er die Schreiben nie zurückverfolgt.
    Lady Maude ging auf die Knie und lugte unter das Bett. Nichts als ein Nachttopf und Staubflocken. Sie erhob sich wieder und blickte sich frustriert um. Irgendwo musste es doch so etwas wie einen Schlüssel zu der Frau geben ... aber es erweckte tatsächlich den Eindruck, als bewohnte sie das Zimmer, ohne Spuren zu hinterlassen.
    Aber dann kam Lady Maude ein Gedanke. Falls es wirklich etwas Verdächtiges zu entdecken gab, hatte Mistress Hathaway es vor ihrer Reise nach London bestimmt beiseitegeschafft. Wer Böses im Schilde führte, würde keine inkriminierenden Indizien zurücklassen. Kein Zweifel, dass die Frau ausgesprochen clever war. Fehler machte sie nicht. Schon die Tatsache, dass dieses Zimmer so steril erschien, war der beste Beweis, dass die Frau etwas zu verbergen hatte.
    Wenn Mistress Hathaway zurückgekehrt ist, beschloss Lady Maude, werde ich mich aufs Neue auf die Suche machen. Sie verließ das Zimmer, wie sie es vorgefunden hatte, und schloss die Tür ab.
    Sir Stephen, der gerade von einem Jagdausflug zurückkehrte, tauchte aus dem Gewehrzimmer auf, als seine Frau die Trep-pe hinunterkam. Auf den ersten Blick erkannte er, dass sie wieder eine ihrer Stimmungen hatte, denn sie hatte die Lippen geschürzt, und ihre Augen schienen noch enger zusammengekniffen als sonst.
    »Guten Morgen, meine Liebe.« Er bemühte sich um einen fröhlichen Gruß und hoffte, dass sie sich ihre Klagen verkneifen würde.
    »Das mag für Sie gelten, Sir Stephen«, begann Lady Maude, »aber Sie haben ja auch nur vergnügliche Dinge, um sich die Zeit zu vertreiben. Ich hingegen habe einen Haufen Pflichten und niemanden als ein paar unfähige Dienstboten zur Unterstützung.«
    »Was genau peinigt Sie, Lady Maude?« Seine Stimme klang resigniert.
    »Ich habe Ihnen schon mehr als einmal gesagt, dass diese Gouvernante nutzlos ist. Sie hat die Kinder nicht unter Kontrolle. Isabel habe ich mit verschmiertem Lätzchen in der Küche entdeckt. Sie hat die Marmelade direkt aus dem Glas genascht. Die Tochter einer Baronin, die sich aufführt wie ein Gör aus der Gosse! Wie ich bereits gesagt habe, diese Bibliothekarin sollte mit den Kindern arbeiten. Anders als diese nutzlosen Exemplare im Schulzimmer scheint sie zumindest eine gewisse Erziehung genossen zu haben.«
    Sir Stephen seufzte.
    »Lady Maude, Mistress Hathaway ist voll und ganz mit meinen Angelegenheiten beschäftigt. Wie oft soll ich Ihnen das

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