Sinnliche Maskerade
verkündete Peregrine und lächelte der Lady verschwörerisch zu, während er ebenfalls den Hut lupfte. »Mistress Hathaway und ich sind der Meinung, dass Bibliotheken höchst anregende Orte sind, an denen es sich lohnt, seine Zeit zu verbringen. Nicht wahr, Ma’am?«
Alex spürte die Worte eifriger Zustimmung, die ihr auf der Zunge lagen. Ein Lächeln als Antwort brachte ihre Augen förmlich zum Tanzen und ihre Lippen in Bewegung. Aber dann schien sie sich auf die Zunge zu beißen und verkniff sich auch das Lächeln.
»Ich bin überzeugt, Mr. Sullivan, dass Ihre Gelehrsamkeit die meine bei Weitem übersteigt. Ich verrichte nur die Dienstpflichten, um derentwillen ich im Hause angestellt bin.«
Perry verspürte eine gewisse Enttäuschung, denn er hatte registriert, dass sie eigentlich etwas ganz anderes hatte sagen wollen. Es hatte ihn überrascht, wie sehr er sich gefreut hatte, sie schon so bald wiederzusehen, genau wie die Leichtigkeit, mit der sie sich in der Bibliothek in ein freundschaftliches Geplauder vertieft hatten. Mistress Hathaway jedoch schien all dies vergessen zu haben. Inzwischen mied sie seinen Blick und trat einen Schritt zur Seite, als wollte sie den Abstand zwischen sich und ihm vergrößern.
»Möchten Sie vielleicht für einen Moment ins Haus kommen, Mistress Hathaway? Erst kürzlich hat meine Mutter sich nach Ihnen erkundigt. Über einen Besuch würde sie sich sehr freuen, sofern Sie die Zeit erübrigen können, Ma’am.« Marcus lächelte schmeichlerisch. Er hatte viel Zeit darauf verwendet, seiner Mutter eine gewisse Unterhaltung zu organisieren, und es stimmte sogar, dass die Witwe Lady Douglas an der Bibliothekarin der Abbey Interesse geäußert hatte, nachdem sie ihr vor ungefähr einer Woche bei einem Dinner begegnet war. Die gegenwärtige Lady Douglas hatte die Witwe pflichtbewusst zu einem Beisammensein mit der Gesellschaft aus der Gegend in die Abbey eingeladen.
Alexandra zögerte. Sie war selbst neugierig auf ihre Stiefmutter, der sie bisher nur ein einziges Mal begegnet war, und ihr war klar, dass Sylvia darauf brannte zu hören, was ihre Schwester über die Frau zu erzählen hatte, die den Platz ihrer Mutter eingenommen hatte. Aber falls sie mitgehen würde, befände sie sich wieder in der Gesellschaft des Honorable Peregrine; dabei war ihre frühere Unbehaglichkeit in voller Wucht zurückgekehrt, und zwar in genau dem Augenblick, als sie ihn in der Auffahrt erspäht hatte. Es mochte weit hergeholt klingen, aber trotzdem konnte sie das untrügliche Gefühl nicht leugnen, dass die Gesellschaft des Gentlemans sich als gefährlich erweisen könnte. Es erweckte nicht nur den Eindruck, dass er zu viel zu sehen schien, sondern es fiel ihr auch schwer, die Scharade unter dem einladenden Blick dieser durchdringenden blauen Augen aufrechtzuerhalten. Aber wer weiß, vielleicht bildete sie sich das alles auch nur ein ...? Nein, keinesfalls.
»Kommen Sie mit«, drängte Marcus, als er ihr Zögern bemerkte. »Nur ein paar Minuten. Meine Mutter ist gesundheitlich angeschlagen und hat nur selten Besuch.«
Es war das Zögern, das sie ins Verderben führte. Als Entschuldigung hätte es gereicht, wenn sie unverzüglich eine dringende
Verabredung mit Sir Stephen vorgeschoben hätte. Jetzt allerdings würde eine solche Entschuldigung kleinlich und unhöflich wirken und mit Sicherheit unwillkommene Aufmerksamkeit auf sie lenken. Ihr blieb wirklich keine andere Wahl, als Sylvias Neugier zu befriedigen.
»Selbstverständlich. Ich freue mich sehr, Lady Douglas besuchen zu dürfen, Sir.« Sie knickste.
Marcus strahlte und bot ihr seinen Arm für den Weg bis zur Tür. Perry folgte den beiden und dachte darüber nach, dass es doch interessant sein könnte zu beobachten, wie zurückhaltend Mistress Hathaway sich bei einer Aufwartung verhalten würde, denn am Whisttisch am Abend zuvor hatte sie sich auch nicht gerade als besonders gesprächig erwiesen. Er wusste nur zu gut, dass sie sehr wohl in der Lage war, sich in einem Gespräch in vertrauter Runde zu behaupten, hegte aber auch den Verdacht, dass niemand sonst in Combe Abbey jemals ihre geistreiche Zunge erlebt hatte. Warum nur? Warum hielt sie sich so sehr im Zaum?
Marcus drängte Alex in die Halle.
»Ist Lady Douglas unten, Baker?«
»Seit ungefähr einer Stunde unten im gelben Wohnzimmer, Sir. Darf ich Ihnen den Umhang abnehmen, Ma’am?«
»Danke.« Alex ließ sich vom Butler aus dem Umhang helfen, bevor sie ihren Stiefbruder in den
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