Sinnliche Maskerade
eine kleine Halle, in deren hinterem Bereich eine Treppe aufstieg. Auf dem Tisch neben der Haustür brannte eine einzelne Kerze.
Peregrine öffnete eine Tür auf der linken Seite der Halle.
»Bitte treten Sie doch in mein Wohnzimmer, Ma’am.«
Alex ging an ihm vorbei in das kleine Zimmer, das nur durch die Glut des Feuers im Kamin erhellt wurde. Eine frisch gefüllte Kohlenschütte stand neben dem Kamin. Peregrine zog ein langes Zündholz aus einer Holzschachtel, entzündete es und hielt es ans Feuer. Dann entzündete er die beiden Kerzen in einem zweiarmigen Leuchter auf dem Kaminsims und ging zu einem weiteren Leuchter auf der Anrichte hinüber. Goldfarbenes Licht flammte auf und zeigte, dass das Zimmer so gemütlich eingerichtet war, wie es sich auch anfühlte. Die Gardinen waren vor die Fenster gezogen, die Kissen aufgeschüttelt; auf der Anrichte stand ein abgedecktes Tablett neben einer Schale mit Punsch und Gläsern.
»Was für ein angenehmes Zimmer.« Am liebsten hätte sie laut aufgelacht angesichts dessen, wie einfach es war, höfliche Konversation zu treiben in einer Situation, die eigentlich für das Gegenteil höflicher Konversation geschaffen war.
»Das finden wir auch«, sagte Perry und nahm ihr Handschuhe und Umhang ab. »Setzen Sie sich, ich mache uns einen Punsch aus Brandy.« Er ging zur Anrichte und zog das Tuch vom Tablett. »Gut, wir haben Orangen und Zitronen, Zimt und Muskat.«
»Wenn ich einen Punsch trinke, bin ich nicht mehr in der Lage, mich zu bewegen«, protestierte Alexandra und nahm in der Ecke des Sofas Platz.
Peregrine zog eine Braue hoch.
»Das sollten wir mal ausprobieren.« Gebückt stocherte er im Feuer herum, sodass die Flammen wieder hochschossen, stellte einen Kessel Wasser auf den Dreifuß und fing an, die Zutaten in einer silbernen Punschschale zu vermischen.
Alex schaute zu, spürte, wie ihr die Wärme des Feuers bis ins Mark kroch, was beinahe so mächtig war wie das tiefe Gefühl der Erleichterung, das sie in diesem kleinen privaten Hafen empfand, wo sie die Anstrengungen der Scharade hinter sich lassen konnte.
»Wir? Teilen Sie sich das Haus mit Ihrem Bruder?«
»Ja, für gewöhnlich. Aber er ist mit seiner Frau zu einer Reise auf den Kontinent aufgebrochen. Zu verlängerten Flitterwochen.« Er schenkte heißes Wasser in den Punschkrug und rührte mit der Schöpfkelle um, probierte, bevor er die Gewürze und noch einen Schuss Brandy zufügte. »Da, probieren Sie mal. Was halten Sie davon?« Mit der Kelle schöpfte er die dampfende, duftende Flüssigkeit in einen Kelch, den er ihr brachte, ehe er sich auch einen nahm und sich neben sie aufs Sofa setzte.
»Nun, Alexandra, ich will ein paar Fakten aufzählen, die mir über Sie bekannt sind und von denen ich weiß, dass sie der Wahrheit entsprechen.«
»Nein, bitte nicht«, gab sie weich zurück.
Er ließ seinen Blick am Sofa entlang bis zu ihrem Profil schweifen. Die Entspannung, die er noch ein paar Sekunden zuvor an ihr bemerkt hatte, war einem gequälten Ausdruck gewichen, einem angespannten Kiefer. Peregrine fiel auf, dass er, wie wütend auch immer sie ihn gemacht hatte, nicht in der Lage war, irgendetwas zu unternehmen, was ihr Schmerz zufügen würde.
Er nippte an seinem Punsch und stellte den Kelch wieder ab.
»Dann sollten wir sehen, ob wir zu einer anderen Art von Wahrheit gelangen können.« Er löste den Kelch aus ihrem plötzlich erschlafften Griff und stellte ihn neben seinen, ehe er ihr Kinn zwischen seine Finger nahm und ihr Gesicht zu sich drehte. »Schauen wir doch mal, was mir dies zu sagen hat.« Das Gemurmel war so sanft, dass sie seine Worte kaum hören konnte; aber als sein Mund sich auf ihren senkte, wurde ihr bewusst, was sie von dem Moment an erwartet hatte, als er dem Kutscher befohlen hatte, in die Stratton Street zu fahren. Und genauso war ihr bewusst geworden, dass sie es lange zuvor schon gewollt hatte.
Unter dem beharrlichen Druck seiner Lippen und dem köstlichen Gefühl seiner Zunge öffneten sich ihre Lippen. Seine Süße aus einem Gemisch von Brandy und Gewürzen umschwebte ihren Mund, tanzte mit ihrer Zunge und beförderte sie an einen anderen Ort; es schien, als wohnten einzig und allein Wärme und Glut hinter ihren geschlossenen Augen. Seine Finger zupften an dem Tuch in ihrem Nacken, und sie spürte, wie seine Hand in ihr Mieder und seine Finger zart über die obere Schwellung ihrer Brüste glitten, während seine Zunge heiß Und kräftig ihren Mund erforschte. Sie
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