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Sinnliche Maskerade

Titel: Sinnliche Maskerade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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diktiert hatte, bevor mit dem letzten Verschwinden ihrer Mutter alles auseinanderbrach.
    Sie zerrte an den Klingelschnur, und als Billings endlich hereinächzte, reichte sie ihm die Briefe.
    »Bitte sorgen Sie dafür, dass die Schreiben heute Nachmittag ausgeliefert werden.«
    »Ich will sehen, ob unser Bursche Archie sich darum kümmern kann«, murmelte er.
    »Es ist außerordentlich wichtig, dass sie noch heute Nachmittag zugestellt werden«, betonte Alex.
    »Oh, aye.« Er schlurfte davon und überließ Alex ihrem Zweifel, ob der Befehl wohl ausgeführt werden würde oder nicht.
    Vielleicht hätte ich mich doch selbst darum kümmern sollen, dachte sie, während sie die Treppe hinaufeilte, um sich für den Ausritt mit Peregrine umzuziehen.
    Sie schüttelte ihre Hose aus und prüfte die Kleider im Wäscheschrank. Drei hatte sie mitgenommen: das unscheinbare graue, das unscheinbare braune und eins in unscheinbarem Schmutzgrün. Das grüne hatte sie gerade am Leib; aber alle drei schienen ihr jegliche Farbe aus dem Teint zu saugen, wie auch die formlosen Falten jegliche weibliche Rundung an ihr verdeckten.
    Sie konnte es nicht ertragen, diese Kleider an sich zu haben, nicht hier, wo es gar nicht notwendig war.
    Einen Moment lang verharrte sie tief in Gedanken versunken vor dem Schrank und erinnerte sich an den schrecklichen Morgen, als ihre Mutter sie das letzte Mal verlassen und ihr Vater den Dienstboten befohlen hatte, sämtliche Spuren seiner Frau aus ihrem Schlafzimmer und ihrem Boudoir zu tilgen. Kleider, Schuhe, Umhänge und Mäntel, Hauben und Tücher - alles war auf den Dachboden gewandert und in eisenbeschlagenen Truhen verstaut worden. Befanden die Sachen sich eigentlich immer noch dort?
    Höchstwahrscheinlich, dachte sie. Niemand dürfte sich daran erinnern, dass sie überhaupt dort lagerten. Als ihr Vater gestorben war und Sir Stephen die Erbschaft angetreten hatte, hatten Lady Maude und er das Haus in London noch nicht richtig bewohnt. Lady Maude hatte Alex erklärt, dass sie es eigentlich zur Wintersaison eröffnen wollte, aber gemessen am gegenwärtigen Zustand der Vernachlässigung würden die Vorbereitungen für dieses Ereignis noch lange andauern.
    Alex machte sich auf den Weg zum Dachboden hinten im Haus und eilte die Treppe hinauf. Hier war es noch staubiger als im übrigen Haus, aber der Stauraum auf dem Dachboden war genau so, wie sie ihn im Gedächtnis hatte. Niemand schien hier gestört zu haben. Aussortierte Möbel waren zu Stapeln aufgetürmt, Truhen und Kommoden an die schräge Wand gerückt. Schwaches graues Licht drang durch die schmalen Fenster des schrägen Daches ins Innere.
    Das Licht reichte gerade eben aus, um ausreichend sehen zu können. Alex ging zu den aufgestapelten Truhen und Kommoden hinüber, kniete sich hin und untersuchte sie. Die Möbel waren nicht abgeschlossen, und nichts darin lohnte sich zu stehlen. Aber in welcher Truhe verbargen sich die Kleider ihrer Mutter? Nach dem Zufallsprinzip wählte sie eine Truhe aus und schlug vorsichtig den Deckel hoch. Zedernduft erfüllte die Luft ... die Garderobe ihrer Mutter lag sorgsam gefaltet vor ihr.
    Die Mode war seit mindestens fünf Jahren überholt. Aber da ihre Mutter in Sachen Mode immer an vorderster Front gestanden hatte, würde sie nicht unbedingt furchtbar altbacken aussehen. Sie fing an, die Kleidung aus der Truhe zu nehmen, ein Stück nach dem anderen, und legte sie über ein altes, ausrangiertes Sofa. Es waren zauberhafte Kleider, denn daran hatte ihre Mutter nie gespart. Soweit Alex unterrichtet war, hatte ihr Ehemann sich auch nie beklagt. Der Mann hatte seine Frau ohnehin kaum jemals in voller Aufmachung erlebt, da er sie bei ihren häufigen Ausflügen in die Stadt oder auf den Kontinent nie begleitet hatte.
    Unten in der Truhe fand sie, wonach sie gesucht hatte — ein dunkelgrünes Reitkleid. Die Jacke, die über einer cremefarbenen Seidenweste zu tragen war, passte ausgezeichnet und hatte überdies einen schwarzen Samtkragen und Manschetten. Der Rock war üppig und hatte eine kleine Schleppe; sogar einen schwarzen Flut mit Goldrand gab es. Unter dem Rock konnte sie ihre eigene Hose und die eigenen Stiefel anziehen.
    Alex sammelte ihre Beute ein und hastete zurück ins Schlafzimmer, wo sie sich eiligst aus ihrem unscheinbaren grünen Kleid befreite und die Hose anzog. Die Weste passte recht gut, wenn Alex auch nicht so üppig ausgestattet war wie ihre Mutter. Wie auch immer, die Weste würde zahlreiche Sünden

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