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Sinnliche Maskerade

Titel: Sinnliche Maskerade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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wenn ich diesen Abend genießen dürfte, ohne ständig an die Wahrheit erinnert zu werden.«
    »Aber das tue ich doch gar nicht, oder?«, entgegnete er ernst.
    »Ich glaube, du kannst gar nicht anders.« Alex zog ihre Hand zurück und verschränkte unruhig ihre Finger. Sie musste sich damit abfinden, dass sie nichts als eine lebende Lüge war, und es gab keinen Grund, sich darüber zu freuen.
    Peregrine schwieg einen Moment lang.
    »Für den Rest des Abends werde ich mich bemühen«, sagte er dann, »alles zu tun, was in meiner Macht steht, dir nicht diesen Eindruck zu vermitteln.« Er streckte den Arm aus und drehte ihr Gesicht in der dämmrigen Kutsche in seine Richtung. »Ich hoffe, das reicht?«
    In ihrem Lächeln lag ein Hauch von Traurigkeit.
    »Danke.« Er konnte versprechen, was er wollte; am Ende würde sie nicht in der Lage sein, zu vergessen.
    Aber kaum hatten sie das Theater erreicht, bemerkte Alex, dass sie im Zauber der glitzernden Menge, des glänzend erleuchteten Theaters, der mit Samt und Brokat ausgekleideten Logen, der schnatternden Menge im Parkett alles um sich herum vergaß und nichts außer dem gegenwärtigen Moment wahrnahm. Fasziniert ließ sie den Blick über die Logen mit ihren aufwendig gekleideten Insassinnen schweifen, über die Ladys mit dick gepuderten Frisuren, die durch ihre Operngläser in die Nachbarlogen linsten und sich in der Flitze der Kerzenleuchter und der bedrückenden Feuchtigkeit der parfümierten Körper kühle Luft zufächelten. Rasch wurde ihr klar, dass zahlreiche Operngläser auf die Blackwater-Loge gerichtet waren; sie konnte den geflüsterten Tratsch der wispernden und mit dem Finger zeigenden Leute förmlich hören.
    »Sieht so aus, als wären wir mindestens so attraktiv wie die Bühne«, murmelte sie Peregrine hinter ihrem Fächer zu.
    »Ich schätze, in der Pause werden wir viele Besucher haben«, erwiderte er, »aber wir wissen nichts, und sie werden nichts erfahren. Die Menschen lieben den Tratsch, insbesondere dann, wenn er nach einer unzüchtigen Affäre riecht.«
    »Was alles in allem schließlich nichts als die Wahrheit ist.« Alex kicherte verschmitzt, was das Herz ihres Begleiters erfreute. Die Rolle der unbekannten Geliebten des Honorable Peregrine konnte sie genüsslich spielen, ohne auch nur den geringsten Hauch des Bedauerns zu empfinden. Sie lehnte sich nach vorn, legte die Unterarme auf dem Rand der Loge ab und blickte hinunter ins Parkett.
    Ein paar junge Kerle glotzten durch ihre Vergrößerungsgläser zu den Logen hoch. Alex erwiderte die starrenden Blicke mit unverhohlener Neugierde, bis Perry ihr ein paar dringliche Worte zuraunte.
    »Setz dich zurück, Alexandra. Das ist die schlimmste Aufmerksamkeit, die du erregen kannst. Es ist eine Sache, in der Gesellschaft der Salons zum diskreten Objekt der Neugierde zu avancieren, aber es ist eine ganz andere, als Objekt der Begierde von den Kerlen im Parkett angestarrt zu werden, so als ob du nichts anderes wärst als die Dirne aus einem Hurenhaus.«
    »Oh, ich bitte um Verzeihung.« Unverzüglich lehnte Alex sich zurück. »Ich bin es nicht gewohnt, überhaupt Aufmerksamkeit auf mich zu lenken. Daher kann ich auch nicht sagen, welche gut und welche schlecht ist.«
    »Ja, Mistress Hathaway hat es sich natürlich zur Lebensaufgabe gemacht, im Hintergrund zu verschwinden«, bestätigte Peregrine seufzend, »verzeih mir, ich habe mein Ehrenwort vergessen.«
    Alex gab keine Antwort. Das Geschehen um sie herum faszinierte sie zu sehr, als dass solche Erinnerungen an diesem Abend sie stören konnten. Der Auftritt der Schauspieler und deren Spiel während des ersten Aktes half wenig, das summende und brummende Geschwätz des Publikums zu beruhigen. Immer noch strömten Menschen ins Theater, nahmen in ihren Logen Platz, winkten und riefen ihren Bekannten auf der anderen Seite des Theaters Grüße zu.
    Alexandra war außer sich vor Wut, als sie sah, wie die Schauspieler angestrengt versuchten, sich während des ersten Aktes Gehör zu verschaffen. Aber alles änderte sich drastisch, als im zweiten Akt David Garrick als Hamlet die Bühne betrat. Garrick war schon Mitte vierzig, aber seine geschmeidige Gestalt und die enorme Selbstsicherheit, mit der er seine Rolle spielte, die üppige Kraft und die ausdrucksstarken Gefühle, die er in sein Spiel legte, ließen es nebensächlich erscheinen, dass er in die Rolle eines Mannes geschlüpft war, der halb so alt war wie er. In der Sekunde, in der er zu sprechen begann,

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